Infernal: Thriller (German Edition)
Hause?«
»Roger geht nicht aus. Er ist entweder zu Hause oder in der Universität. Und ja, er empfängt weiblichen Besuch.«
»Über Nacht?«
»Das glaube ich nicht.«
»Hat er besondere männliche Freunde?«
»Ich bilde mir ein dazuzuzählen.«
»Waren Sie mit ihm intim?«
»Nein.«
»Wären Sie gern?«
»O ja, das wäre ich.«
»Hören Sie sich diesen Burschen an«, sagt Baxter. »Eiskalt wie nur irgendwas.«
»Wäre es Ihnen möglich, uns zu sagen, wo Sie sich an bestimmten Tagen aufgehalten haben?«
»Das glaube ich kaum. Aber lassen Sie mich offen sein, Gentlemen. Ich kooperiere bei diesen Ermittlungen bis zu einem gewissen Punkt. Falls jedoch die Polizei auf den Gedanken kommen sollte, mein Leben über ein tolerables Maß hinaus zu stören, ohne dass direkte Beweise gegen mich vorliegen, werde ich rechtliche Schritte gegen die Polizei und das FBI veranlassen. Ich verfüge über die Ressourcen, meine Rechte rigoros zu verteidigen, und angesichts der jüngsten Geschichte des NOPD würde ich sagen, dass meine Chancen gar nicht schlecht stehen. Also seien Sie gewarnt.«
Eine Stille folgt seinen Worten, die ich nur als Schock interpretieren kann. Ich bezweifle, dass das FBI daran gewöhnt ist, von einem Mann, der zum Kreis der Tatverdächtigen für einen Serienmord gehört, auf diese Weise zurechtgestutzt zu werden.
»Psychologie ist rein zufällig eines meiner besonderen Interessensgebiete, Doktor«, fährt Smith fort, als sei nichts gewesen. »Ich weiß zum Beispiel rein zufällig, dass die Wahrscheinlichkeit für einen homosexuellen Serienmörder gleich null ist. Ich denke, Sie werden einige Mühe haben, eine Jury davon zu überzeugen, dass ich in diesem Fall ein guter Kandidat für Ihre Schikanen bin.«
»Wir glauben nicht unbedingt, dass der Maler in diesem Fall auch der Mörder ist«, entgegnet Lenz. »Doch wir konzentrieren uns nicht auf Sie als einzigen Verdächtigen. Sie sind nichts weiter als eine von vier Personen mit Zugang zu einer ganz besonderen Sorte von Pinselhaaren, wie wir sie auf den Leinwänden der ›Schlafenden Frauen‹ sicherstellen konnten.«
»Erzählen Sie mehr von diesen Pinselhaaren.«
Rasch fasst Kaiser zusammen, welche Verbindungen das FBI zwischen der kleinen Fabrik in der Mandschurei, dem New Yorker Importeur und Wheatons Bestellungen gefunden hat. Als er fertig ist, sagt Smith: »So viele Fragen in Ihren Augen, Agent Kaiser. Wie kleine sich windende Würmer. Sie wollen alles wissen. Wie machen sie es? Kriegt Frank es wirklich in den Arsch besorgt? Ist er promiskuitiv? Sehen Sie Bilder von gewissen Badehausszenen vor sich? Ich war dort, und ich war am Schwanzende, in Ordnung? Ich war erst siebzehn. Ich habe gelutscht, bis ich Krämpfe in den Gesichtsmuskeln bekam. Macht mich das zu einem Killer?«
»Hören Sie sich diesen Burschen an!«, sagt Baxter.
»Warum leben Sie im French Quarter und nicht in der Nähe der Universität?«
»Das Quarter ist ein Paradies für Schwule, wussten Sie das nicht? Vielleicht gibt es hier mehr von uns als von Ihnen. Sie sollten am Christopher Street Day vorbeikommen und mich mit meinem Gefolge sehen. Ich bin eine richtige Berühmtheit hier in der Gegend.«
»Erzählen Sie uns von Ihren Kollegen«, sagt Lenz. »Was halten Sie von Leon Gaines?«
»Abschaum. Roger hat ihm ein zusammengehöriges Paar abstrakter Bilder geschenkt, klein, aber sehr schön. Eins davon hat Leon zwei Wochen später verkauft – für Heroin, da bin ich sicher. Ich brachte es nicht übers Herz, es Roger zu sagen.«
»Und Gaines’ Arbeiten?«
»Seine Arbeiten ?« Ein weiteres Auflachen. »Die Gewalt hat eine gewisse Authentizität, zugegeben. Aber in meinen Augen ist Leon ein Graffitikünstler. Ein Heranwachsender, der schmutzige Worte und Symbole an die Wände schmiert. Er gibt sich verzweifelt Mühe, zu schockieren, aber er hat keinen wirklichen Einblick, und so ist der Effekt, den er erreicht, letzten Endes schal.«
»Was ist mit Thalia Laveau?«
»Thalia ist ein entzückendes Wesen. Entzückend und traurig zugleich.«
»Inwiefern traurig?«
»Haben Sie bereits mit ihr gesprochen?«
»Nein.«
»Sie hat als Kind schrecklich gelitten, glaube ich. Sie trägt eine Menge Schmerz in sich.«
»Was ist mit ihren Bildern?«
»Sie sind zauberhaft. Eine Art Tribut an die Würde der unteren Klassen – ein Mythos, von dem ich persönlich nichts halte, doch einer, dem Thalia auf der Leinwand irgendwie Leben einhaucht.«
»Haben Sie das eine oder andere
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