Infernal: Thriller (German Edition)
Sie!«
Frank Smith steht auf der Veranda und erwartet Lenz und Kaiser. Er ist elegant und attraktiv, und seine gebräunte Haut kontrastiert mit seiner weißen tropischen Kleidung aus Leinen oder Seide. Er hat große ausdrucksvolle Augen, und um seine Lippen spielt ein ironisches Lächeln.
»Sehen Sie sich diesen Burschen an«, sagt Kaiser im Lautsprecher des Überwachungswagens. »Ein Klugscheißer, das sehe ich jetzt schon.«
»Ich fange an«, entscheidet Lenz.
Im Lautsprecher klingt Smiths Stimme so gesellig, als würde er Partygäste begrüßen. »Hallo! Sie sind die Gentlemen vom FBI, nehme ich an? Wann treffen die Sturmtruppen ein?«
»Meine Güte«, murmelt Kaiser, und laut in Richtung von Smith: »Es gibt keine Sturmtruppen, Mr Smith. Wir haben verschiedene Hinweise, die Sie zu einem der Tatverdächtigen bei einer Serie von sehr ernsten Verbrechen machen. Es führt kein Weg daran vorbei; wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen.«
»Sie sind nicht wegen einer Blutprobe hier? Oder vielleicht meinem Urin?«
»Nein. Wir sind hier, um mit Ihnen zu reden.«
»Nun, ich habe kein Alibi für die Nacht, in der die Frau vor dem Dorignac-Supermarkt entführt wurde. Ich war hier, allein, und ich habe Musik gehört.« Durch das Bullauge hindurch sehe ich, wie Smith die Hände vorstreckt, als erwartet er, in Handschellen gelegt zu werden. »Bringen wir es hinter uns.«
»Wir sind lediglich hergekommen, um mit Ihnen zu reden«, beharrt Kaiser.
»Als Vorspiel für die Polizei?«, fragt Smith mit spöttischem Unterton.
»Wir haben keine Kontrolle über die Polizei dieser Stadt.«
»Ich dachte, nach all den Korruptionsskandalen der letzten Jahre hätte sich das geändert?«
Neben mir murmelt Baxter: »Er ist erstaunlich gut informiert für jemanden, der erst so kurze Zeit in New Orleans lebt.«
Vor einigen Jahren waren die Korruption in den Reihen der Polizei und die Zahl der Morde in der Stadt auf einem legendären Hoch. Zwei Polizeibeamte hatten bei der Durchführung eines Überfalls einen Mord begangen, und das darauf folgende Chaos hatte dazu geführt, dass das Justizministerium die Polizei von New Orleans beinahe unter Bundesaufsicht gestellt hätte.
»Wir können uns hier bei Ihnen auf zivilisierte Weise unterhalten«, sagt Kaiser, »oder die Polizei kann Sie mit auf das Revier nehmen.«
Smith lacht kurz auf. »Meine Güte, Humphrey Bogart mit hohen Absätzen! Warum gehen wir nicht hinein? Ich werde uns Kaffee bringen lassen.«
Schritte und das Geräusch einer sich schließenden Tür hallen durch den Übertragungswagen, dann weitere Schritte.
»Bitte nehmen Sie doch Platz«, sagt Smith.
Federn knarren unter dem Gewicht von Dr. Lenz.
»Juan? Drei Kaffee bitte.«
»Sí . «
»Der Kerl hat einen Diener«, sagt Baxter. »Scheiße. In meiner Studentenzeit war das alles noch ein wenig anders.«
»Mr Smith, ich bin Dr. Lenz, forensischer Psychiater. Das hier ist Special Agent John Kaiser. Er ist psychologischer Profiler beim FBI.«
»Ah. Zwei Van Helsings in meinem Salon. Soll ich mich geschmeichelt oder beleidigt fühlen?«
»Wovon redet er?«, fragt Baxter.
»Van Helsing war der Professor, der Dracula gejagt hat«, sage ich zu ihm.
»Das wird lustig, so viel kann ich jetzt schon sagen.«
»Stellen Sie das Tablett hierher, Juan. Danke sehr.« Eine Pause entsteht, dann sagt Smith in vertraulichem Ton: »Ich bilde ihn immer noch aus. Er muss noch eine Menge lernen, doch er ist die Mühe wert. Wie nehmen Sie Ihren Kaffee, Doktor?«
»Schwarz, bitte.«
»Das Gleiche für mich«, sagt Kaiser.
Ein leises Klirren von Porzellan, weiteres Knarren von Polsterfedern.
»Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll«, sagt Lenz. »Wir ...«
»Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen und mir Zeit erspare«, unterbricht Smith. »Sie sind hier wegen der verschwundenen Frauen. Sie haben herausgefunden, dass die Serie von Gemälden, die als ›Schlafende Frauen‹ bekannt ist, diese Frauen zeigt. Irgendwelche Hinweise haben Sie zu Roger Wheatons Programm an der Tulane University geführt, und nun vernehmen Sie Wheaton und uns andere, bevor Sie die Polizei auf uns loslassen und uns auseinander nehmen. Roger ist deswegen sehr aufgebracht, und das macht mich zornig. Ich würde gern die Details dieser mutmaßlichen Hinweise erfahren.«
»Sie sprechen, als wüssten Sie bereits Bescheid über die ›Schlafenden Frauen‹«, sagt Kaiser.
»Das stimmt.«
»Und wie haben Sie von den Gemälden erfahren?«
»Von einem Freund
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