Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
Aktgemälde von ihr gesehen?«
    »Ich wusste gar nicht, dass sie Akte gemacht hat.«
    »Was halten Sie von ihrem Talent?«
    »Thalia hat eine Gabe. Sie arbeitet sehr schnell, wahrscheinlich, weil sie so rasch in das Herz der Dinge sieht. Sie wird es schaffen, wenn sie so weitermacht.«
    »Warum sollte sie aufhören?«
    »Wie ich bereits sagte ... Thalia hat eine gewisse Zartheit. Zerbrechlichkeit unter einer rauen Schale. Wie eine Schnecke in ihrem Gehäuse.«
    »Was ist mit Roger Wheatons Arbeiten?«, fragt Kaiser.
    »Roger ist ein Genie.« Smiths Ton ist nüchtern, als hätte er festgestellt: »Der Himmel ist blau.« »Einer von einer Hand voll, die ich in meinem Leben kennen gelernt habe.«
    »Warum ist er ein Genie?«, fragt Kaiser.
    »Haben Sie seine Arbeit gesehen?«
    »Einen Teil davon.«
    »Meinen Sie nicht, dass er ein Genie ist?«
    »Ich bin nicht qualifiziert, dieses Urteil zu fällen.«
    »Nun, ich bin es. Roger ist nicht wie wir anderen. Er malt aus sich heraus. Ganz und gar aus sich selbst. Ich versuche es, und ich bilde mir ein, dass es mir gelegentlich gelingt. Doch das Äußere ist für mich trotzdem ein wichtiger Teil des Prozesses. Ich plane, ich verwende Modelle und peinlich genaue Technik. Ich bemühe mich, Schönheit einzufangen, sie einzufrieren und doch lebendig zu machen. Roger benutzt weder Modelle, noch Fotografien, noch sonst irgendetwas. Wenn er malt, fließt seine Gabe einfach aus ihm und durch den Pinsel. Jedes Mal, wenn ich auf seine Bilder sehe, bemerke ich etwas Neues. Ganz besonders auf den abstrakten Werken.«
    »Wissen Sie etwas über die Lichtung, die er malt? Ist es ein realer Ort?«
    »Ich nehme an, dass sie real ist, aber ich weiß es wirklich nicht. Für ihn ist diese Lichtung ein Startpunkt, genau wie eine Klippe ein möglicher Startpunkt für einen Adler ist.«
    »Durchaus möglich, dass diese Lichtung in Beziehung zu den Verbrechen steht«, sagt Lenz.
    »Betrachten Sie Roger tatsächlich als Verdächtigen? Das ist lächerlich! Er ist der sanfteste Mann, den ich kenne. Und der moralischste außerdem.«
    »Wussten Sie, dass er in Vietnam getötet hat?«, fragt Kaiser.
    »Ich weiß, dass er im Krieg war. Er spricht nicht darüber. Aber Sie betrachten es doch wohl nicht als Mord, wenn ein Soldat im Kampf tötet?«
    »Nein. Aber ein Mann, der einmal getötet hat, tut es vielleicht wieder. Leichter als andere Menschen.«
    »Vielleicht. Haben Sie jemals einen Menschen getötet, Agent Kaiser?«
    »Ja.«
    »Im Krieg?«
    »Ja.«
    »Als Zivilist? In Erfüllung Ihrer Pflicht?«
    »Ja.«
    »Das habe ich mir gedacht. Ich sehe Gewalt in Ihnen. Ich sehe sie deutlich. Ich würde Sie gern irgendwann malen.«
    »Ich stehe nicht zur Verfügung.«
    »Sie haben ein paar schlimme Dinge gesehen, nicht wahr?«
    »Die Welt ist hart, Frank.«
    »Nicht wahr? Dr. Lenz hat ebenfalls schlimme Dinge gesehen, aber sie beeinflussen ihn nicht auf die gleiche Weise. Nicht so gemein und böse. Sie haben starke moralische Vorstellungen. Sie spüren einen Zwang, zu urteilen.«
    »Das ist Zeitverschwendung«, sagt Kaiser gereizt. »Unsere Fotografin müsste jeden Augenblick hier sein.«
    Baxter nimmt mich beim Ellbogen. »Gehen Sie. Los.«
    Draußen vor dem Lieferwagen sehe ich in beide Richtungen, dann überquere ich die Esplanade, die Augen auf Frank Smiths Cottage gerichtet. Es zeigt eine einfache Fassade zur Straße hin: vier Fenster, drei Dachfenster, ein Giebeldach, mit einer Tür, wo vor hundert Jahren wahrscheinlich eine geschlossene Veranda war. Mein Anklopfen wird von einem wunderschönen hispanischen Jungen von etwa neunzehn Jahren beantwortet. Juan, nehme ich an.
    »Ja?«
    »Ich gehöre zum FBI. Ich bin hier, um ein paar Fotos zu schießen.«
    » Sí . Folgen Sie mir bitte.«
    Als er mich durch die Halle führt, wird mir bewusst, dass Frank Smith das Cottage im Innern gründlich umgebaut hat. Statt eines einfachen Wohnhauses stehe ich in einem Museum für Antiquitäten und Kunstgegenstände. Zu meiner Rechten befindet sich ein luxuriöses Speisezimmer mit einem Regency-Tisch, Empire-Leuchtern und einem riesigen Spiegel über einer französischen Kommode. An einer Wand über einem halbrunden Bartisch hängt ein lebensgroßes Porträt von einem nackten Mann, der entspannt in einem Sessel sitzt. Er kommt mir irgendwie vertraut vor: mit breiten Knochen, doch nicht besonders muskulös, und sein Gesicht strahlt eine bemerkenswerte Würde aus. Das Bild ist schwül erotisch, das Geschlecht des Mannes

Weitere Kostenlose Bücher