Infam
ich die Informationen heute noch bekommen könnte.«
»Sie sind Polizist«, sagte sie skeptisch.
»Psychiater«, erklärte ich. »Ich arbeite zusammen mit der Polizei an einem Fall, der die Bishop-Familie betrifft.«
»Ein Psychiater. Das ist mal was Neues.« Sie lächelte fast. »Sie sehen nicht wie ein Psychiater aus.«
»Das habe ich schon häufiger gehört«, gestand ich. Ich holte meine Brieftasche heraus und zeigte ihr meine ärztliche Zulassung.
»Hier steht ›Massachusetts‹«, sagte sie und zeigte auf den Ausweis.
»Dort ist meine Praxis, aber ich übernehme auch Fälle in anderen Bundesstaaten«, erklärte ich.
»Diesen einen Fall«,
wies die Stimme in meinem Hinterkopf mich zurecht.
»Diesen Fall, dann keinen mehr.«
Ich stimmte stumm zu. Die forensische Psychiatrie hatte mich beinahe meinen Verstand gekostet. Ich wollte ihn nicht noch einmal aufs Spiel setzen.
Die Schalterbeamtin musterte mich abschätzend, dann schüttelte sie den Kopf. »Wenn Sie ein Lügner sind, dann sind Sie zumindest ein guter.« Sie drehte sich um und verschwand in einem Büro. Zehn Minuten später kam sie mit einem Computerausdruck an den Schalter zurück, den sie faltete und in einen Umschlag steckte. Sie hielt ihn mir hin, zog ihn jedoch wieder zurück, bevor ich ihn ihr aus der Hand nehmen konnte. »Wir können das nicht jedes Mal machen«, erklärte sie. »Egal, wer Sie sind.«
»Ich bin schon dankbar für dieses eine Mal«, versicherte ich ihr.
Sie gab mir den Umschlag.
Ich ging mit dem Auszug zu einer Bank direkt vor dem Büro, setzte mich und fing an zu lesen:
Erwachsenenregister Stand 25.06.2001 Seite 1 von 1
Name: Bishop, Darwin G.
Geboren: 11.05.1948
Geburtsort: Brooklyn
PCF# 507950Co
Geschlecht: MSS:013–42–1057
Mutter: Norma Ericksom
Vater: Thomas
Wohnort: 829 Park Avenue
Hautfarbe: Weiß
Ordens- oder Künstlernamen:
Keine
Datum: 22. 05. 1995 Manhattan
Aktenzeichen #6656 CR952387
Strafverfahren
Anklage: Gefährdung im
Straßenverkehr
Entscheidung: Klage abgewiesen
Datum: 22. 05. 1995 Manhattan
Aktenzeichen #7513 CR811116
Strafverfahren
Anklage: Trunkenheit am
Steuer
Entscheidung: Klage abgewiesen
Datum: 06. 09. 1981 Manhattan
Aktenzeichen #7513 CR811116
Strafverfahren
Anklage: Häusliche Gewalt,
tätlicher Angriff
Entscheidung: Schuldspruch
(Bewährung)
Datum: 23. 07. 1980 Manhattan
Aktenzeichen #4912 CR800034
Strafverfahren
Anklage: Verstoß gegen
Kontaktverbot, Gesetz zum
Schutz gegen körperliche
und seelische Misshandlung
Entscheidung: Schuldspruch
(Bewährung)
Der Strafregisterauszug beunruhigte mich zutiefst. Bishops Verurteilung wegen häuslicher Gewalt und tätlichen Angriffs im Jahr 1981 war offensichtlich das Resultat der Tatsache, dass er seine erste Frau, Lauren, geschlagen hatte. Und jene Episode war anscheinend einem anderen Besorgnis erregenden Zwischenfall im Jahr 1980 gefolgt – etwas, das bedrohlich genug gewesen war, um das Gericht zu veranlassen, ein Kontaktverbot gegen Bishop zu verhängen, gegen das er später verstoßen hatte. So viel zu dem »Wir sind die besten Freunde«-Gesülze, das Bishop dem Schreiberling vom
New York
-Magazin aufgetischt hatte, der ihn nach der Scheidung von Lauren gefragt hatte.
All seinem Manhattan- und Nantucket-Prestige zum Trotz kristallisierte sich langsam ein Bild von Bishop heraus, das ihn als einen ganz gewöhnlichen Alkoholiker und Frauenschläger zeigte – etwas, mit dem ich mehr als genug Erfahrung aus erster Hand hatte. Schließlich war ich mit einem aufgewachsen. Es gehörte nicht viel dazu, sich vorzustellen, dass Bishop Billy prügeln könnte oder dass er die kleine Brooke getötet hatte.
Von der Eingangshalle aus rief ich North Andersons Handynummer an. Er meldete sich augenblicklich.
»Ich habe mir gerade in New York eine Kopie von Darwin Bishops Strafregister besorgt«, berichtete ich.
»Welches Strafregister?«, fragte er.
»Ich habe einen Zeitungsartikel gefunden, in dem eine Anklage gegen ihn wegen tätlichen Angriffs Anfang der Achtzigerjahre erwähnt wurde, also habe ich mir einen vollständigen Auszug besorgt.«
»Und?«
»Nicht schön. 1981 wurde er wegen häuslicher Gewalt gegen seine Frau Lauren verurteilt. Im Jahr davor hat er außerdem gegen ein gerichtliches Kontaktverbot verstoßen. Daneben gab es noch ein paar Anklagen wegen Gefährdung des Straßenverkehrs und Trunkenheit am Steuer Mitte der Neunziger, die mit tatkräftiger Hilfe von F. Lee Bailey
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