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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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Lkw von Berlin nach Madrid unterwegs war, traf er seinen ehemaligen Gruppenführer aus der Armeezeit. Er war sich anfangs nicht sicher, doch als er mit seinem Namen angesprochen wurde, gab es keinen Zweifel mehr. Es war Obermaat der Reserve Schitko. Das strohblonde Haar hielt er kurz und er war schlank. Sein Gesicht zierte ein Dreitagebart, er trug einen taubenblauen Anzug, der ihm ausgezeichnet stand. Schitko war ein guter Anführer und Kamerad gewesen. Es waren fast 20 Jahre vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Sie unterhielten sich darüber, wie es jedem seither ergangen war und tauschten Erinnerungen aus. Beide waren damals in Kühlungsborn, in der Nähe von Rostock, stationiert gewesen. Schitko war Leiter eines Teams im Kampfschwimmerkommando der Marine gewesen.
    Â»Was arbeitest du gerade?«, wollte Schitko wissen.
    Â»Ich bin Fernfahrer und transportiere alles Mögliche durch die Welt. Maschinenteile, Schnittholz, Tiernahrung, Computer. Heute bin ich mit Textilstoffen nach Madrid unterwegs. Über Rotterdam geht es übermorgen zurück. Und du?«
    Â»Ich arbeite in einer Firma, die sich darauf spezialisiert hat, Informationen zu verkaufen. Als eine Art Berater«, sagte Schitko.
    Â»Was es alles gibt. Welche Leute kaufen denn Informationen?«
    Â»Ganz einfach. Braucht ein Geschichtsstudent für seine Diplomarbeit alles über den Dreißigjährigen Krieg, weil er selbst zu faul ist, Recherchen zu betreiben oder keine Zeit dafür hat, wendet er sich an uns. Wir stellen das Material zusammen und verkaufen es ihm. Oder es kommt jemand zu uns und möchte alles über einen ganz bestimmten Vogel wissen, die Harpyie zum Beispiel, den Waldadler aus Südamerika. Es kann auch sein, dass eine Person gesucht wird, über deren Aufenthaltsort man nichts weiß oder deren Aufenthaltsort man nicht kennt. Firmen suchen gezielt bestimmte Führungskräfte. Wir können helfen, wir suchen alles und wir finden alles, vorausgesetzt, es existiert. Es gab noch keinen Kunden, den wir nicht bedienen konnten. Das ist nur ein Bruchteil dessen, mit dem wir uns beschäftigen. Es ist ein sehr breit gefächertes Aufgabengebiet, irgendwer braucht immer irgendwelche Informationen.« Schitko machte eine Pause. »Wie sieht es bei dir aus? Macht dir deine Arbeit Spaß? Oder hast du schon mal daran gedacht, dich beruflich zu verändern? Wir benötigen immer Leute, ich könnte dir helfen.«
    Stüpp überlegte. »Meine Hin- und Herfahrerei ist ziemlich stupide. Das Leben auf der Autobahn, die häufigen Staus und der stressige Termindruck gehen mir langsam auf die Nerven. Es gibt schon Tage, an denen ich den Job am liebsten hinschmeißen und mir etwas Neues suchen würde. Aber eine Ausrede findet sich immer, es dann doch nicht zu tun. Wie stellst du dir das vor? Welche Anforderungen werden da gestellt? Braucht man dafür eine spezielle Ausbildung?«
    Â»Natürlich. Eine abgeschlossene Schul- und Berufsausbildung ist Grundvoraussetzung. Ebenso sind ein paar Jahre Berufspraxis von Vorteil. Wichtig ist, dass man einen Computer bedienen und mit Standardsoftware umgehen kann. Nichts Spezielles, Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und so. Mit einem Eignungstest stellen wir den Wissensstand fest. Bei kleineren Defiziten für den Job erlangen die neuen Mitarbeiter in firmeninternen Seminaren und Schulungen die nötigen Kenntnisse. Unsere Mitarbeiter müssen wissen, wie sie an die gesuchten Informationen kommen können. Bei uns kann sich niemand bewerben, wir sprechen die Leute an, an denen wir interessiert sind. Das ist auch ein Teil meiner Pflichten. Allerdings muss sich derjenige zum Anfang nur mit allgemeinen Formulierungen zu seinen künftigen Jobs zufriedengeben, so, wie ich es eben gemacht habe. Wir sind sehr diskret. Wenn er das und einige andere Bedingungen akzeptiert und seinen Vertrag unterschrieben hat, wird er in sein Tätigkeitsfeld eingewiesen. Die Bezahlung ist sehr gut.«
    Schitko merkte, dass er fast am Ziel seiner ersten persönlichen Begegnung war. Dieses Treffen war keineswegs zufällig geschehen. Er beobachtete diesen Mann schon seit drei Wochen. Kürzlich war er ihm bis nach Kopenhagen nachgefahren und wusste inzwischen alles über ihn. Verändert hatte er sich nicht wesentlich. Klar, er sah etwas älter aus. Immerhin waren fast 20 Jahre vergangen, seit sie das letzte Mal miteinander gesprochen

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