Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
der Faust in die offene Hand. » Ich sage Ihnen, was jetzt geschehen wird. Wir ziehen ab«, verkündete er. » Zu viele Zets. Hier ist es nicht mehr sicher genug.«
Die Sonne ging hinter einer dichten, formlosen Wolke unter, die sich am Horizont ausbreitete. Der Himmel war mit blassem Rot und orangefarbenen Streifen durchsetzt, als das Licht erlosch und die Welt in Dunkelheit versank.
Während des ganzen Nachmittags waren hastig Vorräte in die Fahrzeuge geschafft worden. Die meisten Lebensmittel gingen in das ASV und einen Humvee unter Bewachung der Hawkstone-Leute. Als Zugeständnis wurden auch ein paar essbare Vorräte in das Wohnmobil geladen, damit die Zivilisten unterwegs nicht verhungerten. Toilettenpapier, Batterien und Erste-Hilfe-Material – alles, was den Leuten in den Sinn kam – wurden rund um Patricks Bett aufgehäuft.
Die Dringlichkeit der Situation war niemandem außer Murdo klar. Amy hatte den Eindruck, dass er kurz vor dem Verrücktwerden stand. Nur so schien er damit umgehen zu können. Draußen trieben sich Untote in immer größerer Zahl herum, aber sie glaubte, dass sie auf dem Flugplatz sicherer waren, zumindest bis zum Morgen. Wer konnte schon sagen, was alles in der Dunkelheit geschehen würde? Aber sie behielt ihre Meinung für sich und tat, was ihr gesagt wurde, genauso wie alle anderen.
Als die Fahrzeuge zu Murdos Zufriedenheit beladen waren, wurden die Überlebenden zügig zum Weißen Wal geführt. Murdo befahl ihnen, an der Tür anzuhalten. » Sie und Sie«, sagte er und zeigte auf Reese und Estevez, » werfen die Schwuchtel raus. Bringen Sie den Kerl her.«
Amy überraschte sich selbst, als sie laut rief: » Nein! Er ist nicht einmal bei Bewusstsein!«
Murdo wandte sich ihr mit eigenartig leerem Blick zu. » Es ist mir scheißegal, was er ist. Ich will keinen zweiten Verletzten in diesem Bus haben. Mit Jones haben wir schon genug zu tun. Reese, Estevez, tun Sie es.«
» Bringen Sie ihn wenigstens ins Gebäude«, sagte Amy mit zitternder Stimme.
Reese und Estevez schleppten den Bewusstlosen ins Terminal. Sie wollten Patrick gleich hinter der Eingangstür auf dem Boden ablegen. Doch dann bellte Amy: » Nach oben!« Sie widersprachen ihr nicht, sondern trugen ihn die Treppe hinauf und warfen ihn im Männerschlafsaal auf ein Bett. Amy bemühte sich, Patrick in eine entspannte Lage zu bringen, und deckte ihn zu.
» Okay«, sagte Reese, als Amy keine Anstalten machte, von Patricks Seite zu weichen. » Gehen wir.«
» Scheiß drauf, Mann«, sagte Estevez zu Reese. » Verschwinden wir einfach von hier.«
» Gehen wir«, sagte Reese noch einmal zu Amy.
» Komm schon, Mann. Wir haben wirklich nicht viel Zeit.« Estevez gab Reese einen Klaps auf den Oberarm.
Reese drehte sich zu Estevez um. » Sie ist die verdammte Ärztin, Mann. Wir müssen eine Ärztin mitnehmen. Sie kann hier nicht bleiben und Boy George pflegen.«
Amy hatte eine plötzliche Eingebung, die in ihrer Einfachheit wunderbar war.
» Ich bin keine Ärztin«, sagte sie. » Ich bin Veterinärin.«
Damit hatte sie ihre Aufmerksamkeit.
» Blödsinn«, sagte Estevez. » Sie haben Jones zusammengenäht.«
» Ist genauso wie bei einem Hund, nur alles etwas größer«, sagte Amy.
» Ernsthaft?«, fragte Reese.
» Ich bin ein Pferdedoktor«, sagte Amy.
Die Männer wirkten verwirrt. Reese zeigte in Richtung Parkplatz. » Geh und sag es Murdo«, wies er Estevez an. » Vielleicht erzählt sie keine Scheiße.«
Sie war eine Tierärztin, nicht mehr und nicht weniger.
Murdo war die Sache peinlich, und das machte ihn wütend. Die Flüchtlinge im Wohnmobil hatten lauthals darüber gelacht. Murdo konnte nicht fassen, dass sie ausgerechnet über ihn lachten, den Mann, der ihr Leben in den Händen hielt. Wie dieser Wichser, der vor einer Weile Schuhe auf den Präsidenten geworfen hatte, worauf alle ihn als Helden gefeiert hatten. Wo war das Problem, wenn Jones von einer Expertin für Tiere verarztet worden war? Letztlich war es doch nur Fleisch. Trotzdem spürte Murdo das Brennen seines geröteten Gesichts. Vielleicht sollte er die Schlampe erschießen, um den anderen eine Lektion zu erteilen. Aber er hatte das Gefühl, dass diese Leute große Schwierigkeiten machen würden, wenn es nur noch eine einzige weitere Gewalttat gab.
» Vorschlag«, sagte Murdo zu Estevez. » Wir lassen sie einfach hier zurück, wenn sie es unbedingt so haben will. Aber wenn wir rausfahren, ketten wir das Tor an das ASV , reißen es aus den Angeln und
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