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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Wegmann
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Brust zu versenken. Nun war er lediglich an der Hand verletzt und vermutlich, wie ein verwundetes Raubtier, gefährlicher als je zuvor. Endlich ertastete Sarah die Wand. Eilig bewegte sie ihre Hände hoch und runter, dann ein Stück weit nach links. Sie fühlte eine glatte, kühle Oberfläche – das musste die Fensterbank sein. Sie tastete höher und fand schließlich den Griff des Fensters. Sie hantierte daran herum und zu ihrer unbändigen Erleichterung konnte sie das Fenster öffnen. Es war anscheinend nur durch eine Windböe zugefallen. Kalte Luft kam ihr entgegen und Sarah sog sie tief in ihre Lungen. Sie atmete Hoffnung. In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und sie hörte wie jemand den Raum betrat. Panikartig versuchte sich Sarah auf die recht hoch eingebaute Fensterbank zu stemmen, um in die rettende Freiheit zu entfliehen.
„Groß und Klein haben jede Menge Spaß, gleich gibt’s leckeren Abendfraß“, hörte sie den Irren säuseln.
Endlich hatte es Sarah geschafft. Sie kniete auf der Fensterbank und beugte sich nach vorne, um sich nach draußen zu stürzen. In diesem Moment spürte sie, wie jemand sie an der rechten Wade packte. Eine Welle des Entsetzens und der Entmutigung überrollte sie, dann wurde sie unsanft zurück in das Zimmer gezerrt. Sarah versuchte sich mit den Händen an der Unterseite des Fensterrahmens festzuhalten, was ihr aber nicht gelang. Sie knallte hart mit dem Oberkörper auf den Boden, wobei ihr das Messer aus der Hand fiel. Ein Schmerz durchfuhr sie und sie schrie laut auf. Instinktiv drehte sie sich schnell auf den Rücken, da spürte sie auch schon wie zwei Hände sie an den Schultern packten. Sarah ließ mit voller Kraft ihr rechtes Bein emporschießen, was mit einem wehklagenden Laut quittiert wurde. Anscheinend hatte sie den Freak an einer empfindlichen Stelle getroffen, dachte sie mit einem Hauch Genugtuung. Er hatte sie losgelassen und sie rollte sich zur Seite weg, um Abstand zwischen sich und ihren Angreifer zu bringen. Dann krabbelte sie so schnell sie konnte in Richtung der offenstehenden Tür, die ein spärliches Licht in den Raum fallen ließ. Es schepperte erneut, als sie mit der Schulter gegen eine Kiste oder einen Karton stieß. Schließlich richtete sich Sarah auf und rannte dem Ausgang entgegen. Das wütende Grunzen direkt hinter Sarah veranlasste sie, sich so schnell sie konnte aus dem Raum zu stürzen. Sie zog die Tür hinter sich zu und rannte nach rechts, auf das Bild der unheimlichen Augen zu - in Richtung Keller.

 
    18 
     
    Der Mann, der sich Richard Ashmore nannte, zog sich eine schwarze Wollmütze mit Schlitzen für Augen, Nase und Mund vom Kopf und legte sie zusammen mit seinem iPhone, einer Taschenlampe und einer 9 mm Pistole, die er aus seinem Hosenbund zog, auf einem langen Tisch ab. Auf diesem befanden sich mehrere Computer-Monitore, Joysticks, Lautsprecheranlagen, Tastaturen sowie weitere teure, elektronische Geräte und eine Pultkonsole. Insgesamt erinnerte die Einrichtung in einer Ecke der Scheune, in der neben den Monitoren nur eine kleine Tischlampe für etwas Licht sorgte, an die Kommandozentrale einer militärischen Operation. Richard setzte sich auf einen Drehstuhl aus schwarzem Leder und atmete tief durch, während er auf einem der Monitore beobachtete, wie Sarah die Treppe hinunter in den Keller ging. Das war knapp, dachte er. Er hatte das Fenster in dem einen Raum absichtlich offen gelassen, um Sarah und den Zuschauern eine potentielle Fluchtmöglichkeit zu suggerieren, und somit die Spannung zu steigern. Um ein Haar hatte sie es aber geschafft zu entkommen und er hätte eingreifen müssen, was sicher für viel Unmut bei seiner Kundschaft gesorgt hätte. Wie er anhand der Nachrichten in den Chats und Foren auf seiner Seite erkannte, zitterten viele mit dem Underdog und hätte er intervenieren müssen, hätte das zu einem mehr als unbefriedigenden weiteren Verlauf der Show geführt. Er hatte eigentlich darauf getippt, dass Sid Sarah bereits im Wohnzimmer einfangen würde, aber der Kerl war eben nur ein geistig zurückgebliebener Tölpel. Und sein strohdoofer Goldesel, der sein Werk zu einem spannenden Event machte, das nahezu sekündlich von mehr Menschen auf der ganzen Welt verfolgt wurde.

Aufgeregt zündete sich Richard eine Zigarette an. Eigentlich war es ausgesprochen gut, dass Sarah sich so tapfer wehrte und Sid bislang entkommen war, dachte Richard. Nun würde seine Show im Keller um einen weiteren, hoffentlich

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