Infernal: Thriller (German Edition)
könnten ihn nach Angola verfrachten und sehen, ob die Entführungen aufhören.«
»Erwarten Sie wirklich weitere Entführungen?«, frage ich. »Nachdem wir so nah dran sind?«
»Wir wissen nicht, wie nah wir sind«, entgegnet Lenz. »Unser Interesse mag vielleicht einen gewöhnlicheren Serienverbrecher dazu bringen, langsamer weiterzumachen, aber wer auch immer hinter diesen Entführungen steckt, hat nicht den geringsten Grund dazu. Soweit wir bisher wissen, ist der Maler ein austauschbares Element in der Rechnung. Wenn sie eine weitere Frau wollen, werden sie sich eine holen. Vielleicht sogar jetzt in diesem Augenblick, wo wir miteinander reden.«
Niemand scheint erstaunt, dass Lenz den Plural benutzt und von Tätern spricht.
»Wir sollten Gaines nicht in Arrest nehmen«, sagt Kaiser. »Wenn er in die Sache verwickelt ist, erfahren wir mehr, wenn wir ihn beschatten, statt ihn einzusperren.«
Baxter sieht Lenz an, und der Psychiater nickt.
Baxter drückt einen Knopf an der Konsole und spricht in seine Garnitur. »Ed? Scheuchen Sie Gaines gehörig auf, aber wenn Sie verhindern können, dass er verhaftet wird, dann wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie ihn in seinem Haus lassen ... durchsuchen Sie alles, genau wie geplant, aber lassen Sie ihn anschließend in Ruhe, ja ... Danke. Wir sehen uns dann beim Vier-Uhr-Treffen.«
Baxter nimmt das Headset ab und sieht mich an. »Sind Sie bereit für Frank Smith?«
»Er ist zweifellos eine Verbesserung gegenüber Gaines.«
»Zumindest sauberer«, sagt Kaiser.
Baxter klopft an das Trennpaneel, und der Überwachungswagen fädelt sich in die Freret Street ein, um uns in die angenehmere Gegend des French Quarter zu bringen.
15
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R oger Wheaton hat Smith angerufen und ihn gewarnt, dass wir kommen«, sagt Baxter und setzt sein Headset ab. »Wir haben das Gespräch angezapft.«
Wir parken gegenüber einem wunderschönen kreolischen Cottage an der dem Fluss zugewandten Seite von Esplanade, der östlichen Grenze des French Quarter. Hier wohnt Frank Smith seit zwei Jahren.
»Warum hätte Wheaton ihn nicht warnen sollen?«, fragt Kaiser.
»Wir haben ihn gebeten, den Mund zu halten«, erwidert Lenz.
»Und jetzt nehmen wir sein Haus auseinander und teilen ihm mit, dass er Hautproben und eine Blutabnahme für DNS-Analysen über sich ergehen lassen muss, um Vergleiche mit den Hautproben anzustellen, die wir unter den Fingernägeln des Dorignac-Opfers gefunden haben.«
»Der Anruf macht Wheaton im Gegenteil sogar weniger verdächtig«, sagt Kaiser. »Er ist nicht dumm. Er weiß, dass er zum Kreis der Verdächtigen gehört, was unter anderem das Anzapfen seines Telefons bedeutet, aber er hat Smith trotzdem angerufen und gewarnt. Das tut nur jemand, der unschuldig und stinksauer ist.«
»Es sei denn, er will einen unschuldigen Eindruck erwecken«, sagt Lenz.
»Warum hat er Gaines nicht gewarnt?«, frage ich.
»Vielleicht mag er Gaines nicht«, sagt Kaiser mit einem Lachen. »Schwer vorstellbar ist es jedenfalls nicht.«
»Hat er Thalia Laveau ebenfalls gewarnt?«, fragt Lenz.
»Noch nicht«, antwortet Baxter. »Nur Smith.«
»›Ich mag Frank Smith sehr gern‹«, sagt Kaiser. »Das waren Wheatons Worte bei seiner Vernehmung.«
»Ich frage mich, ob es vielleicht eine homosexuelle Verbindung zwischen den beiden gibt?«, sagt Lenz.
»Wheaton hat nie geheiratet«, sagt Baxter. »Warum haben Sie ihn nicht gefragt, ob er schwul ist?«
»Vielleicht versteckt er seine Homosexualität«, entgegnet Lenz. »Ich wollte meine Brücken zu ihm nicht vollends einreißen. Wir haben andere Möglichkeiten, das herauszufinden.«
Kaiser geht zur Hecktür. »Frank Smith macht keinen Hehl aus seiner Homosexualität. Vielleicht verrät er uns mehr.« Er blickt mich an. »Wir sehen uns dann gleich.«
Zusammen mit Lenz steigt er aus und wirft die Tür wieder zu.
Baxter presst das Gesicht an die getönte Bullaugenscheibe des Überwachungswagens. »Das Haus sieht nicht so fein aus, wie ich eigentlich gedacht hätte«, stellt er fest.
»Das liegt daran, dass Sie die Rückseite vor sich haben«, erkläre ich. »Die meisten Häuser dieser Art zeigen nach innen. Einige auf ummauerte Höfe, andere auf fantastische Gärten voll tropischer Pflanzen.«
»John hat mir von Ihrer Theorie erzählt, dass die Gemälde in natürlichem Licht entstanden sein müssen. Dieses Haus hat einen Hof. Smith ist der einzige Verdächtige mit einem eigenen Hof. Wheaton hat einen Garten, aber keine Mauern. Hey, sehen
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