Infernal: Thriller (German Edition)
auf das Telefon«, murmele ich.
»Ich will das alles nicht sehen«, sagt Wheaton. »Ich gehe nach Hause.«
»Sie sind nicht in der Verfassung, zu fahren. Ich besorge Ihnen einen Cop, der Sie fährt.«
»Mir geht es gut, danke. Aber meine Schlüssel sind bei meiner Tasche in der Galerie, und ich glaube nicht, dass mich die Beamten hineinlassen, um sie zu holen.«
Er deutet auf die flachere Sektion des Gebäudes. Ein FBI-Agent steht vor dem Eingang. Wheatons Schlüssel sind also weit weg von Leon Gaines. Abseits von der Geiselszene.
»Ich rede mit ihm. Sie bleiben hier und warten.«
»Danke sehr. Die Tasche steht mitten im Raum auf dem Boden. Die Schlüssel liegen direkt daneben.«
Ich trotte über das Gras und winke dem Beamten zu. »Ich brauche die Wagenschlüssel für eine der befreiten Geiseln. Sie sind in der Galerie.«
»Niemand darf hinein«, sagt er.
»Sie haben ein Funkgerät. Fragen Sie John Kaiser.«
Der Agent hebt das Funkgerät und spricht hinein.
»Wo steckt Wheaton, Jordan?«, fragt John von seiner Position vierzig Meter entfernt.
Mit übertriebener Gestik deute ich auf den Rasen, wo Wheaton sich ins Gras gesetzt hat.
»Gehen Sie mit ihr hinein«, sagt John zu dem Beamten. »Aber lassen Sie Wheaton noch nicht nach Hause fahren. Bringen Sie ihn wieder hierher zu uns. Ich schicke einen von unseren Leuten mit ihm. Wir wissen nicht, wo Frank Smith steckt, und ich will nicht, dass noch jemand gekidnappt wird. Keine weiteren Überraschungen mehr.«
»Verstanden«, sagt der Agent. Seine Miene wird freundlicher, als er mir die Tür aufhält und mich eintreten lässt. »Ich bin übrigens Agent Aldridge.«
Ich betrete die Galerie, und meine Blicke werden von den Tiffany-Scheiben angezogen, die mir bereits bei meinem ersten Besuch aufgefallen sind.
»Hier entlang«, sage ich zu Aldridge und führe ihn durch die provisorische Sperrholztür, die die Galerie vor lärmenden Besuchern abschirmt. Das fehlende Stück in Wheatons rundem Gemälde ist immer noch nicht eingesetzt. Ich will durch die Lücke hindurch, doch Aldridge schiebt sich vor.
»Wow!« , flüstert er beeindruckt.
Die elektrische Beleuchtung ist ausgeschaltet, doch durch die Oberlichter dringt eine wahre Lichtflut und lässt Wheatons Meisterwerk erstrahlen. Wie in meinem Traum von letzter Nacht scheinen die Waldlichtung zu leben, die Äste und Wurzeln sich zu bewegen und zu wachsen, während ich hinsehe.
»Dieses Ding ist gewaltig!«, staunt Aldridge.
»Da ist die Tasche«, sage ich und deute auf eine lederne Reisetasche, die mitten auf einem Berg von Abdeckplanen liegt.
»Ach du Scheiße«, sagt der FBI-Agent und sieht auf seine Schuhe. »Sehen Sie sich das an!«
Die Plane zu seinen Füßen ist nass von feuchter Farbe.
»Ist das Ölfarbe?«, fragt er.
»Ich denke ja.«
» Scheiße! Es dauert bestimmt ...«
Ein krachender Schuss hallt durch das Gebäude, und das Echo dauert Sekunden. Bevor es verklungen ist, steht Aldridge mit gezogener Waffe vor mir.
»Das war draußen!«, sage ich zu ihm. »Ein Gewehrschuss. Geben Sie mir Ihr Funkgerät!«
Mit der freien Hand reicht er mir das Walkie-Talkie.
»Hier ist Jordan Glass, ich rufe Agent John Kaiser! John! Ich bin es, Jordan!«
Ein statisches Rauschen, dann kommt Johns Stimme aus dem kleinen Lautsprecher. Sie klingt schwankend, als würde er eine Treppe hinaufrennen.
»Sie mussten ihn erschießen, Jordan. Wir wissen nicht, ob er tot ist. Wir gehen jetzt rauf. Er kann nicht zu dir, nicht dorthin, wo du jetzt bist. Bleib die nächsten fünf Minuten in Deckung, dann lass dich von Aldridge nach draußen zur Einsatzleitung bringen.«
»In Ordnung. Sei vorsichtig.«
John sagt nichts mehr.
»Wenn Jimmy Reese geschossen hat«, sagt Aldridge, »dann ist der Geiselnehmer tot.« Der FBI-Beamte hebt den Fuß und betrachtet die hellblaue Farbe unter seiner Schuhsohle. »Ich frage mich, was wohl passiert ist? Wahrscheinlich ist der Typ durchgedreht und hat mit der Pistole herumgefuchtelt.«
Ich kann nicht antworten. Gaines’ Tod hat einen Teil von mir mitgerissen. Alles, was ich zu erfahren gehofft habe, ist mit dem Einschlag der Kugel aus dem Gewehr des Scharfschützen erloschen. Meine Beine sind weich und drohen nachzugeben. Ich sinke auf die Knie und atme tief durch, um mich halbwegs zu beruhigen.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Lassen Sie mir einen Augenblick Zeit, ja?«
»Sicher. Hey! «, brüllt Aldridge und richtet seine Waffe auf die Öffnung im Bilderkreis.
Dort steht Roger
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