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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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erklärte Karlstein. »Es brauchte mehrere Pfleger, um ihn von ihr wegzuzerren.«
    Ich sah North an. »Darwin hat sie zusammengeschlagen.«
    »Das miese Dreckschwein«, zischte Anderson.
    Ich hatte das seltsame Gefühl, dass Karlstein mir etwas verheimlichte. »Aber sie hat es überstanden? Ich meine, sie lebt?«
    »Ja. Ja«, sagte er. »Natürlich.«
    »Wie schwer ist sie verletzt?«, fragte ich.
    »Sie ist außer Lebensgefahr«, antwortete Karlstein, »aber sie hat einiges einstecken müssen. Starke Schwellungen im Gesicht, die von einem gebrochenen Jochbogen herrühren. Außerdem hat sie vier gebrochene Rippen und einen Leberriss. Ich habe sie auf die Intensivstation verlegen lassen, um auf Nummer sicher zu gehen. Wir haben eine Computertomographie von ihrem Kopf gemacht, aber alles scheint in Ordnung. Ich ordne noch eine an, bevor sie entlassen wird, um sicherzugehen, dass sie keine Hirnblutungen davongetragen hat. Jemand von der Augenklinik ist vorbeigekommen. Ihr rechtes Auge ist vollständig zugeschwollen. Wie es aussieht, ist die Netzhaut aber unbeschädigt.« Er machte eine Pause. »Sie wird wieder gesund werden, zumindest physisch, aber es wird noch lange dauern, bis die emotionalen Wunden verheilt sind.«
    »Ist sie bei Bewusstsein?«, fragte ich.
    »Ich habe sie mit Darvocet voll gepumpt, deshalb ist sie die meiste Zeit in einem Dämmerzustand. Aber wenn sie wach ist, hält sie sich hervorragend. Sie ist bei klarem Verstand. Sie weiß, wer ich bin, welcher Tag heute ist, wo sie ist, wer der Präsident ist – all die Fragen, mit denen ihr Jungs Leute auf die Probe stellt.«
    »Was ist mit Tess?«, fragte ich. »Darwin hat ihr doch nicht auch etwas angetan, oder?«
    »Er ist nicht in ihre Nähe gekommen«, sagte Karlstein. »Ich meine, das war keine typische Szene eines Vaters, der nicht ertragen kann, von seinem Kind getrennt zu sein, und ausrastet. Die Sitzwache sagt, Bishop sei nicht einmal an Tess’ Bett gegangen.«
    »Wurde er festgenommen?«
    »Der Wachdienst hat ihn festgehalten, bis die Polizei eingetroffen ist. Er wurde in Handschellen abgeführt«, berichtete Karlstein. »Ich bin kein Anwalt, aber ich würde sagen, er wird für eine ganze Weile hinter Gittern verschwinden, trotz all seiner guten Verbindungen. Es gibt jede Menge Zeugen für das, was er getan hat. Und nach deren Schilderungen zu urteilen, wie er sich auf sie gestürzt hat … Er hat versucht, sie umzubringen.«
    »Sag ihr, dass ich so schnell wie möglich bei ihr bin«, bat ich ihn. »Ich und mein Freund North Anderson.«
    »Ich werde es ihr gleich sagen«, versprach Karlstein.
    »Danke, John«, sagte ich. »Nochmals vielen Dank.«
    »Gern geschehen«, erwiderte er. »Ich sehe dich dann später.«
    Ich legte auf.
    »Kommt sie durch?«, fragte Anderson. »Was zum Teufel ist passiert?«
    Ich wiederholte, was Karlstein mir erzählt hatte. »Anscheinend ist Bishop völlig durchgedreht«, sagte ich. »Was einen bei seiner Vergangenheit nicht zu wundern braucht, würde ich sagen. Jedenfalls kommen jetzt Anklagen wegen Verstoßes gegen ein gerichtliches Kontaktverbot und versuchten Mordes auf ihn zu. Er könnte für zwanzig Jahre hinter Gitter wandern.«
    »Das macht es für O’Donnell bedeutend schwerer, die Ermittlungen abzuschließen«, sagte Anderson. »Und selbst wenn er es tut, sollte es deinem Freund Rossetti ein Leichtes sein, bei den Geschworenen Zweifel aufkommen zu lassen, ob der Staatsanwalt nicht möglicherweise den Falschen vor Gericht gestellt hat.«
    Anderson hatte Recht. »Eigentlich hätte ich mir ja eine andere Art und Weise gewünscht, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen, aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.«
    »Ich frage mich, für welche Papiere er wohl ihre Unterschrift wollte«, überlegte Anderson laut.
    »Ich vermute, das werden wir von den Bostoner Cops erfahren, die ihn festgenommen haben«, erwiderte ich. »Kommst du mit?«
    »Wenn du lieber allein hinfahren möchtest, brauchst du es nur zu sagen.«
    »Das weiß ich«, sagte ich. »Genau das ist der Grund, weshalb wir zusammen hinfahren sollten.«
    Trotz John Karlsteins Schilderung von Julias Verletzungen und obwohl er seine Beschönigungen Lügen gestraft hatte, indem er behauptet hatte, sie sei nur zur Beobachtung auf der Intensivstation, war ich nicht auf den Anblick gefasst, der mich erwartete, als ich dort eintraf. Vielleicht war es die Erinnerung an ihre überwältigende Schönheit, vielleicht hatte ich auch in gewisser

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