Infantizid
den US-Militärbasen nach Ramstein in Rheinland-Pfalz und Frankfurt/Main an. Nach dem Informationsgespräch mit Bundeskanzler Schreiber hatte der amerikanische Präsident Daniel Lee seine logistische Unterstützung zugesagt. Er stellte den Spaniern und Griechen US-Transporthubschrauber zur Verfügung.
Die tschechische URNA fuhr in Dreierteams mit gepanzerten Limousinen zu den Wohnorten der bekannten Mitglieder des Komitees.
Der französische GIGN reiste mit einem zivilen Airbus A 320 nach Erfurt. Er wurde am Ende des Rollfeldes geparkt, zufällig nur 500 Meter Luftlinie vom stillgelegten Erfurter Westbahnhof entfernt, dem Treffpunkt des Kommandos EF.
An diesem Montagmittag befanden sich alle Spezialeinheiten bereits in ihren zugewiesenen Räumen oder waren auf dem Weg dorthin.
»Kurz nachdem ich aufgestanden war, sah ich zufällig von meinem Fenster aus, wie zwei Gestalten in diesem Haus verschwanden. Gebückt laufend, in Kampfanzügen, nicht schwer zu erkennen, dass es Fremde waren. Das wollte ich mir erst mal allein anschauen. Hoffentlich war ich der Einzige, der euch beobachtet hat«, sagte Matti Klatt. In der Zwischenzeit hatte PaweÅ Dariusz mit einem kräftigen Tritt in das Hinterteil geweckt. Der erschrak so sehr, dass er unwillkürlich einen Schrei ausstieÃ.
»Klasse, erst schläfst du ein und dann brüllst du das ganze Lager zusammen. Darf ich vorstellen, Matti Klatt«, knurrte PaweÅ. Dariusz bekam vor Verwunderung den Mund gar nicht mehr zu. Er richtete sich auf und murmelte eine Entschuldigung.
»Euer Mann liegt mit einem gebrochenen Bein in einer Zelle, gegenüber im Gebäude II, im zweiten Stock. Einzelheiten erspare ich euch lieber. Es ist anzunehmen, dass auch euer Kollege ganz in seiner Nähe eingesperrt ist. Die Schlüssel zu den Zellen befinden sich in einem Zimmer am Ende des Ganges, auf derselben Etage. Ich war gestern mit General Rybakow und seinen Leibwächtern dort. Heute oder morgen wollen sie ihn weiter verhören. Wo das endet, brauche ich euch nicht zu sagen. Wie sieht euer Plan aus?«
Matti Klatt sicherte seine Maschinenpistole und hängte sie über seine Schulter.
»Verdammte Dreckschweine«, stöhnte PaweÅ. »Wir haben den Auftrag, das Lager aufzuklären und zu bestimmen, wie viele Leute im Lager sind, wo sie schlafen, wo sich die Waffenkammern befinden und so weiter. In Deutschland wurde ein Angriffsplan entwickelt. Die Operation heiÃt âºSmashâ¹ und beinhaltet die Zerschlagung dieses Albtraums. Eine litauische Spezialeinheit ist auf dem Weg hierher, um das Lager zu stürmen. Wir treffen sie heute Nacht, 3 Uhr Ortszeit, um alles zu besprechen. Am Dienstag früh um 6 Uhr Ortszeit erfolgt der Angriff. In Deutschland ist es dann 5 Uhr. Wir verlassen dieses ScheiÃlager nur zu viert, so viel steht fest.«
»Ich habe keine Zeit mehr. Um 10 Uhr treffe ich mich wieder mit General Rybakow. Beeilen wir uns, ehe mein Fehlen auffällt. Bei der Befreiung der Gefangenen kann ich euch nicht helfen, das müsst ihr allein schaffen. Wir können nur hoffen, dass sie heute nicht mehr vernommen werden. Ich gehe heute mit dem General die Einzelheiten des Angriffs auf das Bundeskanzleramt durch. Zeitpläne, Kommunikation und so weiter. Wie ich ihn verstanden habe, werden die restlichen Männer, die daran teilnehmen, bis zum Wochenende vollständig hier eintreffen. Wie viele das sein werden, weià ich noch nicht. Anfang nächster Woche sollen die praktischen Ãbungen beginnen. Vielleicht gelingt es mir, an die Namensliste heranzukommen. Bis jetzt sind von meinem Kommando ungefähr 30 Mann hier und eine mir unbekannte Anzahl von Leuten, die einem gewissen Gunther Frohs unterstellt sind. Das hat mir einer mit Namen Glasow erzählt. Dazu kommen noch mal circa zehn Russen, Wach- und Küchenpersonal, plus Rybakow mit seinen beiden Gorillas. Alle sind in den Gebäuden gegenüber untergebracht. Wann der Angriff in Deutschland erfolgen soll, weià ich nicht. Noch etwas, für den Fall, dass ich die Informationen nicht mehr weitergeben kann: Die Insel Rügen ist als künftiges Internierungslager vorgesehen. Am Tag des Angriffs werden in allen Landeshauptstädten knallrot lackierte Trucks vom Typ Mercedes Actros stehen, auf denen sich die Waffen und Ausrüstung der Division befinden. Eventuell können die Ermittler in Deutschland damit etwas anfangen.
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