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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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Damit sprach er aus, was alle dachten. Sie blickten sich verständnislos an und schüttelten ihre Köpfe. Hauptkommissar Bräunigs Mitarbeiter hatten gebannt zugehört, was Matti Klatt bei der Omicron AG in Erfahrung gebracht hatte. Die besprochene Kassette hatte Klimm am gestrigen Abend von ihm bekommen.
    Es war noch früh am Morgen und wie immer saßen sie vor Dienstantritt zum Rapport zusammen. Bräunig erhob sich und lief mit verschränkten Armen auf dem Rücken durch das Sitzungszimmer.
    Â»Für das, was wir gehört haben, gibt es bis jetzt nicht den geringsten objektiven Beweis. Man braucht kein Prophet zu sein, um zu erkennen, dass hier ein Staatsstreich vorbereitet wird. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass es bald so weit sein wird. Oder wie seht ihr die Sache?«
    Klimm versuchte gerade, sich der Tragweite der eben gesprochenen Worte bewusst zu werden und fragte: »Müssten wir nicht den Verfassungsschutz oder den BND einschalten? Das hat doch nichts mehr mit Polizeiarbeit zu tun?«
    So, wie er es herausbrachte, klang es komisch. Wie auf Kommando brüllten alle vor Lachen los. Fischer und Leichenkolbe kamen sogar die Tränen. Erst nach einiger Zeit konnten sie sich wieder beruhigen. Klimm schaute verdutzt in ihre Gesichter. Er hatte es ernst gemeint. Fischer konnte nicht aufhören, er kicherte weiter und klopfte sich auf den Schenkel.
    Â»Ja, wir setzen uns Schlapphüte auf und ziehen lange Mäntel an.«
    Bräunig beobachtete das Spektakel. Er fand, dass dieser kurze Heiterkeitsausbruch trotz der Ernsthaftigkeit der Lage etwas Befreiendes hatte. Ein Ventil hatte sich geöffnet und etwas Anspannung wurde abgelassen. Besser so, als wenn sich alle anschreien würden. Auch das hatte er in der Vergangenheit oft genug erlebt. Nach ein paar Minuten unterbrach er das Gelächter mit einem lauten Klatschen in die Hände. Sie wandten sich dem Hauptkommissar zu.
    Â»Gut jetzt. Konzentrieren wir uns wieder. Bevor wir die Sache nach oben weitergeben, brauchen wir unbedingt mehr Informationen. Bis jetzt haben wir nur wenig Konkretes und bruchstückhafte Erkenntnisse. Nichts als Indizien. Wir können weder beweisen, dass der Mord an den Fahrern des Geldtransporters in Zusammenhang mit ›Infantizid‹ steht, noch wissen wir etwas Handfestes über eine Verschwörung oder einen Staatsstreich. Wie ich vorhin schon sagte, wir benötigen dringend objektive Beweise. Stellt sich die Frage, wie viel Zeit wir noch haben. Wir müssen, so schnell wie möglich, folgende Fragen klären. Schreibt mit:
    1. Wer ist Mitglied des Komitees?
    2. Welche und wie viele Personen wurden angeworben?
    3. Wo befindet sich die Schwarze Division?
    4. Was verbirgt sich hinter den Begriffen ›Eiserne Faust‹ und ›Tsunami‹?
    5. Wann ist der Tag X und was soll an diesem Tag wo passieren?
    Darauf brauchen wir Antworten. Hoffen wir, dass uns Matti Klatt welche zukommen lässt. Er wird uns heute Abend eine neue Kassette übergeben. Kommen wir jetzt zu den Aufgaben. Klimm, Hubaczek, Kratzenstein, was ist mit der Liste der Wehrpflichtigen?«
    Â»Wir haben sie nach damaligen Wohnorten sortiert und mit unserem Bundesland angefangen. In allen Polizeiin­spektionen Thüringens liegen Anfragen nach den Adressen, der Art der Beschäftigung und den Familienverhältnissen vor. Die Ermittlungsersuche an die restlichen Bundesländer gehen heute raus. Ob jemand polizeilich aufgefallen ist, überprüfen wir selbst von hier aus. Da wir jetzt wissen, dass Leute für die Schwarze Division aus ganz Deutschland rekrutiert wurden, brauchen wir zusätzlich noch eine Liste aus den alten Bundesländern. Wir haben es zwar dringend gemacht, aber solche Ermittlungen dauern«, sagte Kratzenstein.
    Bräunig stimmte ihm zu. Die Kollegen mussten natürlich ihre eigenen Vorgänge auch bearbeiten.
    Â»Ich rede mit dem Staatsanwalt, dass wir eine Liste von den Einberufenen der Bundeswehr von 1975 bis 1983 brauchen. Hubaczek und Leichenkolbe, was ist mit den elf Toten?«
    Hubaczek befreite seine Anzugjacke gerade von ein paar Fusseln. Er erklärte: »Wir haben von den Bildern Vergrößerungen machen lassen. Jentzsch und Arndt sind ziemlich gut zu erkennen. In dem Rundschreiben an alle infrage kommenden Inspektionen baten wir die Kollegen darum, noch einmal alle relevanten Personen aufzusuchen, um ihnen die Bilder zu zeigen. Wir warten auf

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