Infernal: Thriller (German Edition)
deswegen setzen wir einen Mann in den Huey und lassen den Piloten über dem Vorplatz schweben. Es ist keine ideale Lösung, aber bevor wir kein Gerüst hier draußen haben, ist es die einzige Möglichkeit, das Büro ins Visier zu nehmen. Wir haben außerdem zwei Männer mit Kletterausrüstung auf dem Dach. Sie können sich abseilen und durch die Fenster brechen, aber das möchte ich eigentlich vermeiden. Wir haben bisher ungefähr vierzig Studenten und Mitarbeiter der Fakultät evakuiert, aber es könnten noch etwa zwanzig auf der gleichen Etage wie Gaines sein, einige von ihnen in kleinen privaten Studios. Gaines hat die Zugangstür zu der Etage verbarrikadiert. Möglicherweise ahnen die Studenten überhaupt nicht, was geschieht, möglicherweise hat Gaines sie aber auch bereits als Geiseln genommen.«
»Haben Sie schon mit ihm Kontakt aufgenommen?«, fragt John.
»Ein Angestellter hat Ed die Nummer des Büros gegeben. Er redet in diesem Augenblick mit Gaines.«
Burnette deutet auf die andere Seite der Allee, wo ein Mann in Zivilkleidung ein Handy einsteckt und dann zu uns gelaufen kommt.
»Er verlangt, dass einer unserer Helikopter ihn zum Flughafen bringt«, sagt der Unterhändler. »Ein Flugzeug soll ihn von dort aus nach Mexiko bringen. Ich habe versucht, mit ihm ins Gespräch zu kommen, doch er hat einfach aufgelegt. Dieser Bursche klingt wie ein harter Brocken. Clever und mit Gefängniserfahrung. Diese Sache könnte eine ganze Weile dauern.«
Baxter tritt zu Burnette und sagt: »SAC Bowles hat soeben Dr. Lenz als Unterhändler für diesen Fall eingesetzt. Er hat mir außerdem das Kommando über die Einheiten vor Ort übertragen. Ich habe kein Problem damit, falls Sie das erst verifizieren möchten.«
Der Leiter des SWAT-Teams schüttelt den Kopf. »Warum sollte ich? Sie kommen aus Quantico, stimmt’s?«
»Das ist richtig.«
Der Unterhändler Ed sieht aus, als wolle er diskutieren, doch plötzlich ruft jemand: »Da ist er!«
Drei Etagen höher steht Roger Wheaton, eingekeilt zwischen Fenster und Jalousie. Sein Gesicht wird von hinten gegen die Scheibe gepresst, und eine Hand drückt ihm eine Pistole gegen den Kopf.
»Gottverdammt!«, flucht John. »Ich habe ihm gesagt, dass er das Gebäude verlassen soll!«
»Er versucht wieder einmal, den Helden zu spielen«, sagt Lenz. »Genau wie in Vietnam.«
»Rufen Sie in dem Büro an und geben Sie mir das Telefon«, sagt Lenz zu Ed. Dann sieht er zu Burnette. »Sagen Sie Ihren Scharfschützen, dass sie noch warten sollen.«
»Na los!«, sagt Baxter.
Während der bisherige Unterhändler seinen Anruf macht, wendet sich der Leiter des SWAT-Teams an Baxter. »Sir, mein Scharfschütze kann Gaines die Pistole aus der Hand schießen. Er kann es sogar von hier aus. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, er hat es schon zweimal gemacht.«
Baxter schüttelt den Kopf. »Das kommt gegenwärtig nicht in Frage. Wir wissen nicht, wie viele Waffen Gaines außer der Pistole dort oben hat.«
»Ja, hallo?«, sagt Lenz. »Leon? ... Hier ist Dr. Arthur Lenz... . Ich war vor einigen Tagen bei Ihnen im Haus ... Ja. Ich bin hier, weil ich weiß, dass Sie mit jemandem reden wollen, der nicht an die normalen Regeln gebunden ist ... Das ist richtig. Manche Fälle fallen aus dem üblichen Rahmen, und das ist einer davon.«
Als ich zum Fenster hinaufsehe, ist Wheaton verschwunden.
Lenz senkt die Stimme. »Ein Helikopter wäre vielleicht machbar, Leon. Aber alles hat seinen Preis, das wissen Sie. So ist nun mal die Welt ... Es mag so aussehen, als hielten Sie sämtliche Trümpfe in der Hand, aber Sie gehen davon aus, Sie wüssten, wo unsere Prioritäten liegen. Es gibt zwölf Familien, die ein weit größeres Interesse daran haben, Sie in der Todeszelle zu sehen, als an irgendeinem sterbenden Künstler, dessen Leben Sie um ein paar Monate verkürzen.«
Ed, der Unterhändler, sieht aus, als wolle er Lenz das Telefon aus der Hand reißen, doch Baxter fällt ihm in den Arm.
»Leon«, sagt Lenz ärgerlich, »hören Sie mir genau zu. Sie ...«
Ein dumpfes Krachen dringt aus dem Gebäude.
»Ein Schuss!«, ruft einer der Agenten vom SWAT-Team.
Burnettes Funkgerät knackt und rauscht. »Dach hier. Wir haben einen Schuss gehört. Erbitten Befehle. Over.«
»Sie sollen sich passiv verhalten«, sagt Baxter.
»Bleiben Sie auf Position«, sagt Burnette. »Aber halten Sie sich bereit. Over.«
»Bringen Sie einen Scharfschützen in den Huey«, befiehlt Baxter. »Und er soll ein
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