Infam
Doppeletage mit einer Kolonnade aus zweistöckigen Säulen und einer Dachterrasse, die mindestens hundert Quadratmeter groß sein musste.
Ich schlenderte zum East River hinunter und betrachtete das Panorama, das von der Queensboro Bridge zur Linken und der Williamsburg Bridge zur Rechten eingerahmt wurde. Zwischen ihnen ragten epische Symbole der amerikanischen Wirtschaft auf – riesige Schornsteine, das Citibank-Gebäude, eine gigantische Neonreklame für Pepsi Cola. Mein Blick schweifte über sie hinweg und blieb an der beeindruckenden Burgruine auf Roosevelt Island hängen.
Und als ich hier stand, bekam ich das, weswegen ich gekommen war: eine Kostprobe der Erhabenheit, die Darwin Bishop in jenem Moment empfunden haben musste, als er den Kaufvertrag für sein Heim unterzeichnet und sich damit eine Immobilie im Epizentrum der zivilisierten Welt gesichert hatte; ein Refugium, das nicht einmal eine Meile vom Waldorf-Astoria, der St.-Patrick-Kathedrale, der Radio City Music Hall und dem Central Park entfernt lag. Niemand würde je darauf kommen, dass er ein Bursche aus Brooklyn mit einem Vorstrafenregister war. Ich ging zurück zum Taxi.
»Also«, sagte Puzick. »Sie haben so schnell gesehen alles, was Sie sehen wollten?«
»So ziemlich«, bestätigte ich.
»Die Garbo hat da gelebt«, sagte er und zeigte auf das Gebäude gegenüber des River House.
»Die Garbo«, sagte ich. »Wirklich.«
»Das sagen sie zumindest.« Er schwenkte zurück zur First Avenue, um mich über den FDR Drive in die Innenstadt zu fahren. Zweimal sah er mich im Rückspiegel an, ohne jedoch etwas zu sagen.
»Sie haben sie in Polen besucht?«, nahm ich unser früheres Gespräch wieder auf. »Ihre Tochter?«
»Jedes Jahr, Gott ist mein Zeuge«, sagte er. »Aber es war nicht genug.« Er verstummte.
Ich wusste genau, wonach Alex Puzick suchte. Vergebung. Ich starrte auf den kleinen Plastik-Jesus, der an das Armaturenbrett geklebt war. »Dass Sie Ihre Frau verlassen haben, hat Ihre Tochter nicht krank gemacht«, sagte ich.
Er drehte sich nicht um, sah noch nicht einmal in den Rückspiegel. »Wie können Sie das wissen?«, fragte er mit eindringlicher Stimme, als würde er ein Gebet sprechen.
»Weil Sie sich deswegen Sorgen machen«, antwortete ich. »Sie machen sich Sorgen um sie.«
Er seufzte. »Wahrscheinlich hätte ich bei ihnen bleiben sollen«, sagte er mehr zu sich als zu mir.
Vielleicht hätte er das tun sollen. Und vielleicht hätte das die Dinge nur noch schlimmer gemacht. Ich konnte nur eins mit Gewissheit sagen: dass ein Mann, den ich nicht einmal eine Viertelstunde kannte, solch tiefen Schmerz litt, dass er wie eine Woge über mich hereinbrach. »Sie sind weggegangen, weil Sie jemanden liebten«, erklärte ich ihm. »Das bedeutet, dass Sie Ihrem Herzen gefolgt sind. Sie sind sich treu geblieben. Ich weiß nicht, was dazu geführt hat, dass Dorothy die Kontrolle über ihre Emotionen verloren hat, aber ich kann Ihnen versprechen, dass es nicht das war.«
»Sie klingen so sicher.«
»Ich bin schon lange in diesem Beruf«, sagte ich und beugte mich zu ihm vor. »Ich bin sicher.«
Er entspannte sich sichtlich. »Ich sehe sie in einem Monat«, sagte er. »Fünf Wochen.«
Ich ließ mich wieder zurück auf den Sitz sinken. »Gut.«
Keiner von uns sprach ein weiteres Wort, bis wir vor Nummer 25 Beaver Street hielten. Ich stieg aus dem Taxi und trat an Puzicks Fenster.
»Das geht auf mich«, sagte er.
Der Taxameter zeigte 11,30 Dollar. Ich hielt ihm einen Zwanziger hin. »Das müssen Sie nicht tun«, sagte ich.
»Ich muss es nicht tun. Sie auch nicht«, erwiderte er. »Wir sind quitt.«
Ich fuhr mit dem Aufzug zur Strafregisterstelle im siebten Stock hinauf. Es gab zwei Schalterbeamte und etwa ein Dutzend Leute in der Schlange, also wartete ich, bis ich an der Reihe war, was rund eine Stunde dauerte. Als ich den Schalter erreichte, informierte mich eine junge Asiatin mit sehr ernstem Gesicht und sehr großen silbernen Ohrringen, dass ich sechzehn Dollar für eine computerisierte Strafregistersuche zu Darwin Bishop bezahlen musste. Die Suche würde das Aktenzeichen und die Entscheidung für jede Anklage auswerfen, die seit Mitte der Siebziger gegen ihn erhoben worden war. Ich gab ihr bereitwillig das Geld, war jedoch enttäuscht, als sie mir erklärte, dass ich am nächsten Morgen wiederkommen müsste, um die Ergebnisse abzuholen.
»Ich arbeite zusammen mit der Polizei an einem Fall«, sagte ich. »Es wäre wirklich gut, wenn
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