Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
Vom Netzwerk:
Vereinigten Staaten leiden Zehntausende von Frauen daran. Die Ursache ist unbekannt. Sie könnte hormonell, neurochemisch oder psychologisch sein – oder eine Kombination aus allen drei Faktoren. »Natürlich«, bestätigte ich.
    »Und Frauen, die ihre Kinder ermordet haben, haben postnatale Depression als Grundlage benutzt, um auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren, richtig?«, fuhr er fort.
    Ich wusste, worauf er hinauswollte, war aber nicht in der Stimmung, klein beizugeben. »Du klingst wie ein Staatsanwalt«, bemerkte ich. »Stehe ich hier vor Gericht?«
    »Beantworte einfach nur die Frage.«
    »In einigen Fällen haben Frauen mit postnataler Depression auf nicht schuldig aufgrund von Unzurechnungsfähigkeit plädiert, nachdem sie ihre Babys getötet hatten«, räumte ich ein.
    »Und in ein paar Fällen hat es sogar funktioniert. Sie haben erfolgreich angeführt, sie seien so depressiv gewesen, dass sie jeglichen Kontakt zur Realität verloren hätten.«
    »Ich habe mit so etwas schon zu tun gehabt«, meinte ich. »Der Fall einer Frau in Georgia, die auf ihre Tochter geschossen und das Kind eines Nachbarn getötet hat. Die Geschworenen haben sie freigesprochen.«
    »Und Julia Bishop ist in psychiatrischer Behandlung gewesen. Wegen Depressionen.«
    Ich dachte an mein Mittagessen mit Julia zurück, besonders an meine Sorge, ihr Schlaf- und Appetitmangel könnte möglicherweise auf ein Wiederauftreten jener Depression hindeuten. »Was du sagst, ergibt durchaus einen Sinn«, sagte ich, »aber …«
    »Aber sie hat schöne Augen und einen tollen Hintern, und Frank Clevenger liebt nun mal die Damen, besonders die kaputten.« Er verzog gequält das Gesicht. Er wusste, dass ich noch immer nicht darüber hinweg war, Kathy an eine Geisteskrankheit verloren zu haben. »Tut mir Leid«, sagte er. »Jetzt ist es wohl an mir, mich zu entschuldigen.«
    Ein Teil von mir wollte Anderson an der Kehle packen, während ein anderer ganz genau wusste, dass er Recht hatte. Ich konnte Julia Bishop als Verdächtige nicht ausschließen. »Mach dir darüber keine Sorgen«, sagte ich.
    Er ließ trotzdem nicht locker. »Und was genau soll das heißen?«
    »Sie kommt auf die Liste der Verdächtigen«, erklärte ich. »Ich glaube zwar nicht, dass sie Dichtungsschaum in Brookes Luftröhre gespritzt hat, im Moment kann ich es aber nicht beweisen, okay? Zufrieden?«
    »Ja.« Anderson entspannte sich und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Versteh mich nicht falsch. Ich wäre wirklich sprachlos, wenn sich herausstellte, dass sie es gewesen ist, Frank. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass ich mich irre.«
    Unser Essen kam – Schwertfisch für mich, Lendensteak für Anderson. Mir ging der Gedanke durch den Kopf, wie liebend gern ich mir ein Glas Merlot zu der Mahlzeit genehmigen würde. Ich sinnierte einen Moment lang über diese Worte. Ich hätte
liebend gern
ein Glas Merlot. Vielleicht lag Anderson doch gar nicht so falsch. Vielleicht war die Sucht der Kern meiner romantischen Gefühle für Frauen, Kathy – und Julia – eingeschlossen. Vielleicht waren es tatsächlich diejenigen mit den kaputten Seelen, die mich anzogen, weil sie meine eigene gebrochene Seele ansprachen.
    Wir beendeten unser Essen und vereinbarten, uns um 10 Uhr am nächsten Morgen im Hotelfoyer zu treffen, damit Anderson mich zu meinem Termin mit Darwin Bishop um halb elf fahren konnte. Ich bot an, allein hinzufahren, doch er gab zu bedenken, dass offizielle Rückendeckung keine schlechte Idee wäre, solange ich von weißen Range Rovern verfolgt wurde.
    Ich ging zurück zu meiner Suite. Die Weinflasche wartete noch immer im Flur auf mich, wo ich sie abgestellt hatte. Ich fixierte sie mit Absicht, weil ich den Drang in mir spürte, meinen Blick abzuwenden. Dann betrat ich mein Zimmer, schloss eilig die Tür und schob den Riegel vor.

9
    Sobald Anderson und ich die Wauvinet Road erreichten, bekamen wir Begleitung – einen von Bishops Range Rovern, der uns die Straße entlang folgte und hinter Andersons Streifenwagen anhielt, als er auf dem halbrunden Platz vor der Bishop-Villa parkte. »Lass dir ruhig Zeit«, sagte Anderson grinsend. »Sieht nicht so aus, als wäre ich hier einsam.«
    »Es dauert nicht lange«, versprach ich, ging allein zur Tür und klingelte. Ich schaute zum Tennisplatz hinüber und sah zwei Männer mit geschulterten Gewehren in Jeeps über das Gelände fahren. Die Sicherheitsvorkehrungen für das Anwesen waren offenkundig verstärkt worden.
    Eine

Weitere Kostenlose Bücher