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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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»Ihr werdet für das alles büßen, was ihr mir angetan und genommen habt. Eines Tages komme ich zurück und schlage euch tot. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.«
    Mit einem letzten hasserfüllten Blick wandte er sich von ihnen ab. Mit Giselas und Erwins angstvoll geweiteten Augen im Rücken verließ er das Haus.
    Frühjahr 1995, Rotenburg a. d. Fulda, Hotel Rodenberg
    Es war ein schönes Hotel mit einem großen Erlebnis-Felsenbad inklusive Sauna, Innen- und Außenbecken, Solarium und einer Tennishalle. Der 27-jährige Eckbert Rose stand an der Rezeption und verlangte seinen Zimmerschlüssel.
    Â»Guten Tag, mein Name ist Dr. Rose. Für mich wurde ein Zimmer reserviert.«
    Einen Moment lang war die Dame an der Rezeption irritiert, weil dieser jugendlich wirkende Mann sich mit ›Doktor‹ vorgestellt hatte. Als sie in die Reservierung schaute, sah sie, dass er Doktor der Philosophie war, Eckbert Rose hieß und aus Köln kam.
    Â»Bitte, Herr Dr. Rose, Zimmer 104, gleich im ersten Stock, die zweite Tür links. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt und sollten Sie noch etwas benötigen, können Sie sich jederzeit an den Zimmerservice wenden.«
    Dr. Rose nahm wortlos den Schlüssel entgegen und begab sich auf sein Zimmer.
    Die letzten Jahre waren für ihn wie im Flug vergangen. Er lebte ausschließlich für sein Studium. Vorlesungen, Lernen und Schlafen lösten sich ab. Alle Einladungen seiner Kommilitonen, durch die Kneipen zu ziehen, zu kiffen oder auf andere Art Spaß zu haben, lehnte er kategorisch ab. Die Semesterferien verbrachte er im Wohnheim und lernte unermüdlich weiter. Er war und blieb ein Einzelgänger mit dem eisernen Willen, sein Studium als Bester zu beenden. Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten fielen auch den Dozenten auf. Sie förderten ihn und boten ihm eine Stelle als studentische Hilfskraft an. Eckbert Rose willigte ein. Seine Diplomarbeit trug den Titel ›Der Aufstieg der nationalen Bewegungen in Europa von 1789 bis 1914‹. Wie nicht anders zu erwarten, wurde die Arbeit ein voller Erfolg.
    Durch sein sehr gutes Examen erfolgte sofort die Annahme als Promotionsstudent. Zusammen mit seinem Doktorvater, Prof. Dr. Selbmann, besprach er sein Thema. Es lautete ›Das theoretische Modell einer Staatsform für das kommende Jahrtausend‹. Grundlage seiner Arbeit waren die Analyse, Vorzüge, Nachteile und Fehler der Staaten und Gesellschaftsformen des 20. Jahrhunderts. Nachdem er seine wissenschaftliche Textarbeit, die Dissertation, in noch nicht einmal zwei Jahren vorgelegt hatte, war sich das Professorengremium der Genialität des jungen Mannes bewusst. Die Gesamtbewertung hieß summa cum laude, mit höchstem Lob. Er schloss das Studium der Geschichte mit dem Titel Philosophiae Doctorem et Artium Liberalium Magistrum, kurz Dr.   phil., ab. Die Publikation der Arbeit war nur noch reine Formsache und wurde sofort erledigt.
    Zurzeit arbeitete Dr. Eckbert Rose in Köln an der Universität als Assistent von Prof. Selbmann. Und der war es auch, der ihm anbot, seine Theorie über das Modell einer neuen Staatsform hier in Rotenburg einem erlesenen Kreis, wie er es bezeichnete, vorzutragen. Dieser Kreis war eine Interessengemeinschaft aus 19 Männern und einer Frau. Die Gemeinschaft trug den internen Namen ›Deutschland zuerst‹ und war nirgends registriert. Die Mitglieder trafen sich alle zwei Monate immer an unterschiedlichen, diskreten Orten. Die 19 Männer und die Frau hatten sich darauf geeinigt, es bei 20 Mitgliedern zu belassen. Sie waren Industrielle, Intellektuelle, Anwälte, Politiker, Ärzte und Militärs. Die Frau war Staatsanwältin. Alle waren der Meinung, dass es mit Deutschland immer weiter bergab ging. Wirtschaftlich, innen- und außenpolitisch und finanziell sowieso. Eines jedoch war ihre oberste Maxime: Sie distanzierten sich ganz klar und mit aller Deutlichkeit von jeglicher rechtsradikaler Gesinnung. Mit diesen ewig Gestrig­denkenden wollten sie nichts zu tun haben. Obwohl diese auch riefen, dass es mit Deutschland talwärts ging. Aber zu meinen, die Ausländer seien an allem schuld, war ihnen zu primitiv.
    Sie diskutierten bei ihren Treffen mögliche Alternativen, um Deutschland vor dem ihrer Meinung nach unvermeidlichen Untergang zu retten. Bei der letzten Zusammenkunft legte Prof. Selbmann die Doktorarbeit Eckbert

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