Infanta (German Edition)
Ex-Gouverneur von Insel zu Insel fliegt und oft in der Bude erscheint, um die Sängerin am Schlagzeug zu begleiten. Mayla beendet ihre Erzählung, und Hazel schaut sich die Verletzung an. Großes Glück hattest du, sagt sie. Nur die Lippe, sonst nichts. Wenn du ein paar Tage nicht rauchst, wird es bald heilen, und du siehst wieder schön aus. Und fügt mahnend hinzu: Irgendwann mußte das passieren. Du weißt zu wenig von Männern. Darauf Mayla: »Ich weiß gar nichts. Aber bis heute ging es gut« – Butterworth sprach die letzten Worte vor sich hin und dachte wieder an seine Entgleisung. Nach Maylas Bericht über den Zwischenfall mit Narciso hatte er sich ihr gegenüber vergessen. Ursprünglich war er nur in die Küche gekommen, um Grüße des Bischofs auszurichten, bis er, noch in einem Zustand geistiger Erschöpftheit, Maylas Lippe sah. Diesen Zustand schob er ganz auf den Besuch, den sie am Mittag hatten. Der bleiche Priester drehte sich zur Wand und schloß die Augen. Es fing schon damit an, daß der Bischof nicht allein kam und später im Monat als sonst: Ein Termin beim Kardinal hatte sein Kommen um Tage verzögert. Ein Heißerwarteter.
Pio De Castro. Kurz nach dem Zwölfuhrläuten hielt er vor der Station; mit im Jeep saß der annoncierte Novize. Wie immer trug De Castro seinen Sonnenhelm, an dem zur Not auch Geschosse abprallen, und bot das übliche Bild einer wandelnden Glocke. Trotz dreihundert Pfund schwang er sich mit Leichtigkeit aus dem Jeep. Sein Gesicht war mit unzähligen kleinen Schweißperlen bedeckt, scheinbar fest verankert, wie der Schmuck eines Kriegers. Schauen wir doch gleich nach den Gerichten, schlug er vor, während der Novize sich um Horgan bemühte, als habe er nie etwas anderes getan. Ein Junge mit Talenten, erklärte De Castro auf seinem Weg zu den Töpfen, bevor er unserem Gast begegnete. McEllis stellte ihn als Mister Kurt aus Rom vor, und der Bischof lachte. Aus der Pasta-Stadt, und so schlank! Er kenne nur Leute, die von Rom verändert zurückgekehrt seien. Runder. Also auf Figur bedacht, interessant. Mister Kurt fehlten die Worte; er hätte wissen müssen, daß De Castro die Menschheit nicht nach Männern und Frauen unterscheidet, sondern nach Mageren und Fetten. Ich habe auch wieder zugenommen, sagte er. Ein überflüssiger Hinweis. Seine Amtskette ruhte inzwischen auf zwei weichen, ausladenden Brüsten und verschwand, wo früher ein Hals war, unter Ringen aus Fleisch; wir umstanden ihn wie einen Christbaum, betrachteten die Globushälften seiner Backen, die festen großen Augen und das erstaunlich Abgezirkelte der Lippen. Natürlich erkundigte er sich nach Mayla, er verfolgt ja genau ihren Weg. Zu Mister Kurt sagte er vorerst nichts, nur zu dem Novizen: Seine Talente seien sogar bemerkenswert. Und er kleide sich mehrmals am Tag um . . .
Butterworth lächelte. Er hatte dem Novizen Gussmanns alte Kammer zugewiesen, in der immer noch ein Regenschirm stand, und kurz darauf war der Ankömmling in Sporthemd und Turnhose in den Gemeinschaftsraum zurückgekehrt und auf den Gast zugetreten.
Ich bin Augustin. – Mich nennt man hier Mister Kurt. Danach verlegenes Schweigen. Augustin, kleiner als der Deutsche, hob seinen Kopf und zeigte ein unverbrauchtes Predigergesicht mit einem Hauch von Kühnheit, wie junge Dichter ihn anstreben und junge Soldaten ihn manchmal besitzen, ohne ihn anzustreben. Bist du ein Father, fragte er, ein Missionar? – Ich? Ein Missionar? O nein. Ich habe nur Urlaub. Wieder Schweigen; der Novize sah zur Durchreiche, hatte wohl eine Locke oder Schulter erspäht. Auf einmal kratzte er sich am Hinterkopf und sagte in weltmännischem Ton: Der Bischof hat mir unterwegs erzählt, hier auf der Station arbeite ein Mädchen. Ihr Name sei Mayla. Kennst du sie näher? Mister Kurt zögerte einen Moment. Nein, entgegnete er dann auf deutsch, nein. Und der Novize blickte ihn strahlend an, breitete die Arme aus, schloß die Augen und sang ohne Ankündigung, Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt; from top to toe, I’m made for love; da capo a piedi, sono fatto per l’amore. Mit heller Stimme sang er in drei Weltsprachen, gab auf einen Schlag Kostproben von zwei Talenten, wobei ihm die Augen leicht aufgingen und das Weiße erschien. Mister Kurt wich etwas erschrocken zurück, während De Castro flüsterte, wir hätten Glück, wenn es bei einem Lied bleibe. Laut Father Demetrio, dem übrigens der Psychologentitel etwas zu Kopf steige, gebe es im ganzen Land keinen
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