Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
mir, bitte.«
Danny lief hinter ihm über den Marmorfußboden.
» Ma’am«, sagte Danny zur Senatorin. Zum ersten Mal seit Beginn der Krise fühlte sie sich verunsichert. Sie war es gewohnt, Autoritätspersonen Bericht zu erstatten, selbst wenn sie Zivilisten waren, aber diesem Gespräch fühlte sie sich nicht gewachsen. Es lag irgendein teurer Duft in der Luft. Senatorin Anka trug einen Seidenschal, den sie sich locker um den Hals geknotet hatte. Der Stoff war mit goldenen Ankern und Hufeisen auf marineblauem Hintergrund bedruckt. Ihr dunkelgraues Wollkostüm war tadellos, für ihre zierliche Figur maßgeschneidert. Irgendwie vermittelte es die Präzision einer Uniform und wirkte gleichzeitig weiblich und zart. Ankas Haut sah samtweich aus und hing am Hals, doch um die Augen war sie straff. Es wurde allmählich Zeit für das nächste Facelifting.
Danny benutzte keine Begriffe wie » weiblich« oder » zart«, als sie über die Senatorin nachdachte, sondern kürzte die Sache wie üblich ab. Sie fasste Ankas Erscheinung mit » Geld« zusammen. Das Übrige verstand sich von selbst. Danny nahm all das mit einem kurzen Blick auf, als sie ins Allerheiligste geführt wurde, ein Eckbüro mit beigefarbenem Teppich, Mahagonimöbeln und Golfbildern an den Wänden. Vor der Krise war es das Büro eines hochgestellten Mannes gewesen.
Danny wurde kein Stuhl angeboten, wahrscheinlich weil man anschließend nie wieder den Gestank herausbekommen würde. Danny stand entspannt mitten im Raum, Anka saß hinter dem Schreibtisch, und ein paar jüngere Assistenten hatten auf einer Bank an der Wand Platz genommen. Die einzige Frau unter den Assistenten machte sich Notizen. Alle waren noch jünger als Eric. Auf dem Schreibtisch stand eine Vase mit Blumen, aber die Blüten verwelkten bereits und hatten die Blätter fallen gelassen. Wie die ganze Stadt, dachte Danny.
» Sie sind also aus Los Angeles«, sagte Anka. » Ein weiter Weg.«
» Ja«, sagte Danny und kam sich idiotisch vor. In solchen Situationen musste man drauflosplappern.
» Sind Sie allein gekommen?«
» Ich habe mit einer Gruppe von Überlebenden die San-Bernardino-Berge verlassen. Sie befinden sich an einem sicheren Ort, während ich auf Erkundung gegangen bin.«
» Wahrscheinlich im Rahmen des Eisenmann-Plans. Was führt Sie nach San Francisco?«
» Ich habe hier Bekannte«, sagte Danny und wünschte sich, ihr wäre etwas Intelligenteres eingefallen. Auch diese Antwort war offenbar richtig. Danny hatte gesagt, was ihr Gegenüber hören wollte, aber gleichzeitig erkannte sie, dass es die falsche Antwort war. Also fuhr sie fort: » Los Angeles steht in Flammen. Davon haben Sie bestimmt gehört. Dort wimmelt es von Zom … von Zets. Polizei und Rettungskräfte waren innerhalb von fünf Stunden nach dem Ausbruch außer Gefecht gesetzt. Ich befand mich in einer abgelegenen Gemeinde. Wir konnten der Flutwelle des Todes nur knapp entkommen.«
» All das haben wir bereits gehört«, sagte Anka. » Los Angeles ging etwas schneller als andere Orte verloren. Es war in den Nachrichten, als es noch Nachrichten gab. Jetzt haben wir nicht einmal mehr Internet.«
Danny sah, dass ihr Publikum das Interesse verlor. Diese Leute waren begierig auf echte Fakten, auf nützliche Informationen. Sie waren isolierter, als Danny sich zunächst vorgestellt hatte. Vielleicht sollte sie die Fragen stellen und nicht die Senatorin.
» Ich kann Ihnen von größerem Nutzen sein, wenn ich eine gewisse Vorstellung von der Lage habe«, sagte Danny. » Ich möchte nichts wiederholen, was Sie längst wissen. Ich habe sehr viele Kämpfe zwischen dem Süden und hier beobachtet, und vielleicht kann ich ein paar Leerstellen ausfüllen. Straßen, Eisenbahnen, Städte – einige sind offen. Andere nicht.«
Senatorin Anka beugte sich vor und offenbarte unter dem Schal eine Halskette aus unregelmäßig geformten Perlen, die wie Babyzähne aussahen. Danny hatte den Eindruck, dass sie eine Art erste Prüfung bestanden hatte. Jetzt konnten sie anscheinend offen miteinander reden. » Holen Sie einen Stuhl für sie, Kyle«, sagte Anka.
Der Assistent eilte hinaus und kehrte kurz darauf mit einem Klappstuhl aus Stahl zurück. Danny war dankbar. Sie setzte sich, und alle ihre Knochen schienen gleichzeitig vor Schmerz zu ächzen.
Anka öffnete den roten Mund und ließ den Kiefer hängen. Sie wartete einfach darauf, dass die Worte folgten, weil sie sich ganz sicher war, dass sie kommen würden. In besseren Zeiten war
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