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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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in Asien.«
    »Sie haben viele asiatische Freunde?«
    »Ich habe Freunde überall in der Welt. Freunde, Kollegen, Kunden, Liebhaber. Vor etwa drei Monaten erfuhr ich, dass Gemälde einer neuen Serie bei privaten Auktionen mehr als eine Million Dollar erzielten. Dann hörte ich, dass einige davon in Hongkong ausgestellt werden sollten. Ich habe überlegt, ob ich hinfliegen und sie mir ansehen soll.«
    »Sie wussten, welches Motiv die Bilder zeigen?«, fragt Lenz.
    »Nackte Frauen im Schlaf, zumindest hieß es zu Anfang so. Erst kürzlich habe ich von den Gerüchten und der Theorie erfahren, dass sie tot sein sollen.«
    »Was empfanden Sie angesichts der Möglichkeit, dass Frauen für die Schaffung dieser Gemälde starben?«
    Eine lange Pause. »Ich habe die Bilder noch nicht gesehen, deswegen fällt es mir schwer, die Frage zu beantworten.«
    Lenz trinkt von seinem Kaffee; wir hören es über das Mikrofon. »Wollen Sie damit etwa andeuten, dass die Qualität der Werke Ihre Meinung beeinflusst, ob der Tod von Menschen für ihre Entstehung moralisch ist?«
    »Um es mit den Worten von Oscar Wilde zu sagen, Doktor: Es gibt kein moralisches oder unmoralisches Gemälde. Ein Gemälde ist entweder gut gemacht oder nicht. Wenn die Gemälde schön sind, falls sie in der Tat große Kunst sind, dann sind sie selbst Rechtfertigung genug für ihre Existenz. Sämtliche anderen Umstände, die mit ihrer Entstehung zu tun haben, sind in diesem Fall irrelevant.«
    »Das klingt irgendwie bekannt«, sagt Kaiser.
    »Inwiefern?«, erkundigt sich Smith.
    »Kennen Sie einen Mann namens Marcel de Becque?«
    »Nein.«
    »Er ist ein ausgebürgerter Franzose, der auf den Cayman-Inseln lebt.«
    »Ich kenne ihn nicht. Doch der Name entbehrt nicht einer gewissen Ironie.«
    »Und die wäre?«, fragt Lenz.
    »Emil de Becque war der ausgebürgerte Franzose in Micheners ›Südsee‹.«
    »Verdammt!«, zischt Baxter.
    Ich kann die Verlegenheit von Lenz durch den Lautsprecher hindurch hören. »Sie haben Recht«, sagt er. »Das hatte ich völlig übersehen.«
    »Vielleicht hat dieser Mann seinen Nachnamen als Alias angenommen?«
    »De Becques Vater ging in den dreißiger Jahren nach Südostasien«, sagt Lenz. »Vielleicht hat Michener den Namen irgendwo gehört und ihn dann einem seiner Charaktere gegeben?«
    »Aber ich verrate Ihnen, wen ich gekannt habe«, sagt Smith. »Und das wird Sie bestimmt ganz scharf machen. Christopher Wingate.«
    Diesmal dauert das Schweigen noch länger. »Warum bringen Sie das Gespräch ausgerechnet auf Christopher Wingate?«, fragt Lenz schließlich.
    »Spielen wir doch keine Spielchen, Doktor. Ich habe von Wingates Tod gehört. Ich weiß, dass er der Händler der ›Schlafenden Frauen‹ war. Ich dachte mir damals nichts dabei, doch nachdem die Bilder mit möglichen Morden in Verbindung stehen, sehe ich die Sache in einem anderen Licht.«
    »Woher kannten Sie Wingate?«, fragt Kaiser.
    »Ein gemeinsamer Freund hat uns auf einer Party in New York bekannt gemacht. Ich hatte überlegt, ob ich von meinem gegenwärtigen Händler zu Wingate wechseln soll.«
    »Warum?«
    »Weil er mit einem Wort gesagt heiß war.«
    »Ich stelle Ihnen nun eine sensible Frage«, sagt Lenz. »Bitte fassen Sie das nicht als Beleidigung auf. Es ist sehr wichtig.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    Lenz ist wahrscheinlich wütend, weil Smith sich über ihn lustig macht, doch er fährt fort: »Ist Roger Wheaton homosexuell?«
    Smith stößt ein leises Lachen aus, das schwer zu interpretieren ist. »Haben Sie Roger diese Frage gestellt?«
    »Nein. Ich war nicht sicher, und ich wollte ihn nicht empören.«
    »Nun, jetzt bin ich für ihn empört. Nicht wegen der Homosexualität, sondern weil diese Frage ein Eindringen in seine Privatsphäre darstellt.«
    »Wenn Menschen sterben, werden private Dinge manchmal zwangsläufig publik. Wenn Sie die Frage nicht beantworten, muss ich sie wohl oder übel Wheaton stellen. Ist es das, was Sie wollen?«
    »Nein.«
    »Nun?«
    Nach einer nachdenklichen Pause sagt Smith: »Ich würde nicht sagen, dass Roger homosexuell ist.«
    »Was würden Sie denn sagen?«
    »Er ist ein sehr komplizierter Mann. Ich kenne ihn erst seit zwei Jahren persönlich, und er war die ganze Zeit über sehr krank. Ich denke, seine Krankheit hat dazu geführt, dass er sich nur noch auf die nicht-sexuellen Bereiche seines Lebens konzentriert.«
    »Haben Sie ihn in der Öffentlichkeit jemals in Begleitung einer Frau gesehen?«, fragt Lenz. »Oder bei sich zu

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