Infantizid
Bescheid weiÃ, wird ziemlich groÃ. Ich habe einen Vorschlag: Der Leiter jedes Ermittlungsverfahrens ist doch der Staatsanwalt. Dr. Müller hatte heute Nacht Dienst, er war am Tatort und ist sowieso im Bilde. Was ist, wenn Sie ihn fragen und er die Verantwortung übernimmt?«
Er sah den Hauptkommissar fragend an. Alle anderen schauten ebenfalls gespannt zu Bräunig.
»Ja, das wäre eine Möglichkeit, die man in Betracht ziehen kann. Wir haben uns sowieso für 12 Uhr heute Mittag verabredet. Ich werde ihn fragen. Gut mitgedacht«, lobte er Klimm, dessen Gesicht puterrot wurde. Bräunig wandte sich an Klatt: »Warum wollen Sie das tun?«
Das war eine gute Frage. Ich weià es auf Anhieb auch nicht. Vielleicht war es Neugier? Ich könnte sagen, im Moment habe ich nichts anderes zu tun, meine neue Arbeit fängt erst in ein paar Wochen an. Die letzte Zeit habe ich den Tag mit der Suche nach einem geeigneten Job verbracht. Das ist eine schwierige Prozedur gewesen, war aber letztlich erfolgreich. Bis zum Arbeitsbeginn habe ich nichts Dringendes vor. Aber da ist noch etwas anderes. Ob ich das vererbt bekommen habe oder ob sich das im Laufe des Lebens entwickelt hat, kann ich nicht sagen. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Jetzt und hier könnte ich auch sagen: Das ist mir alles egal. Ich gehe nach Hause, seht zu, wie ihr mit dieser Sache allein fertig werdet. Zwingen könnt ihr mich nicht, ich habe meine eigenen Probleme. Andererseits würde ich keine Ruhe finden, wenn ich nicht herausbekäme, was Ralle von mir wollte. »Ich möchte wissen, was das alles zu bedeuten hat. Für wen oder wofür soll ausgerechnet ich die bestimmte Person sein? Was kann so wichtig sein, dass man mir so viel Geld bietet?«, antwortete Klatt.
»Ja, das fragen wir uns alle. Also gut. Ich möchte, dass Sie die nächste Zeit für uns stets erreichbar sind. Ich informiere Sie, sobald ich bezüglich Ihrer Mitarbeit grünes Licht bekommen habe. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ihr zwei«, sagte Bräunig und schaute zu Leichenkolbe und Hubaczek, »fahrt Montagmorgen nach Berlin. Findet alles über Arndt und Jentzsch heraus. Wann und wo wurde der Ausweis ausgestellt, woher stammt das Messer und vergesst die drei Vorbesitzer des Autos und natürlich die Wohnungsdurchsuchung nicht.«
Die Kombination aus einem Ermittler und einem Techniker bei der Aufklärung bestimmter Sachverhalte auÃerhalb des Zuständigkeitsbereiches ihrer Polizeidirektion war das Beste, was Bräunig machen konnte. Fragen, die auftraten und dabei das Gebiet des jeweils anderen betrafen, konnten so möglicherweise schnell beantwortet werden. Er klappte sein Notizbuch zu.
»Und ihr drei kümmert euch um die Recherchen bezüglich der Firma Omicron AG und der ungeklärten Morde. Zusammenhänge, Gemeinsamkeiten, eben alles, was für uns interessant sein könnte. Vielleicht taucht in einem Fall das Wort âºInfantizidâ¹ auf. Denkt daran, dass diese Telefonnummer erst gewählt wird, wenn wir wissen, was es mit der Firma auf sich hat, und wenn wir unsere Vorbereitungen getroffen haben.«
Die letzten Sätze waren an Kratzenstein, Fischer und Klimm gerichtet.
»Machen wir Schluss für heute. Ich denke, wir haben alles besprochen. Nächster Treff am Montag um 14 Uhr, bis dahin haben wir mehr Informationen und können unsere nächsten Schritte planen. Ich werde gleich noch mit dem Staatsanwalt sprechen. Ansonsten halten wir es wie üblich. Sowie einer Neuigkeiten hat, werde ich sofort informiert. Alle bleiben erreichbar.«
Bräunig hatte es eilig. Mit der Türklinke in der Hand wünschte er noch ein schönes Wochenende und verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten. Er wollte zu dem Gespräch mit dem Staatsanwalt pünktlich sein. Danach beabsichtigte er, zu Hause noch ganz dringend etwas gutzumachen. Er hatte es nicht vergessen und wusste, mit einem Blumenstrauà würde er das Lächeln seiner Frau zurückgewinnen.
Alle anderen packten ihre Sachen zusammen und verlieÃen das Zimmer.
Das Café Wippenbekk in der KarlstraÃe direkt am Rhein in Köln-Rodenkirchen war ein beliebter Treffpunkt für Leute, die keine Lust hatten, sich selbst ein Frühstück zuzubereiten. Die Tische standen in kleinen Nischen, sodass man sich ungestört unterhalten konnte. AuÃerdem hatte man von fast allen Plätzen
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