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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Wheaton, und sein Gesicht ist eine Maske der Qual.
    »Sie haben ihn umgebracht«, sagt er. »Ich habe Leon durch das Fenster schreien gehört, und ich bin zu einer Stelle gegangen, wo ich alles sehen konnte. Ein Scharfschütze hat ihn in den Kopf geschossen.«
    »Ganz ruhig«, sage ich zu Aldridge. »Es sind seine Schlüssel, wegen denen wir hier sind.«
    Der FBI-Agent senkt die Waffe.
    »John hat gesagt, Gaines wäre vielleicht noch am Leben«, sage ich ohne rechte Überzeugung.
    Wheaton schüttelt den Kopf. Er streckt die Hand aus und berührt mit dem blutbefleckten weißen Handschuh einen Baumstamm auf der Leinwand.
    »Vorsicht!«, ruft Agent Aldridge. »Der Typ, der das hier gemalt hat, mag es vielleicht nicht, wenn Sie es anfassen! Es ist noch feucht!«
    Wheaton lächelt traurig. »Ich glaube nicht, dass er etwas dagegen hätte.«
    » Er ist selbst der Typ, der dieses Bild gemalt hat«, kläre ich Aldridge auf.
    »Oh. Es gefällt mir.«
    »Danke sehr.«
    »Aber was ist mit Ihren Handschuhen?«
    »Sie schützen meine Hände.«
    »Ich dachte, das Bild wäre fertig?«, sage ich zu Wheaton und drücke mich mit den Handflächen vom Boden ab, um wieder aufzustehen.
    »Es gibt immer ein paar Änderungen in letzter Minute. Jetzt ist es fertig.«
    Meine Handflächen sind feucht. Ich drehe sie zu mir um und sehe rote und gelbe Farbe auf meiner Haut, helle Grundfarben wie das Blau auf Aldridges Schuhen. So viel Farbe kann Wheaton unmöglich verspritzt haben. Er muss auf dem Boden gemalt haben. Deswegen liegt auch die Plane dort. Er hat sich nicht damit zufrieden gegeben, den Betrachter in einen großen Kreis einzuhüllen. Er hat auch den Waldboden gemalt.
    »Ich habe doch wohl nichts ruiniert?«, frage ich und hebe meine Hände, sodass er sie sehen kann. »Werden Sie die Decke auch noch malen?«
    Wheatons Gesicht wird dunkel, als er erkennt, dass ich die Farbe verschmiert habe.
    »Stehen Sie auf und gehen Sie auf Zehenspitzen zum Rand«, sagt er.
    »Ich habe Farbe auf den Schuhen«, sagt Aldridge. »Sie hätten uns nicht nach den Schlüsseln schicken sollen, wenn die Farbe noch nass ist.«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagt Wheaton. »Alle beide.«
    Der Künstler bewegt sich auf einer komplizierten Bahn über die Plane, wie ein Pionier, der ein gerade selbst angelegtes Minenfeld durchquert. Als er bei Aldridge ankommt, nimmt er dessen Hand und führt ihn weiter in meine Richtung. Er eskortiert uns beide zum Rand der Plane, dann lächelt er mich an.
    »Sie haben meine Überraschung entdeckt. Ich hatte eigentlich gehofft, dass sie inzwischen trocken wäre.«
    »Darf ich es sehen?«
    »Warum nicht.«
    Aldridges Walkie-Talkie knackt laut, und dann hallt Johns Stimme durch den Raum. »Daniel? Es war ein CK. Die Geisel ist unverletzt und auf dem Weg nach unten.«
    »Verstanden«, antwortet Baxters Stimme.
    »Was ist ein CK?«, frage ich Aldridge.
    »Clean Kill. Ein sauberer Todesschuss.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es ein Kopfschuss war«, sagt Wheaton und hebt eine Ecke der Plane an. »Jordan, würden Sie bitte dort hinübergehen und die andere Seite anheben? Wir ziehen die Plane gemeinsam beiseite. Das heißt, falls Sie es noch immer sehen möchten.«
    In einem Nebel aufkommender Depressionen gehe ich zur anderen Seite der Stoffplane und nehme den Rand des derben Materials in beide Hände.
    »Und nun gehen Sie los«, sagt Wheaton. »Langsam und vorsichtig.«
    Als ich mich in Bewegung setze, löst sich die Plane vom Boden wie Klarsichtfolie, die an einem Kuchen festgeklebt ist.
    »O Mann, das ist ruiniert!«, sagt Aldridge. »Sie haben die Plane viel zu früh draufgelegt.«
    »Danke sehr, das sehe ich selbst«, entgegnet Wheaton.
    Auf der anderen Seite der Plane halte ich inne und starre gebannt auf die Bilder am Boden. Sie sind völlig anders als das Gemälde auf dem Leinwandkreis, der uns umgibt. Es sind helle, kindliche menschliche Gestalten, direkt auf den Holzboden gemalt. Weite Schwünge aus Rot, Gelb und Blau und Mischtönen, wo sich die Grundfarben überkreuzen.
    »Das sieht aus wie ein Fingergemälde«, sage ich leise.
    »Das ist es. Stellen Sie sich vor, was die Kritiker sagen werden!«, ruft Wheaton. »Ich kann es kaum abwarten, ihre Gesichter zu sehen.«
    Doch ich denke gar nicht an die Kritiker. Ich sehe neben jeder Figur ein großes X, sehe, dass jede Figur lange Haare hat und ihre Münder alle weit aufgerissen sind. Ich bin sprachlos.
    »Das ist verrückt!«, sagt Aldridge. »Sie sind der Typ, der das

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