Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
Vom Netzwerk:
einen Anruf vom Innenminister persönlich erhalten. Allein diese Tatsache, verbunden mit dem Hinweis, allen Anordnungen dieses Hauptkommissars Bräunig ohne Fragen Folge zu leisten, ließ Brisanz vermuten. Was sich auch immer dahinter verbarg, er, Schmidt, war zum Schweigen verdonnert worden.
    Â»Ja, die Sache ist dringend. Kommen Sie, so schnell Sie können, mit zwei Leuten hierher. Wir werden eine Festnahme durchführen. Älterer Mann, Ende 50, normale Gestalt. Er wird nicht bewaffnet sein. Es muss schnell und diskret vonstatten gehen. Die Person befindet sich hier im Haus. Wann können Sie hier sein?«
    Â»In spätestens einer halben Stunde stehen wir in Ihrem Büro. Ich komme selbst, mit zwei meiner Nahkämpfer. Es wird keine Probleme geben. Bis dann.« Der SEK-Leiter legte auf.
    Kaum hatte Bräunig den Hörer aufgelegt, klingelte es schon wieder. Wie in der Telefonauskunft hier, dachte er, als er abnahm. Es war Hubaczek.
    Â»Schlechte Nachrichten, Chef. Gerade als wir Klatts Wohnung betreten wollten, wurden wir beschossen. Leichenkolbe erlitt einen Lungenschuss, ist aber außer Lebensgefahr. Er liegt im Krankenhaus. Die Täter flüchteten, ohne dass wir sie identifizieren konnten. Allerdings haben wir das Kennzeichen des Fluchtwagens. Die Fahndung läuft bereits. Was jetzt?«
    In Bräunigs Kopf hämmerte es. Er hatte den Ausführungen Hubaczeks mit Entsetzen zugehört. Einer seiner Leute war angeschossen worden!
    Â»Informiere die anderen und komm zurück«, antwortete er kraftlos. »In einer halben Stunde treffen wir uns alle in meinem Büro. Ich habe auch Neuigkeiten, leider keine guten.«
    Bräunigs Stimmung sank auf den Tiefpunkt. Er verharrte noch ein paar Minuten, den Kopf in den Händen vergraben, am Schreibtisch. Aspirin wird dieses Hämmern im Kopf vielleicht dämpfen, dachte er. Er kramte in der Schublade seines Schreibtisches herum und war froh, als er noch eine fand. Während er die Tablette in einem Glas Wasser auflöste, warf er einen Blick auf das Mobiltelefon in der Ladeschale. Er registrierte, dass die Akkus immer noch nicht voll waren. Anstelle dieser Tablette, die er nur widerwillig hinunterkippte, hätte er jetzt lieber einen ordentlichen Schluck Whisky genommen.

    Staatsanwalt Feller saß in seinem Büro, zwei Etagen über dem von Hauptkommissar Bräunig.
    Wenn ich dem Komitee einen Verräter, der so hoch angebunden ist, serviere, werden sie mich nicht vergessen und mir nach dem Umsturz einen Ministerposten anbieten, dachte er. Das sind sie mir schuldig. Ich allein habe Klatt enttarnt. Der Mann, der das wichtigste und mitentscheidendste Kommando in Berlin leiten sollte, arbeitete in Wirklichkeit für die andere Seite.
    Selbst die Omicron AG, die berühmt für ihre wasserdichten Überprüfungen war, hat nichts bemerkt. Gut für mich, dass dieser Trottel von Bräunig seine Aufzeichnungen offen liegen ließ. Der Hesse ist auf dem Weg zu Klatt, auf den kann ich mich verlassen. Ich werde noch niemandem etwas von dieser Jagd erzählen, wozu auch? Dieses Wissen um Klatts Doppelspiel werde ich für mich ganz persönlich nutzen. Das Risiko, dass er entkommt oder sein Spielchen weitertreiben kann, ist gleich null. Niemand weiß etwas von dem Hessen und keiner ahnt, dass er hinter Klatt her ist. Wozu also die Pferde scheu machen? Lieber präsentiere ich dem Komitee die Fakten inklusive der Leiche. Sie werden meine Entschlusskraft würdigen und zu schätzen wissen, wie schnell und unkompliziert ich Probleme bewältige. In zwei Tagen wird es erledigt sein. Der Hesse hat Zugang zum Lager und wird dem General von dem Verräter Matti Klatt berichten. Der Rest ist ein Kinderspiel. Justizminister Feller. Klingt gut, dachte er.

    Nur siebeneinhalb Gramm schwer, im Durchschnitt 2,4 Zentimeter im Durchmesser und zusammen mit Nerven, Muskeln und Blutgefäßen einen sinnreichen Mechanismus ergebend, faszinierte Dr. Bernd Zimmermann das menschliche Auge schon seit frühester Kindheit. Als kleiner Junge, wenn andere Kinder Wiesen mit Tieren und einer am Himmel stehenden Sonne malten, erschuf er immer wieder Augen. In allen möglichen Farben und Größen. Anfangs nur in ihrer einfachen Form, ein Paar ohne Gesicht und Brauen. Etwas später malte er den Glaskörper dreidimensional, in allen Einzelheiten. Er bedrängte seine Eltern ständig, ihm Bücher zu kaufen, die sich mit

Weitere Kostenlose Bücher