Infantizid
Omicron AG.«
Bräunig nickte und stieà dabei Luft aus, was sich anhörte wie ein Ballon, der durchs Zimmer fliegt.
»Hier hat sich auch einiges getan. Dr. Röhl, der Arzt aus der hiesigen Klinik, ist in Frankfurt ermordet aufgefunden worden. Erschossen. Die Kollegen haben eine Videoaufzeichnung von einem Verdächtigen. Ob das mit unserem Fall zusammenhängt, wird sich noch herausstellen. Dr. Müller steht mit seinem Amtskollegen in Frankfurt/Main in Kontakt. Wie ihr alle wisst, lag der Verdacht nahe, dass jemand aus diesem Haus Informationen nach auÃen weitergibt. Das hat sich heute Nacht bestätigt. Eine Kamera, die hier oben angebracht war, hat den Verräter enttarnt. Vor einer Stunde habe ich mir die Aufzeichnung angesehen, es ist Staatsanwalt Feller. Ein SEK-Kommando ist bereits auf dem Weg hierher, um ihn festzunehmen. Wir haben vom Bundesinnenminister freie Hand, was Festnahmen von Verdächtigen angeht, die in Zusammenhang mit âºInfantizidâ¹ gebracht werden können. Und da sind wir schon beim nächsten Thema. Ich hatte doch gestern diese Unterhaltung mit Minister Schilling im Hotel âºHiltonâ¹. Arndt hat ihn über einen geplanten Staatsstreich informiert. Er selbst war Angehöriger der sogenannten Schwarzen Division. Letzten Sonntag hat er bei einem Ãbungsflug eine Transportmaschine nahe Litauens Grenze zu Polen in die Luft gejagt. Er sprang vorher mit dem Fallschirm ab und schlug sich bis nach Deutschland durch. Für Einzelheiten haben wir jetzt keine Zeit. Nur so viel: Der Tag X, welcher mit Sicherheit feststeht, ist niemandem bekannt. Arndt sitzt hier in Untersuchungshaft und wartet auf seine Vernehmung. Hubaczek, mach du das gleich im Anschluss. Wir brauchen Namen und konkrete Hinweise. Wo befindet sich das Ausbildungslager, was für Leute sind das, wozu werden sie genau ausgebildet und so weiter. Den Rest brauche ich hier. Konntet ihr herausfinden, ob jemand Matti Klatt gestern angerufen hat? Was sagen die anderen Polizeidienststellen oder Krankenhäuser?«
Kratzenstein schlug seinen Block auf und sagte: »Er bekam einen einzigen Anruf zu Hause. Die Telefonnummer gehört zur Omicron AG. Klimm konnte nichts Besonderes feststellen, weder in anderen Dienststellen noch in Krankenhäusern. Keine Vorkommnisse von Personen, die auf die Beschreibung von Klatt passen.«
Bräunig schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. Sein Gesicht war rot und man sah, dass er der Erschöpfung, oder vielleicht war es auch Verzweiflung, nahe war.
»Immer wieder Omicron. Verfluchte ScheiÃfirma! Ich hoffe, dass wir die beiden Flüchtigen bald kriegen. Aber was haben wir gegen die Omicron AG in der Hand? Gar nichts! Und wie ich die Brüder kenne, werden die nicht einmal annähernd auch nur die Lippen bewegen. Ãbrigens ist mir noch etwas eingefallen. Der Name Walbe ging mir ständig durch den Kopf. Irgendwo hatte ich den schon mal gehört. Vorhin kam ich drauf. Er war früher Matti Klatts Chef bei der Diensteinheit IX, ihr erinnert euch? Dass er angesprochen wurde, kann also kein Zufall sein. Langsam fügt sich alles zusammen. Wann macht ihr mit den â¦Â« Bräunig wurde durch das Läuten seines Telefons unterbrochen. Er stellte den Lautsprecher auf Raumton, sodass die anderen mithören konnten. Es meldete sich der Diensthabende.
»Ich wollte Ihnen mitteilen, dass das flüchtige Fahrzeug gestellt wurde. Sie durchbrachen eine Polizeisperre. Danach wurden sie von drei Streifenwagen verfolgt. Nach einer wilden Jagd verloren die Täter die Kontrolle über ihren Wagen und verunglückten. Beide sind schwer verletzt und werden gerade ins Krankenhaus eingeliefert. Der Pkw wurde sichergestellt und wird jeden Moment hierher zur Dienststelle gebracht.«
»Danke«, sagte Bräunig und legte auf. »Na toll. Eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Wie soll man da vorankommen? Die nützen uns erst mal gar nichts. Zumindest die nächste Zeit nicht.«
»Wann haben wir eigentlich mal Glück?«, fragte Fischer.
Bräunig kratzte sich wieder an seiner Oberlippe. »Ich weià es auch nicht. Sorg dafür, dass die beiden nach ihrer Operation in ein Haftkrankenhaus verlegt und streng bewacht werden. Sie dürfen mit niemandem Kontakt aufnehmen. Wie kommt ihr mit den Listen voran? Was Neues von den elf Toten?«
Kratzenstein überlegte kurz, was Bräunig meinte. Ach ja, die Wehrpflichtigen, die
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