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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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schöne Priesterin irgendeines geheimnisvollen Stammes.
    »Warum gehen wir nicht nach hinten?«, sagt sie und deutet auf das winzige Vorderzimmer. »Hier ist nicht einmal genügend Platz, um mit einer Katze zu schimpfen, ohne Fell in den Mund zu kriegen.«
    Ihre Stimme klingt kehlig und akzentfrei, woran ich merke, dass sie hart an sich gearbeitet hat, um den Dialekt ihrer Kindheit abzulegen. Ich folge ihr durch einen leeren Türrahmen in ein größeres Zimmer.
    Halb rechne ich damit, eine Bude vorzufinden, angefüllt mit Perlen, Räucherstäbchen und Voodoo-Talismanen, doch stattdessen stehe ich in einem konventionell eingerichteten Raum, der recht spartanisch ausgestattet ist. Es gibt ein bequemes Sofa, auf dem Platz zu nehmen sie mir mit einer Handbewegung bedeutet, und eine Ottomane, auf die sie sich setzt. Nachdem sie sich niedergelassen hat, kriecht eine große getigerte Katze, die halbwild aussieht, hinter ihrem Sessel hervor. Sie beäugt mich misstrauisch, bevor sie Thalia auf den Oberschenkel springt, sich putzt und dann in ihrem Schoß hinlegt. Thalia zieht die Füße unter den Leib und streichelt das Tier zwischen den Ohren. Sie sitzt bemerkenswert entspannt da und sieht mich an, als könnte sie bis in alle Ewigkeit warten, bevor ich mich erkläre.
    An der Wand hinter ihr hängt ein Gemälde der St. Louis Kathedrale auf dem Jackson Square. Das überrascht mich dann doch, denn die Kathedrale ist wahrscheinlich eins der am häufigsten gemalten Motive in ganz New Orleans, von Studenten und Touristen gleichermaßen. Dieses Motiv erscheint mir als ein eigenartiges Dekorationsobjekt für eine ernsthafte Künstlerin, auch wenn das Gemälde um einiges besser ist als die üblichen Darstellungen.
    »Haben Sie das gemalt?«, frage ich.
    Thalia Laveau kichert belustigt. »Nein. Frank Smith hat es gemalt. Es war ein Scherz.«
    »Ein Scherz?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass er kein echter New Orleanser Künstler wäre, solange er nicht die Kathedrale gemalt hätte, also nahm er eine Staffelei, spazierte damit zum Jackson Square und setzte sich vier Stunden lang hin. So etwas haben Sie noch nie gesehen. Bis zum Mittag hatten sich sämtliche Maler auf dem Platz hinter ihm versammelt, als wäre er der Rattenfänger von Hameln. Sie konnten nicht fassen, wie gut er war.«
    »Das klingt nach ihm.«
    »Sie haben bereits mit Frank gesprochen?«
    »Ja.« Plötzlich werde ich mir des Mikrofons bewusst und ziehe mir den Rock bis über die Knie hinunter, um sicher zu sein, dass sie den Sender an meinem Oberschenkel nicht sehen kann.
    »Mit wem noch?«
    »Roger Wheaton. Gaines.«
    »Also haben Sie mich für zuletzt aufgespart. Ist das gut oder schlecht?«
    »Das FBI verdächtigt Sie am wenigsten.«
    Sie lächelt und entblößt weiße Zähne mit einer Spur Gold weiter hinten. »Das ist gut zu wissen. Und? Hat Ihr Plan funktioniert? Hat einer der anderen die Fassung verloren, als er Sie gesehen hat?«
    »Schwer zu sagen.«
    Thalia Laveau nickt. Sie weiß, dass ich ihr nicht alles sagen kann. »Standen Sie und Ihre Schwester sich nahe?«
    Die Frage bringt mich aus der Fassung, doch ich sehe keinen Grund zum Lügen. »Nicht auf die Weise, wie die meisten Schwestern es tun. Aber ich habe sie geliebt.«
    »Gut. Was sagten Sie, wie war noch Ihr Name?«
    »Jordan. Jordan Glass.«
    »Schöner Name.«
    »Jedenfalls muss ich herausfinden, was mit meiner Schwester geschehen ist, ganz gleich, wie die Dinge sonst zwischen uns standen.«
    »Ich verstehe. Glauben Sie, dass Ihre Schwester vielleicht noch am Leben ist?«
    »Das weiß ich nicht. Werden Sie mir helfen, es herauszufinden?«
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Indem Sie mir sagen, was Sie über einige Dinge wissen.«
    Ihre Lippen verschwinden zwischen ihren Zähnen, und zum ersten Mal sieht sie aus, als würde sie sich unbehaglich fühlen. »Indem ich mit Ihnen über meine Freunde rede, meinen Sie?«
    »Ist Leon Gaines Ihr Freund?«
    Sie rümpft angewidert die Nase.
    »Darf ich Thalia zu Ihnen sagen?«
    »Ja.«
    »Ich werde Sie nicht anlügen, Thalia. Wenn ich hier weggehe, wird die Polizei kommen und Ihnen Fragen über Ihren Verbleib an den Abenden stellen, an denen die Frauen verschwunden sind. Können Sie Alibis für diese Nächte nennen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich verbringe viel Zeit allein.«
    »Was war vor drei Nächten, nach der NOMA-Eröffnung?«
    Verwirrung spricht aus ihren Augen. »In den Zeitungen stand, dass dieser Fall nichts mit den anderen Entführungen zu tun

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