Infantizid
von 1975Â bis 1983 einberufen worden waren.
»Nicht sehr weit. Wir hatten noch keine Zeit. Ständig kommt hier etwas anderes dazwischen. Mehr Leute können wir ja wohl kaum anfordern.«
Hubaczek mischte sich ein. »Wir haben die Bilder von Jentzsch und Arndt verschickt, aber noch keine Antwort erhalten. Kratzenstein hat recht, wir können uns nicht aufteilen.«
»Ich weiÃ, aber uns sitzt die Zeit im Nacken. Wer weiÃ, wann â¦Â« Wieder wurde Bräunig unterbrochen, weil die Tür aufflog. Er wollte gerade zu einem Brüllen ansetzen, als er Staatsanwalt Dr. Müller in der Tür sah. Er zählte im Stillen ganz langsam bis zehn.
»Ihr werdet es nicht glauben. Mein Amtskollege aus Frankfurt rief mich eben an. Der Mann aus der Tiefgarage konnte identifiziert werden. Es darf davon ausgegangen werden, dass er der Mörder von Dr. Röhl ist. Es handelt sich um Alfred Krzycztowiak, genannt der Hesse. Vorbestraft wegen Körperverletzung, Förderung der Prostitution, Hehlerei, Diebstahl und Totschlag. Insgesamt bekam er dafür sechs Jahre Haft. Er ist 36 Jahre alt, mittelgroÃ, sportlich und hat dünne, blonde Haare. Da er in seiner Wohnung nicht angetroffen wurde, lösten die Frankfurter sofort eine Fahndung aus. Das Beste kommt jetzt: Dreimal dürft ihr raten, wen Feller heute Nacht von seinem Handy aus angerufen hat.« Dr. Müller setzte sich zu den anderen an den Tisch.
»Keine Ahnung. Diesen Hessen etwa?« Bräunig rückte auf seinem Stuhl ein Stück nach vorn.
»Genau, den Festnetzanschluss seiner Wohnung in Usingen. Und was sagt uns das? Feller hat einen Mann, der für ihn die Drecksarbeit erledigt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er den Hessen auf Dr. Röhl angesetzt hat. SchlieÃlich hatte der am vergangenen Freitag Dienst, als Jentzsch, alias Arndt, in das Klinikum eingeliefert wurde. Ich wette, dass er rausbekommen sollte, ob Jentzsch dem Arzt irgendetwas von âºInfantizidâ¹ erzählt hat. Die Schlüsselfigur ist also Feller. Worauf warten wir noch, greifen wir uns den Hessen! Er ist auf dem Weg in dieses Ausbildungslager. Wo befindet es sich?«
Hubaczek zuckte mit den Schultern. »Wir wissen es nicht. Das kann uns aber Arndt sagen, den wollte ich gleich vernehmen.«
In dem Moment klopfte es an der Tür. Drei groÃe Männer betraten Bräunigs Büro. »Schmidt, Leiter SEK. Das sind meine Mitarbeiter. Wir möchten zu Hauptkommissar Bräunig.«
»Kann ich Ihnen weiterhelfen?«, fragte Staatsanwalt Fellers Sekretärin und schaute teils erstaunt, teils eingeschüchtert auf die stämmigen Männer, die sich vor ihrem Schreibtisch aufgebaut hatten.
»Ich bin Hauptkommissar Bräunig. Ist er in seinem Zimmer?«
»Ja, aber â¦Â« Weiter kam sie nicht. Ehe sie reagieren konnte, hatten sich die zwei Nahkämpfer des SEK bereits vor Fellers Bürotür positioniert. Ein Fingerzeig von Schmidt signalisierte: Los gehtâs! Die Tür flog auf. Wortlos gingen sie auf Feller zu, hoben ihn aus seinem Schreibtischsessel und stellten ihn mit dem Gesicht zur Wand. Die Männer durchsuchten ihn nach Waffen und legten ihm Handschellen auf dem Rücken an. Das Ganze ging so schnell, dass er keine Anstalten zur Gegenwehr machte und auch nicht protestierte.
Bräunig übte sich in Selbstbeherrschung. Er war drauf und dran, seine innere Anspannung an ihm auszulassen. Er drehte Feller um, erfasste sein Gesicht am Kinn und starrte ihn an.
»Staatsanwalt Feller, ich nehme Sie vorläufig fest, wegen Anstiftung zum Mord. Einen Haftbefehl holen wir uns später. Ich bin sicher, dass noch einiges mehr dazukommen wird.«
Jetzt erst schien der zur Besinnung zu kommen und schrie: »Bräunig, was ist denn mit Ihnen los? Sind Sie wahnsinnig? Wie können Sie es wagen â¦Â«
Bräunig unterbrach ihn. »Es ist vorbei, Feller. Sparen Sie sich Ihre Mühe. Wir haben Beweise für alles. Wir haben eine Videoaufzeichnung von heute Nacht, als Sie von meinem Büro aus den Hessen angerufen haben. Sie erteilten ihm den Auftrag, Matti Klatt zu töten. Und wir wissen von dem Mord an Dr. Röhl in Frankfurt durch denselben Mann. Wir sind dem Hessen auf den Fersen. Wenn wir ihn gefasst haben, bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als zu gestehen. Sie werden es erleben.«
Feller verzog sein Gesicht. Wie, Anstiftung zum Mord? Woher kennen die den Hessen? Wie konnten
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