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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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hatten. Nach Auskunft seines Chefs war er ein zuverlässiger Arbeiter, der seinen Job ordentlich machte. Er war nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Wohl um einer Frau die ständige Trennung zu ersparen. Mit seinem Lkw war er manchmal zwei Wochen ununterbrochen unterwegs. Doreen Wilhelm hieß seine Freundin, die er gelegentlich besuchte, wenn er in Berlin war. Er hielt sich mit Joggen und Kampfsport fit und lebte allein in seiner Wohnung.
    Â»Hört sich nach ziemlich vielen Bedingungen an. Welche sind das?«, wollte der Mann wissen.
    Â»Das zu erklären, reicht die Zeit jetzt nicht aus. Hier, meine Karte. Lass dir alles noch mal in Ruhe durch den Kopf gehen und wenn du wieder in Berlin bist, rufst du mich an. Wir treffen uns und reden dann ausführlicher. Leider muss ich weiter. Also, ich hoffe, bis bald.« Damit verabschiedete Schitko sich.
    Stüpp holte sich noch einen Kaffee und betrachtete die Karte. ›Omicron AG‹ stand dort. Sitz in Erfurt, in Thüringen. Klaus Schitko, Headhunter, direkt darunter eine Mobilnummer. Klang wie Kopfgeldjäger.
    Einen Monat später, im Februar 1999, trafen sie sich wieder. Diesmal an der Autobahnraststätte Niemegk an der A 9, Richtung München. Nachdem Stüpp bei Schitko um einen neuen Gesprächstermin gebeten hatte, hatte der diesen Treffpunkt vorgeschlagen, da er gerade auf der Durchreise von Schwerin nach Nürnberg war.
    Es war Samstag, die Raststätte war wenig besucht. Nur ein paar Besucher saßen vereinzelt im Gastraum, meist Kaffee trinkend. Einer, der aussah wie ein Trucker, las die BILD-Zeitung. Schitko eröffnete das Gespräch, nachdem beide einen Cappuccino vor sich stehen hatten.
    Â»Also, mein Lieber. Du hast dir offensichtlich Gedanken über unser letztes Gespräch gemacht. Was willst du wissen?« Schitko sah seinem Gegenüber an, dass er noch etwas unsicher, aber neugierig war.
    Â»Okay. Was wäre meine Aufgabe? Wo ist mein Arbeitsort und wie viel verdiene ich?«, fragte Stüpp
    Klaus Schitko lachte. Man konnte seine weißen Zähne sehen, sie waren makellos. Diesmal hatte er einen anthrazitfarbenen Anzug an. »Das gefällt mir. Kurz und bündig. Fangen wir mit der letzten Frage an. Du verdienst 3.000 Euro netto im Monat. Der Arbeitsort wird anfangs in unserer Berliner Filiale sein, später in unserer Hauptzentrale in Erfurt. Du durchläufst alle Abteilungen, um die Firma kennenzulernen und um zu sehen, wie die Organisation und der Ablauf sind. Zwischendurch sind Schulungen. Danach entscheiden wir zusammen, in welcher Abteilung du am besten aufgehoben bist. Zum Anfang wäre da …«
    Plötzlich wurde Stüpp aus seinen Gedanken gerissen und erschrak. Er hörte einen langen, hohen Ton. Gleichzeitig ging das gelbe Lämpchen über der Ladeluke an, das Zeichen, sich zum Absprung fertig zu machen. Noch fünf Minuten bis zum Absetzpunkt. Die Männer in der Maschine setzten über ihre Sturmhauben erst die Sauerstoffmasken und dann die Helme auf. Die Piloten begannen mit dem Druckausgleich, der Enthermetisierung. Nach einer Minute wurde das Hydrauliksystem gestartet, um die Ladeluke zu öffnen. Diese war dreigeteilt, je ein Lukenteil bewegte sich nach rechts und links und eines öffnete sich nach oben, Richtung Heckende. Es wurde sofort eiskalt. Der Luftstrom zog in den Frachtraum. Es röhrte und fauchte. Am Heck der AN-12 gähnte ein riesiges Loch, groß wie ein Scheunentor. Da das Wetter klar war, hatte man eine gute Sicht und konnte den Boden erkennen. So, wie es aussah, war dort unten nur Wald. Weit und breit nichts als dunkelgrün. Noch hatte die Maschine ihre Reisefluggeschwindigkeit von 550 Kilometern pro Stunde nicht verringert. Die Tür zum Cockpit öffnete sich und der Bordmechaniker kam, ebenfalls mit einer Sauerstoffmaske vor dem Gesicht, in den Frachtraum. Er hatte noch einmal den Kurs und die Höhe kontrolliert. Alles verlief planmäßig. Über Sprechfunk hielt er Kontakt mit den Piloten. Mühsam versuchend, das Gleichgewicht zu halten, bahnte er sich einen Weg bis zum Scheunentor, um per Hand von Gelb auf Grün zu schalten, das Zeichen zum Absprung. Die Maschine drehte eine Kurve, um in die korrekte Anflugrichtung zu kommen.
    In dem Moment, als die Piloten die Landeklappen ausfuhren, um auf eine Absetzgeschwindigkeit von 320 Kilometern pro Stunde zu kommen, griff Stüpp in seine Kampfanzugtasche, holte ein

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