Infantizid
populistische Phrasen und Korruption erlebt.
Das Komitee bestand aus einer Staatsanwältin, einem Rechtsanwalt, einem Arzt, zwei Generälen, einem Universitätsprofessor, zwei Verlegern, einem Landes- und einem Bundespolitiker, zwei hohen Polizeioffizieren, einem Reeder, einem Vorstandsmitglied eines TV-Senders sowie dem Chef der Informationsgesellschaft Omicron, einem Elektronikhersteller, dem Chef eines Meinungsforschungsinstitutes, einem Fuhrunternehmer, einem Bankdirektor und dem Chef einer Kunststofffirma. Dass eine Frau Mitglied des Komitees war, akzeptierte Dr. Rose aus mehreren Gründen: Sie war extrem radikal in ihren Ansichten, war ihm gegenüber loyal und hatte rein gar nichts mit seiner Meinung von Frauen gemein. Weder bezüglich ihres äuÃeren Erscheinungsbildes noch ihrer Intelligenz.
Die erste Phase, die Rekrutierung geeigneter Zielpersonen und die Bereitstellung der Finanzen, war fast abgeschlossen. Dr. Eckbert Rose, der künftige Präsident, traf sämtliche Entscheidungen.
Für die Suche nach geeigneten Leuten wurden in der Omicron AG drei Abteilungen geschaffen: die Ermittlungs-, Ãberwachungs- und Cleanergruppe.
Diejenigen Zielpersonen, die vereinzelt von den Komiteemitgliedern direkt an die Omicron AG weitergeleitet wurden, kamen aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Dabei konzentrierte man sich vorrangig ganz allgemein auf Stellvertreter, die nur darauf warteten, selbst das Zepter in die Hand nehmen zu können, ins Abseits gestellte Fachleute aus Wirtschaft und Politik oder ehemalige Generäle, die aufgrund ihrer Vergangenheit frühzeitig pensioniert wurden und jetzt Paletten in Baumärkten stapelten, sowie geschasste ehemalige Führungskräfte. Und diejenigen, die von dem Vorhaben überzeugt waren, brachten neue gleich gesinnte Personen mit. Die Liste der Sympathisanten wuchs täglich. Der Fundus an unzufriedenen und leicht zu beeinflussenden Menschen war schier unermesslich. Oberste Maxime war Verschwiegenheit.
Zuerst kamen die Ermittlungsgruppen zum Einsatz. Bei einem ersten, sehr diskreten Treffen wurden die Leute allgemein abgeklopft. Vorrangig wurden sie nach ihren Sorgen und Nöten befragt und vor allem nach den Gründen für ihre Unzufriedenheit. Beim zweiten Treffen wurden ihnen von den Ermittlern Möglichkeiten aufgezeigt, wie ihre Wünsche und Ziele erfüllt werden konnten. Man weihte sie in groben Zügen in die Pläne des Komitees ein. Wenn einige dennoch Bedenken hatten, reichten in der Regel die Ergebnisse der bereits vorab zum Einsatz gekommenen Ãberwachungsgruppen aus, diese Bedenken zu beseitigen. Eine Leiche hatte fast jeder im Keller. In einigen Fällen brachte die Form der Erpressung auch nichts. Wenn die Angesprochenen dann schon zu viel wussten, wurden die Cleaner geschickt.
Zeitgleich mit den Rekrutierungen wurde eine neue Verwaltungsgliederung für Deutschland erarbeitet. Die neue Präsidiale Republik Deutschland würde nur noch aus zwölf statt bisher 16 Bundesländern bestehen. Hamburg als Stadtstaat fiel weg und sollte Landeshauptstadt von Niedersachsen werden. Ebenso würde es Bremen und Berlin treffen. Letzteres sollte Bundeshauptstadt bleiben, mehr nicht. Das Saarland würde an Rheinland-Pfalz angegliedert werden, die bisher bestehenden 29 Regierungsbezirke Deutschlands aufgelöst werden. Insgesamt sollten in 439 Kreisen und 2.076 Städten neue Führungskräfte eingesetzt werden. Das Netz der Alpha- und Betagruppe wurde mit der Zeit immer dichter. Es waren nur noch sehr wenige neu zu besetzende Stellen frei. Um die Struktur der Gemeinden und Gemeindeverbände wollte man sich später kümmern.
Für die Beseitigung der Bundesregierung war das Kommandounternehmen âºEiserne Faustâ¹ in Vorbereitung.
Den Finanzierungsplan von Infantizid stellte der Bankdirektor auf. Einige Unternehmer des Gremiums leiteten einen groÃen Teil der Erlöse ihrer Firmen auf die Konten des Komitees um. Der Bankdirektor verfügte über die notwendige Erfahrung und über Möglichkeiten, Gelder anzulegen und zu transferieren, ohne dass die Steuerbehörden Wind davon bekamen. Insgesamt verfügte er Ende 2002 über 90 Millionen Euro. Ãber die strikte Einhaltung des Zeitplans wachte Dr. Eckbert Rose mit strenger Härte. Er stand immer noch an seinem Fenster und lieà sein Vorhaben wiederholt Revue passieren. Am Donnerstag wollte er allen
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