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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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Komiteemitgliedern die zweite Phase, die Durchführung von Infantizid, vorstellen. Die wussten zwar, dass die Schwarze Division aufgebaut wurde, hatten aber keine detaillierten Informationen. Weder darüber, was sich hinter dem Unternehmen ›Eiserne Faust‹ verbarg, noch welche Bedeutung der Plan ›Tsunami‹ für Infantizid besaß. Aber sie waren fast am Ziel. Ihn überkam eine freudige Erregung.

    Matti Klatt hatte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch schlecht geschlafen. Da er dienstags nicht zum Sport ging, saß er den ganzen Abend zu Hause und schaute fern. Was das Abendprogramm bot, war nicht nach seinem Geschmack. Er schaute nur die Nachrichtensender und gegen 22 Uhr sah er ein, dass es keinen Zweck hatte, sich krampfhaft wach zu halten. Die Nacht verlief unruhig, immer wieder riss ihn derselbe Traum aus dem Schlaf.
    Acht schwarze, riesige Ratten jagten ihn. Sie waren so groß wie Flusspferde. Kurz bevor sie zuschnappen konnten, gelang es ihm im letzten Moment, einen Haken zu schlagen oder in dichteres Unterholz des Waldes zu verschwinden, wo die Ratten nur langsam vorankamen. Er rannte wie von Sinnen und hatte das Gefühl, immer langsamer zu werden. Wie wenn er durch hohen Schnee oder durch Morast laufen würde. Die Ratten kamen immer näher. Als er endlich den Wald hinter sich lassen konnte, sah er einen Fluss. Wenn er den überqueren konnte, hatte er gewonnen. Am gegenüberliegenden Ufer ragte eine steile Felswand empor. Unmöglich für die Ratten, ihn weiter zu verfolgen. Sollte er in den reißenden Fluss springen? Sie kamen bedrohlich näher. Er konnte das Schleifen ihrer armdicken, behaarten Schwänze auf dem Boden immer deutlicher hören. Springen oder nicht? Die Ratten hatten ihn fast eingeholt. Die Ersten hatten ihre Schnauze weit geöffnet und man sah zwei lange Schneidezähne. Sie waren orange, nur an den Rändern schwarz und mindestens einen halben Meter lang. Er sprang. Sogleich trieb ihn die reißende Strömung flussabwärts. Er erinnerte sich an die Tauchgänge während seiner Militärzeit. Auf den Grund hinab, sich in Richtung Strömung drehen und die Hände in den Flussgrund graben. So wusste man, wo man war und konnte sich orientieren. Er tauchte hinab, strampelte wie verrückt mit seinen Beinen und hielt die Luft an. So lange, bis ihn die Panik ergriff. Die Angst, jeden Moment zu ersticken, würgte aus ihm einen dumpfen Schrei. Mit diesem Schrei wachte er jedes Mal auf. Völlig durchgeschwitzt und außer Atem saß Matti Klatt aufrecht in seinem Bett. Erschöpft und mit ausgetrocknetem Mund stand er auf. Der nächste Gang war immer der zur Küche, um etwas zu trinken.
    Heute, am Mittwoch, war es dieselbe unangenehme Prozedur. Um 6 Uhr in der Früh stand er endgültig auf. Er machte seine Liegestütze, duschte und zog sich an. Nachdem er seinen Kaffee ausgetrunken hatte, verließ er die Wohnung. Er brauchte frische Luft. Nach einem kurzen Spaziergang stand er am Rand des Goetheparks im Süden Weimars. Er setzte sich an einen künstlich angelegten Teich auf eine Bank, holte sein Aufnahmegerät aus der Tasche und begann, von dem Treffen mit Schitko zu reden. Am späten Nachmittag war er wieder zu Hause und bereitete sich auf seine abendliche Trainingseinheit im Sportstudio vor. Dort übergab er die Kassetten dem jungen Klimm.

    Â»Ich möchte Sie weder töten noch kidnappen und auch nicht verletzen. Haben Sie mich verstanden?« Arndt stand am Bett des Innenministers der Bundesrepublik Deutschland im Weimarer Hotel ›Hilton‹. Mit einer Hand hielt er ihm den Mund zu, die andere zielte mit einer Pistole auf dessen Stirn. »Nicken Sie zweimal mit dem Kopf. Sollten Sie dennoch rufen oder Theater machen, werde ich ohne weitere Warnung schießen.«
    Die Pistole war eine sowjetische Makarov 9 Millimeter. Der Schleuser, der Arndt von Polen nach Deutschland gebracht hatte, hatte sie ihm gegeben. Man könne nie wissen, hatte er zum Abschied gesagt. Zbigniews Bruder hatte das Treffen von Arndt und ihm organisiert.
    Er nahm langsam die Hand vom Mund des Innenministers.
    Â»Wie sind Sie hier hereingekommen? Wo sind meine Sicherheitsleute?« Der Innenminister war mehr verärgert als ängstlich.
    Arndt zog sich einen Stuhl heran. »Sehen Sie, Herr Innenminister, das ist eines von einer Million Problemen in diesem Land. Jeder denkt, was soll denn schon passieren, bis

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