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Infanta (German Edition)

Infanta (German Edition)

Titel: Infanta (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodo Kirchhoff
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wunderte sich im ersten Augenblick kaum, als jemand auf ihn zukam, den er aus Infanta kannte.
    »Hallo, Father Lukas!«
    »Ich bin kein Vater, was machst du hier?«
    Der Novize blieb stehen. (Er trug Maylas vierzehn Seiten noch über dem Herzen, und dort sollten sie bleiben: Unter den veränderten Umständen – der Gesuchte in Begleitung einer Frau – schien es ihm nur konsequent, den gelesenen Brief jetzt auch vorzuenthalten.) »Ich habe dich gesucht. Wo ist deine Freundin?« Kurt Lukas schaute sich um. Elisabeth Ruggeri ging zu den Fahrstühlen. »Sie ist Journalistin, wir trafen uns zufällig. Signora Ruggeri aus Rom, eine Bekannte. Bischof De Castro kennt sie auch.«
    »Ja, ich erinnere mich. Die hartnäckige Dame. Ich glaube, sie liebt dich.«
    »Unsinn. Willst du etwas trinken?«
    »Ich will mit dir ringen.«
    »Jetzt?«
    »Wenn deine Freundin zusieht.«
    »Signora Ruggeri ist nicht meine Freundin.«
    »Aber du schläfst mit ihr. Sag mir die Wahrheit.«
    »Hast du die Wahrheit gesagt? Warum bist du hier?« Augustin holte Luft.
    »Ich werde dir die Wahrheit noch sagen. Aber vorher muß ich etwas anderes hinter mich bringen.«
    »Hast du das noch nicht erledigt?«
    »Sprich nicht so.«
    »Soll ich vor Ehrfurcht schweigen, weil du noch unschuldig bist?«
    »Ich hasse dich.«
    »Du sollst nicht hassen, sondern mit einer Frau schlafen. Es gibt genug in der Stadt. Danach erübrigt sich auch das Ringen. Und jetzt geh und sieh zu, daß du dir keine Krankheit holst.«
    »Ich bat dich einmal, für mich zu beten«, flüsterte Augustin. »Ich hoffe, du hast es nie getan.«
    Kurt Lukas sah über den roten Kopf des Novizen – zwei Hotelangestellte nahmen das Präsidentenporträt von der Wand, und einmal mehr kam ihm das Glück zu Hilfe: Ohne diesen symbolischen Auftakt zur Revolution hätte er unweigerlich Keine Sorge erwidert und Augustin samt Brief für immer vertrieben. So aber sagte er, »Schau nur, jetzt habt ihr’s wohl bald geschafft«, und der Novize drehte sich um und sah sich und sein Land und damit Mayla verstanden und stürzte davon, um wiederzukommen.
    Umrahmt von den Schmutzrändern des entfernten Doppelporträts, hing am anderen Morgen ein Bild der Tapferen Witwe in der Halle des Luneta Hotels, und die Journalisten begossen den Tausch als persönlichen Sieg.
    Elisabeth Ruggeri hörte schon im Lift Gesänge und fuhr wieder nach oben. Mit dem Satz »Ich muß noch etwas tun für dich, vielleicht schaust du mir zu« weckte sie Kurt Lukas; während er sich noch Schlaf aus den Augen rieb, bewies sie sich und ihm bereits, wie triumphal sich ein Knopf annähen ließ. Sie befeuchtete die Fadenspitze. Sie fädelte die Spitze ein. Sie nahm die Nadel zwischen ihre Lippen. Sie stülpte sich den Fingerhut über. Sie nähte. »Das wollte ich noch erledigen, bevor ich mich mit dem Stabschef treffe«, sagte sie und bat ihn, den Fernseher anzustellen. »Kanal vier, da kommen gleich Nachrichten. Im Moment läuft ein Spielfilm.«
    Kurt Lukas stand für sie auf.
    »Und wo triffst du diesen Mann?«
    »In einem Militärcamp. An Stelle der Volksheldin; diese Sache ist gestorben.« Elisabeth Ruggeri schnitt den Faden ab und warf ihm das Hemd zu. Er ging damit zum Fenster.
    »Und wann triffst du ihn?« fragte er.
    »Heute nachmittag. In zwei Stunden. Du hast wieder lange geschlafen, ich wollte dich nicht wecken. Warum siehst du nach draußen?«
    »Weil ich nicht fernsehen will.«
    »Weil du diesen Film nicht sehen willst. Ann Baxter und Rock Hudson, neunzehnhundertfünfundfünfzig. Wie alt warst du da?«
    Kurt Lukas zog an dem Knopf.
    »Warum hat gerade Frau Ruggeri eine Verabredung mit dem Stabschef?«
    »Weil ich gestern abend noch ein Dutzend Telefongespräche geführt habe, während du dich mit einem Jungen unterhalten hast.«
    »Er ist Novize. Sein Name ist Augustin.«
    »So wie er dich angestarrt hat, konnte ich nur noch gehen. Und telefonieren. Mit Erfolg.«
    »Ich glaube nicht, daß dieser Mann dich empfangen wird. Du solltest dich jetzt schon nach Ersatz umhören. Ich würde es mit Arturo Pacificador versuchen, er ist sicher in seinem Club. Wende dich an die Managerin. Sie heißt Grace und macht einen zuverlässigen Eindruck. Oder an Doña Elvira. Sie kennt den Ex-Gouverneur aus Infanta. Außerdem kann sie Wunder vollbringen.«
    Elisabeth Ruggeri setzte sich aufs Bett.
    »Kann Mayla auch Wunder vollbringen?«
    »Ich glaube ja.«
    »Erzähl mir von ihr, wie sieht sie aus?«
    »Als ich sie zum ersten Mal sah, hätte ich fast

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