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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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der die Bilder der Frauen verkauft hat. Die Serie heißt die ›Schlafenden Frauen‹.«
    »Kann ich ein Bild sehen? Haben Sie ein Foto dabei oder so was?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Sind sie gut?«
    »Kenner sagen ja.«
    »Verkaufen sie sich gut?«
    »Das letzte Bild der Serie wurde für mehr als zwei Millionen Dollar verkauft.«
    »Meine Güte!« Sie schließt die Augen und schüttelt den Kopf. »Und die Frau auf diesem Bild sah tot aus?«
    »Ja.«
    »Der Käufer war ein Mann, nehme ich an?«
    »Ja. Ein Japaner.«
    »Ist das nicht wieder typisch?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Eine tote nackte Frau verkauft sich für zwei Millionen Dollar. Glauben Sie, irgendein anderes Gemälde des gleichen Künstlers würde auch nur annähernd einen solchen Preis erzielt haben? Eine Landschaft? Etwas Abstraktes?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Bestimmt nicht! Nicht einmal Rogers Gemälde erzielen so hohe Preise.«
    »Sie sind trotzdem kostspielig.«
    »Ein Viertel davon. Und er arbeitet seit Jahrzehnten.«
    »Jetzt, wo ich darüber nachdenke, muss ich sagen, dass Sie Recht haben. Die ersten Gemälde des Künstlers waren mehr abstrakt, und sie verkauften sich nicht. Das Phänomen begann tatsächlich erst, als man deutlich sehen konnte, dass die Frauen abendländisch und nackt waren und entweder schliefen oder nicht mehr lebten.«
    Thalia sitzt mit fest zusammengepressten Lippen da und sieht nicht aus, als wäre sie bereit, mit mir über das zu reden, was sie so wütend macht.
    »Erzählen Sie mir von Leon Gaines. Was halten Sie von ihm?«
    »Leon ist ein Schwein. Er schwänzelt ständig um mich herum und erzählt mir, was er gern mit mir anstellen würde. Er hat mir fünfhundert Dollar angeboten, wenn ich nackt für ihn Modell stehe, aber ich würde es nicht einmal für zehntausend tun.«
    »Würden Sie für Frank Smith Modell stehen, wenn er Ihnen fünfhundert Dollar zahlt?«
    »Ich würde es sogar umsonst tun, aber Frank malt ausschließlich Männer.«
    »Was ist mit Roger Wheaton?«
    Ein eigenartiges Lächeln huscht über ihr Gesicht, intime Gedanken, die Sie mir bestimmt nicht mitteilt. »Roger würde mich niemals bitten, für ihn Modell zu stehen. Er ist nach zwei Jahren immer noch distanziert. Ich glaube, ich schüchtere ihn ein. Vielleicht fühlt er sich von mir angezogen und will eine bestimmte Grenze nicht überschreiten, ich weiß es nicht. Er ist ein komplizierter Mann, und er ist sehr krank. Er spricht nicht darüber, aber ich sehe den Schmerz in seinem Gesicht. Einmal kam ich in sein Studio, als er sich gerade das Hemd zugeknöpft hat, und seine Brust war voller Blutergüsse vom Husten. Es ist bereits in seinen Lungen, was auch immer es ist. Er empfindet etwas für mich, aber ich weiß nicht was. Er ist immer irgendwie verlegen, wenn ich in seiner Nähe bin. Ich denke, dass er vielleicht ein paar Aktbilder von mir bei den Studenten in den unteren Semestern gesehen hat.«
    »Weiß er, dass Sie lesbisch sind?«
    Thalias Körper versteift sich, und ihre Augen zeigen Erschrecken. »Hat das FBI mich überwacht?«
    »Nein. Aber die Polizei. Haben Sie nichts bemerkt?«
    »Ich habe ein paar Cops gesehen, die das Haus beobachten, aber ich dachte, sie wären vom Drogendezernat und würden die beiden Typen beschatten, die hier in der Pension wohnen.«
    »Nein. Sie sind wegen Ihnen hier, aber erst seit einem Tag.«
    Sie sieht erleichtert aus.
    »Das FBI möchte wissen, ob Sie lesbisch sind oder nicht. Diese Fälle beinhalten jede Menge psychologischer Profilarbeit, und das Bureau hält die Frage für bedeutsam.«
    Sie schürzt die Lippen und starrt auf den Wohnzimmertisch zwischen uns, dann sieht sie mir in die Augen. »Glauben Sie, dass ich lesbisch bin?«
    »Ja.«
    Sie lächelt und streichelt die Katze. »Ich bin anders. Ich bin genau genommen nichts von alldem. Ich habe einen Sexualtrieb wie jeder andere Mensch auch, aber ich vertraue ihm nicht. Er betrügt mich. Er lässt mich Sex dazu benutzen, Aufmerksamkeit zu erregen. Also gehe ich zu Frauen, wenn ich jemanden brauche.«
    »Was ist mit Liebe und Zärtlichkeit?«
    »Ich habe Freunde. Hauptsächlich Frauen, aber auch Männer. Haben Sie viele Freunde?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich habe Kollegen, Leute, die das Gleiche tun wie ich und die Anforderungen meiner Art zu leben verstehen. Wir teilen die gleichen Erfahrungen, aber es ist kein richtiger Freund darunter. Ich habe so viel Zeit mit Reisen verbracht, dass es mir schwer fällt, neue Freunde zu finden. Ich habe mehr

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