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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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mehreren Jahren betrachtet, steigt die Zahl auf etwa einunddreißig Prozent. Niemand kann mit Gewissheit sagen, warum.«
    »Damit wären ihre Chancen immer noch besser als vor ein paar Minuten.«
    Karlstein schmunzelte. »Danke, dass du mich daran erinnert hast.« Er schüttelte den Kopf. »Dieser Laden hier würde einem wirklich den Rest geben, wenn man halbwegs normal wäre.« Er kicherte.
    Das wusste ich. Ich wusste auch, dass Karlstein es nicht wirklich als Scherz gemeint hatte. »Du weißt ja, wo du mich erreichen kannst«, erwiderte ich halb im Scherz, um das Angebot weniger aufdringlich klingen zu lassen.
    Er klopfte mir auf den Rücken. »Ich gehöre zu denjenigen, die zusammenbrechen, wenn sie fünfzig Minuten zum Nachdenken haben«, entgegnete er. »Für mich ist es besser, einfach weiterzumachen.«
    Ich sagte nichts darauf, was als Antwort genügte, um Karlstein wissen zu lassen, dass ich kein großer Freund dieser Strategie war.
    »Zwei Dinge muss ich dir allerdings sagen«, fuhr er fort, »wo du ja mit dem Bishop-Fall zu tun hast – zumindest als Forensiker.« Die Art, wie er
»zumindest«
sagte, weckte in mir die Frage, ob er ahnte, dass Julia und ich eine nicht nur professionelle Beziehung hatten.
    »Schieß los«, sagte ich.
    »Ich werde den psychiatrischen Gutachter für die Mutter anfordern. Ich bin lange genug in diesem Geschäft, um zu sehen, dass sie schwer zu kämpfen hat.«
    »Gut«, stimmte ich zu. »Ich bin sicher, du hast Recht.«
    »Und ich ordne außerdem eine Sitzwache an«, erklärte er.
    »Eine Sitzwache?«, wiederholte ich. »Du willst das Baby unter ständige Beobachtung stellen?«
    »Eine der Schwestern hat es vorgeschlagen, aber es war mir auch schon durch den Kopf gegangen.« Er holte tief Luft, warf einen Blick zu Julia, dann sah er wieder mich an. »Sie klammert, verstehst du? Sie hat diese klebrige Anhänglichkeit.«
    Das waren die Kodeworte für Eltern, die ihren Kindern
zu
nahe zu stehen schienen. »Du bist nicht sicher, ob ihr das Wohl des Babys am Herzen liegt«, sagte ich. »Du möchtest, dass jemand sie im Auge behält.«
    »
Am Herzen,
das ist ein guter Witz.« Er schmunzelte.
    »So habe ich es nicht gemeint«, gab ich zurück.
    »Dann war es vielleicht ein freudscher Versprecher«, bemerkte er, ehe seine Miene wieder ernst wurde. »Lass uns ehrlich sein, Frank. Es hat bereits einen Mord in der Familie gegeben. Wenn Tess uns wieder abgehen sollte, dann will ich verdammt noch mal sicher sein, dass es von dem Nortriptylin von gestern Nacht und nicht von etwas in Mommys Handtasche kommt.«
    »Sie hat bereits eine Tochter verloren«, sagte ich, »die andere könnte sterben. Ich sträube mich ja nicht gegen eine Sitzwache, aber ich halte es nicht für die ›normale‹ Art, mit einer Situation wie dieser umzugehen.«
    »Ich gebe zu«, erwiderte er, »dass ich übervorsichtig bin. Das ist so meine Art.«
    Ich hatte schwer an der Erkenntnis zu schlucken, dass noch jemand, den ich respektierte, Julia für eine mögliche Verdächtige hielt. »Nein. Du tust das Richtige«, lenkte ich ein. »Ich sage ihr, dass sie Gesellschaft bekommt.«
    Ich ging zurück zu Julia. »Hier rund um die Uhr zu sitzen lässt Tess auch nicht schneller gesund werden«, sagte ich. »Gegenüber ist ein Hotel. Ich bringe dich hin. Du kannst etwas essen, vielleicht sogar ein bisschen schlafen. Danach kannst du sofort wieder herkommen.«
    »Ich vertraue ihnen einfach nicht, dass sie Darwin von ihr fern halten«, sagte sie.
    »Ich bleibe hier, bis du zurückkommst«, versprach ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich gehe hier nicht weg.«
    »Na schön, aber es wird sowieso jemand hier sein, um auf Tess aufzupassen«, sagte ich. »Sie haben eine so genannte Sitzwache angefordert.«
    »Was ist das?«
    »Normalerweise ist es ein Student oder eine Lernschwester«, erklärte ich, »die rund um die Uhr am Bett sitzen.«
    »Warum?«, fragte sie.
    Ich überlegte, ob ich erzählen sollte, dass auf diese Weise die Atmung des Babys überwacht wurde, beschloss jedoch, ehrlich mit ihr zu sein. »Bei einer laufenden Ermittlung muss das Krankenhaus Tess vor jedem beschützen, der vor dem Vorfall Zugang zu ihr hatte«, erklärte ich.
    »Mich eingeschlossen«, sagte sie.
    »Ja«, bestätigte ich und wartete auf ihre Reaktion.
    »Gut«, sagte sie. »Das beruhigt mich etwas. Zumindest nehmen sie ihre Sicherheit ernst.«
    Julias Bemerkung beruhigte mich ebenfalls ein wenig. Ein Elternteil, der die Verletzungen eines Kindes

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