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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Wegmann
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Sahnetörtchen ...“ sang, brach er in lautes Gelächter aus.

In der Folgezeit ließ Xian die Webcam-Übertragung immer dann, wenn er online war, nebenher laufen. Viel passierte allerdings nicht. Ab und zu betrat eine maskierte Gestalt in einem weiten, dunklen Umhang die Zelle und stellte Sid ein Tablett mit unterschiedlichem Essen und Getränken hin. Ob auch Menschenfleisch dabei war, war nicht zu erkennen. Die Gestalt schien auch auf Sid einzureden, Xian konnte den Wortlaut aber nicht verstehen. Allmählich schwanden seine Zweifel, dass es sich bei dieser bizarren Darbietung um eine Inszenierung mit einem Schauspieler handeln könnte. Allein schon aufgrund der Tatsache, dass man Sid offenbar 24 Stunden am Tag live beobachten konnte. Zwar gab es noch immer mehr als genug Spielraum für die Macher dieser Seite – wer auch immer diese waren – um zu tricksen, aber Xian war so oder so auf eigenartige Weise fasziniert von Sid. Er war zu seiner persönlichen Soap-Opera geworden und immer dann, wenn Xian nach Hause kam, schaute er zuerst nach, was Sid so machte. Als es trotz der vollmundigen Ankündigungen, dass bald etwas Schlimmes passieren würde, langweilig zu werden drohte, ertönte eines Abends einmal mehr der Signalton, der darauf hinwies, dass Sid aktiv war. Xian klebte wie elektrisiert am Bildschirm, als er sah, dass eine verwahrloste Gestalt in die Zelle gestoßen worden war. Es handelte sich um einen älteren Mann mit zerlumpten Klamotten, einem langen Bart und wirr vom Kopf abstehenden Haaren. Der Kerl sah so aus, wie man sich einen typischen Obdachlosen vorstellte. Er lag zusammengesunken auf dem steinernen Boden der Zelle, als Sid sich auf seiner Pritsche aufsetzte und schließlich aufstand. Der Mann krabbelte in die entlegenste Ecke, streckte seine Hände vor sich aus und stammelte etwas Unverständliches. Sid kam ihm langsam näher und beobachte ihn wie ein Forscher ein seltenes Insekt. Der Mann machte sich ganz klein und schien offensichtlich große Angst zu haben. Sid lächelte und entblößte spitze gelbe Zähne. Xian rann ein kalter Schauer über den Rücken. Dann beugte sich Sid hinunter und zog den Mann sanft auf die Beine, der ihn mit großen Augen anblickte und zu zittern begonnen hatte. Die beiden standen da in der Ecke der Zelle und es sah beinahe so aus, als würde Sid den Mann zärtlich im Arm halten. Xian zuckte zusammen, als Sids Kopf plötzlich hervor schnellte und er seine Zähne in die Nase des Mannes grub. Blut spritzte und der Typ stieß unmenschlich laute Schreie aus. Dort wo zuvor seine Nase gewesen war, klaffte jetzt ein blutiges Loch. Sid umfasste den Kopf des Mannes und biss ihm dann in seine linke Wange – noch mehr Blut strömte zu Boden. Der Mann ließ sich auf die Erde sinken und hielt sich die Hände vor das Gesicht, während er mit den Beinen anfing, heftig zu strampeln. Sid kniete sich daraufhin nieder, zerrte eine Hand vom Gesicht des Mannes weg und biss ihm in den Daumen. Er riss mit seinen Zähnen daran, wie ein hungriger Löwe am Fleisch einer Antilope, bis der Finger schließlich abgetrennt war. Sid spuckte ihn zu Boden. Xian wandte sich angeekelt ab. Nachdem lange kaum etwas passiert war und er es eher lustig gefunden hatte, Sid zu beobachten, kam dieser plötzliche Ausbruch roher Gewalt völlig unvorbereitet für ihn. Einen Moment später wurde Xians Neugierde aber doch zu groß; er schaute wieder auf seinen Laptop. Xian verzog das Gesicht und er kämpfte gegen die Übelkeit. Gleichzeitig empfand er eine kribbelnde Erregung. Sid saß im Schneidersitz auf dem Boden, der reglose Körper des Mannes lag vor ihm. Genüsslich biss Sid einen großen Happen von dessen Unterarm ab, als würde es sich um einen Hähnchenflügel handeln. Er kaute und schmatzte, während Blut und Fleischreste rund um seinen Mund klebten. Diese animalische Darbietung zog Xian gänzlich in den Bann. Er war mit Ballerspielen aufgewachsen, bei denen alle paar Sekunden das Blut aus irgendwelchen Körperteilen spritzte. Er hatte die brutalsten und härtesten Filme gesehen und war innerlich gegen jegliche Gewalt und Perversion abgestumpft. Aber das hier war nochmal eine ganz andere Dimension. Das war dieser besondere Kick, den er – so musste er sich eingestehen – auch insgeheim gesucht hatte. Xian zweifelte jetzt nicht mehr daran, dass das Ganze real war. Um sich zusätzliche Klarheit zu verschaffen, setzte er sein Knowhow in Sachen Computer ein – immerhin hatte er ein mit Bestnote

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