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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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einen fantastischen Ausblick auf den Rhein. Die beiden Männer, die in einer der vielen Ecken Platz genommen hatten, ignorierten diesen Ausblick. Nachdem sich jeder einen Kaffee bestellt hatte und die Kellnerin wieder gegangen war, stellte der ältere der beiden seine erste Frage. Er war ein großer, schlanker Mann, Ende 60. Er hatte blonde, schüttere Haare und sprach akzentfrei. Staatsanwalt Feller hatte ihm eben die Neuigkeiten des vergangenen Abends geschildert.
    Â»Der Mann ist definitiv tot?«
    Feller schlürfte genussvoll einen Schluck von seinem Kaffee und stellte die Tasse ab. »Ja, kurz bevor ich heute früh hierher aufgebrochen bin, habe ich mit dem behandelnden Arzt gesprochen. Die Verletzungen waren zu schwer.«
    Â»Die wichtigste Frage ist, was die Kriminalpolizei weiß. Wenn unser Mann von der Alpha-Gruppe seine Zielperson noch erreichen konnte, bevor er starb, kennen wir in der nächsten Woche die Antwort. Denn dann wird er sich melden und mit uns Kontakt aufnehmen.«
    Â»Nach meinem Kenntnisstand waren die Polizisten so schnell in der Klinik, weil man im Auto unseres Mannes Geldbomben mit der Aufschrift ›Classic-Center Weimar‹ gefunden hat. Sprechen konnten sie mit ihm in der Klinik nicht mehr. Als sie ankamen, war er gerade nicht ansprechbar. Auch das hat mir der Arzt mitgeteilt«, sagte Feller.
    Â»Gut, aber hat er mit jemand anderem gesprochen? Wenn ja, mit wem und worüber? Das müssen Sie unbedingt herausfinden. Ich würde mich auf den behandelnden Arzt konzentrieren, der war die ganze Zeit bei ihm. Haben Sie jemanden dafür?«
    Und ob, dachte Feller. Ich werde den Hessen nehmen. »Ja, habe ich. Und über den kriminalpolizeilichen Ermittlungsstand kann ich mich jederzeit genau informieren. Bei Besonderheiten werde ich Sie in Kenntnis setzen.« Feller wechselte das Thema. »Wie weit sind wir vorangeschritten?«
    Â»Die Rekrutierung der letzten fehlenden Männer durch die Alpha-Gruppe Armee/Polizei/Sicherheitsdienst wird in einem Monat abgeschlossen sein. Dieser Klatt soll als eine der letzten Führungskräfte der Schwarzen Division ausgebildet werden. Er wird ein spezielles Kommando übernehmen. Welches, kann ich nicht sagen, das weiß nur der Präsident selbst. Er ist sozusagen eines der letzten Puzzleteile in einem fast fertigen Gebilde. Die Beta-Gruppe Wirtschaft/Infra hat ihre Rekrutierung beendet. Der Termin rückt näher. In der nächsten Woche trifft sich das Komitee, um den Zeitpunkt des Tages X festzulegen. Dann wird es ernst.«
    Feller überkam ein glückliches und stolzes Gefühl. Ich war dabei, dachte er. Bei der Zeugung, Geburt und Aufzucht der Löwen. Und damit unsere jungen Geschöpfe die jetzt noch existierenden Konkurrenten später nicht mehr fürchten müssen, werden diese erlegt. Alle. Ohne Ausnahme. Wie in der brutalen, grausamen Natur.

    Samstag, 25. Oktober 2003, 12 Uhr
    Es war genau 12 Uhr, als Hauptkommissar Bräunig bei Staatsanwalt Dr. Müller an die Tür klopfte. Nachdem sie sich begrüßt hatten und als jeder eine Tasse Kaffee vor sich stehen hatte, fasste Bräunig die Geschehnisse noch einmal zusammen.
    Â»Ein gut durchtrainierter Mann überfällt einen Geldtransporter und tötet beide Wachmänner auf eine ganz besondere Weise. Er hinterlässt fast keine Spuren. Das Geld braucht er nicht für sich, sondern für einen anderen, den er damit kaufen will, wenn seine Argumente nicht ausreichen, um ihn freiwillig von etwas zu überzeugen. Der Raubmörder hat erstklassige gefälschte Papiere. Pech für ihn, dass er einen Unfall hat. Es gelingt ihm jedoch, den auserwählten Matti Klatt an sein Bett zu holen und ihm eine Geschichte zu erzählen. Er gibt ihm Anweisungen, wie er an einer großen Sache teilhaben kann. Dann stirbt er. Hier ist die Tonbandaufzeichnung.«
    Bräunig legte die Kassette in das Abspielgerät und drückte auf den Wiedergabeknopf. Dr. Müller hörte aufmerksam zu und machte sich ein paar Notizen. Zwischendurch tranken beide schweigend ihren Kaffee. Als die letzten Geräusche verstummt waren, schaltete Bräunig das Gerät wieder ab. Dr. Müller schaute zu ihm herüber.
    Â»Rein ermittlungstechnisch gesehen, ist der Raubmord aufgeklärt. Wir haben den Täter, das Geld, ein indirektes Geständnis und ein Motiv. Wenn da nicht der falsche Ausweis und die merkwürdigen Worte zu Klatt

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