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Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Titel: Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Tripp
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Brutalität verloren gegangen war.
    Was erwartete Murdo, wenn er Potter erreichte? Mehr von seinen idiotischen Kameraden, die kampflustig mit ihren Waffen herumstolzierten? Fuhren sie ständig durch die Gegend, um auf Zombiehorden zu ballern, wie sie es seit Verlassen des Flugplatzes getan hatten?
    Sie erinnerte sich, wie Reese vor Begeisterung geschrien hatte, als das Tor aufgeschwungen war. Die Klauen der Zombies hatten am Wohnmobil gekratzt, geschwärzte Finger, aus denen die Knochen hervorragten. Die Räder der schweren Maschine waren durch die schmierige Masse aus Eingeweiden, Erde und Blut auf der Straße gepflügt. Der Rauch von den durchdrehenden Reifen roch nach gegrilltem Fleisch, und der Gestank hielt sich noch lange im Mund. Die Überlebenden weinten und hielten sich gegenseitig in den Armen. Erstaunlicherweise schrie auch das Baby. Dann hatte sich Murdos riesiger Panzer einen Weg durch die Leichen gebahnt, und als die Reifen des Weißen Wals griffen, setzten sie sich in Bewegung. Sie hatten den Flugplatz hinter sich gelassen, aber der Gestank war bei ihnen geblieben.
    Reese und Murdo unterhielten sich über Funk. Amy hörte zu. Alle hörten zu. Die Frage, die sie beschäftigte, war ganz einfach: Warum hatten die Söldner sie mitgenommen? Vorher hatte es noch eine Erklärung gegeben. Sie hatten Geiseln, falls die Männer versuchten, etwas zu unternehmen. Aber jetzt waren fast alle Männer fort, und Amy war sich ziemlich sicher, dass es nur noch um Wulf ging, der aus der Ferne auf sie schoss. Murdo machte ein paar kryptische Bemerkungen, die er in Jargon verpackte. Es klang, als würde er sich damit auf die Zivilisten beziehen. Amy wurde aufmerksam, als er von der » Fracht« und einer » Tigerfalle« sprach. Mehr nicht. Für sie war lediglich klar, dass es keine humanitäre Geste war. Sie wurden nicht gerettet, weil sie gerettet werden sollten. Danny hätte bestimmt gewusst, was sie im Schilde führten.
    Amy trauerte um Danny, und im Allgemeinen trauerte sie um die kurze Zeit, in der sie zusammengearbeitet hatten, um eine Zukunft innerhalb der Katastrophe zu schaffen, die die Welt heimgesucht hatte. Sie trauerte nicht um die Toten, die das Geschehen gefordert hatte, zumindest nicht direkt. Die Welt war für sie schon immer ein seltsamer, gnadenloser Ort gewesen, an dem sich alle Menschen gegenseitig das Leben schwermachten. Sie taten es immer noch, ob sie nun lebten oder tot waren. Amy wollte nicht mehr als eine Chance, von vorn anzufangen. Das war es, was das Grauen und die Vernichtung ihr bot: einen neuen Anfang. Und es war typisch für die Menschen, dass sie diese Chance gar nicht nutzen wollten.
    Murdo gab mehrere knappe Kommandos aus, und der Konvoi kam zum Stehen. Sie befanden sich an der Kreuzung zwischen der Straße zum Flugplatz und dem Ore Creek Highway. Shoshone Springs hieß der Ort. Vermutlich weil es hier weder Indianer noch eine Quelle gab, dachte Amy. Aber hier stand etwas auf dem Asphalt geschrieben.
    Sie konnten es nicht erkennen, weil das ASV ihnen die Sicht versperrte. Flamingo stieg aus dem Humvee und inspizierte die Angelegenheit. Er hielt die Finger hoch und zeigte sie Murdo, der sich aus der Seitentür des ASV beugte. Die Farbe war noch feucht, vermutete Amy. Eine Minute später setzte sich der Konvoi wieder in Bewegung, in Richtung Potter. Als sie abbogen, kletterte Amy über ihre bedauernswerten Begleiter hinweg, die sich im Wohnbereich drängten, und erreichte das Schlafzimmer gerade noch rechtzeitig, um durch das Heckfenster einen Blick auf die Botschaft zu werfen, die in riesigen, pinkfarbenen Buchstanden auf der Kreuzung stand:
    POTTER = TOD
    Amy hatte den Eindruck, dass sie Dannys Handschrift wiedererkannte. Aber Danny war natürlich tot. Amy dachte sich, dass sie wohl noch für einige Zeit überall Dannys Handschrift sehen würde, bis die Erinnerung an sie verblasste. Das hieß, falls sie noch so lange lebte, dass die Erinnerung verblassen konnte. Vielleicht sah sie Danny schon bald wieder, und zwar auf morbide, buchstäbliche Art.
    Als das Wohnmobil über die freie Straße dem unangenehmen Ziel entgegenrollte, das Murdo auserkoren hatte, wünschte sich Amy, sie würde an den Himmel glauben. Es war einer ihre Lieblingswünsche, auch wenn sie ein Geheimnis daraus machte und nicht einmal Danny davon erzählt hatte. Sie hatte eine ganz bestimmte Vision vom Leben nach dem Tod. Es ging nicht um weiße Wolken und Engel, die Harfen zupften. Amys Himmel war eine grüne Landschaft

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