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Infektiöse Visionen (German Edition)

Infektiöse Visionen (German Edition)

Titel: Infektiöse Visionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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sehr.“
    „ Wo geht sie hin?“
    Er zuckte die Schultern, es schien ihm wirklich egal zu sein.
    „ Keine Ahnung.“
    „ Weg aus Deutschland?“
    „ Scheint so.“
    „ Sie selbst jedenfalls ziehen nach Brasilien.“
    Er nickte.
    „ Und Sebastian wartet auf sein Erbe, um auf Weltreise gehen zu können.“
    Wieder ein Nicken, verbunden mit einem spöttischen Schnaufen.
    „ Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn einer von Ihnen dreien so etwas wie eine... ansteckende Krankheit hätte? Oder gar Sie alle drei?“
    „ Wie bitte!“
    Man sah ihm an, dass ihm diese Wendung keinen Spaß machte, und nun war ich es, die grinsen musste.
    „ Ist mir nur gerade so eingefallen. Sie müssen das nicht wörtlich nehmen.“
    Er reckte sich in seinem Bürostuhl.
    „ Tu ich auch nicht, verdammt noch mal! Ich bin kerngesund.“
    „ Ach ja? Sie müssen das so sehen: Es ist immer nur eine Frage der Zeit.“
    „ Ich habe mich untersuchen und impfen lassen. Und jetzt bitte Klartext!“
    „ Na schön. Zwei mögliche Fälle: Wenn Sebastian hier bleibt und auf seine Bahn zurückfindet, dann wird es für Sie so sein, als hätte er nie existiert. Wenn er aber loszieht und Mist baut, so richtig großen Mist – meinen Sie, dass Sie dann völlig unberührt davon bleiben, egal, wo auf der Welt Sie sich gerade aufhalten?“
    Er entspannte sich wieder und machte den Eindruck als habe er alle Möglichkeiten einer spektakulären Chaostour seines Sohnes schon durchgespielt.
    „ Brasilien ist verdammt weit weg.“
    „ Und wenn man die Augen zumacht, dann wird man für alle unsichtbar.“
    Er schaute kurz verständnislos, lächelte dann und wiegte den Kopf.
    „ Mir ist es doch so was von egal, ihm Geld zu geben, auf einmal oder in Raten. Sofern er mir verspricht, dass seine...“
    Er machte in der Luft gleichzeitig An- und Abführungszeichen.
    „ ...Weltreise... vor der brasilianischen Grenze endet.“
    „ Dann tun Sie’s in ganz kleinen Raten. Sie können es ja vom Bestehen der zweiten Abi-Prüfung abhängig machen, wie es danach weitergeht.“
    „ Aber nur unter einer Bedingung.“
    „ Zwei Bedingungen sind doch wohl genug.“
    „ Nein, denn die dritte ist die entscheidende: Ich will’s mit Ihnen treiben. Gleich hier auf der leeren Tischplatte.“
    Ich stand langsam auf, schob den Besucherstuhl unter den Schreibtisch und legte die Hände auf die Lehne.
    „ Das ist mir schon klar, dass Sie das wollen.“
    „ Und mir ist klar, dass Sie nur noch nicht wissen, dass Sie es auch wollen.“
    „ Wenn ich es irgendwann wissen sollte, sage ich Ihnen Bescheid.“
    „ Tun Sie das.“
    Ich streckte ihm die Hand entgegen, und er schlug ein.
    „ Wie klein sind denn ganz kleine Raten?“
    „ 300 Mark im Monat würden reichen. Immerhin wohnt er mietfrei und jobbt bei mir im Laden. Das Geld für Kost und Logis würde ich gleich vom Lohn abziehen.“
    Er versuchte sich das Lachen zu verbeißen, schaffte es nicht und prustete los.
    „ Das muss man sich mal vorstellen: Ich schließe gerade einen Vertrag, der den Sohn eines der reichsten Männer der Stadt zum Gemüseverkäufer macht. Wenn Sie mir das vor einer Woche gesagt hätten...“
    Ich zog meine Hand aus der seinen, was erst funktionierte, als er freiwillig losließ.
    „ Gute Reise, Herr Forberig.“
    „ Augenblick mal. Ich habe noch eine Bedingung.“
    „ Hoffentlich eine erfüllbare.“
    „ Ich will wissen, worauf Sie aus sind. Aber die Wahrheit, sonst platzt der Deal.“
    „ Ich folge einer inneren Stimme“, antwortete ich kurz und ernst.
    Er schaute mich an, lange, und nickte dann.
    „ Wissen Sie was, auch wenn ich keine Ahnung habe, was das soll – ich glaube Ihnen sogar, dass Sie das glauben.“
    Ich drückte den Türgriff und wollte hinaus.
    „ Eines noch“, rief er mir hinterher.
    „ Ja?“
    „ Für ne Öko-Tussi bist du viel zu sexy.“
    Er grinste. Ich grinste demonstrativ zurück.
    „ Und du bist viel zu intelligent für das arrogante Arschloch als das du dich ausgibst.“

Kapitel 18: Der Umzug
     

    Am nächsten Tag, Wendelin war eine Stunde zuvor nach Brasilien abgereist, parkte ich meinen Geschäftslieferwagen vor seinem ehemaligen Haus, um Sebastian und seine Habseligkeiten abzuholen.
    Seine Mutter war ganz anders als ich sie mir vorgestellt hatte, eine kleine, blasse, aber harte und zähe Frau. Ich wusste sofort, dass dieser Widerspruch die Familie dorthin getrieben hatte, wo sie nun stand: Wendelin hatte gedacht, er heirate ein

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