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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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würde sie ihm am liebsten in den Hals schlagen.
    »Was wollen Sie wissen?«, fragt er.
    »Ich will einen Namen. Ich will wissen, wer diese Bilder malt.«
    Er hebt den Hammer und lässt ihn in die Fläche seiner anderen Hand klatschen. »Wenn Sie dem FBI noch nichts erzählt haben, befinden Sie sich nicht gerade in einer guten Position, um Forderungen zu stellen.«
    »Ein Anruf genügt.«
    Jetzt grinst er unverschämt. »Ein Anruf erfordert Zugang zu einem Telefon. Glauben Sie, Sie schaffen es bis zu dem da?«
    Er deutet mit dem Hammer auf ein schnurloses Telefon auf der Theke hinter ihm. Ich könnte ihn wahrscheinlich mit der chemischen Keule außer Gefecht setzen und es schaffen, aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass Wingate bereit ist, Gewalt gegen mich anzuwenden – mich vielleicht sogar zu töten –, um sein kleines Kunstmonopol zu schützen. Was bedeutet, dass er wahrscheinlich eine ganze Menge mehr über den Ursprung der »Schlafenden Frauen« weiß, als er zugibt.
    »Nun?«, fragt er spöttisch.
    Ich weiche in Richtung der Eisentreppe zurück und taste auf dem Weg dorthin nach dem Sprühknopf der Dose.
    »Wohin wollen Sie, Jordan?« Er macht drei rasche Schritte auf mich zu, den Hammer in Hüfthöhe. Mit eisiger Macht durchfährt mich ein neuer Gedanke. Was, wenn der Maler überhaupt nicht der Mörder ist? Was, wenn Wingate hinter alldem steckt, um Millionen an Provision einzustreichen? Was, wenn Wingate der Mörder der Frauen ist und die Bilder bei einem hungernden Künstler als Auftragsarbeiten malen lässt? Seine dunklen Augen blitzen, als er mir hinterherkommt, und die Gewalt darin lässt mich die Nerven verlieren.
    Ich reiße die chemische Keule aus der Tasche und sprühe ihm aus einer Entfernung von knapp zwei Metern ins Gesicht. Eine mächtige Ladung füllt seine Augen, seine Nase und seinen Mund mit genügend chemischen Reizstoffen, um seine Schleimhäute wie Feuer brennen zu lassen. Er schreit auf wie ein Kind, lässt den Hammer fallen und reibt sich die Augen. Fast will ich ihn zur Spüle lenken, derart erbärmlich sind seine Schreie, doch so verrückt bin ich nun auch wieder nicht. Ich wirbele herum und versuche mit wild schlagendem Herzen die Treppe zu erreichen, doch eine riesige Hand schleudert mich in den Raum zurück und ein Hagel von fernen Kanonenschlägen hämmert auf meine Trommelfelle.
    Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich grauen Rauch und einen schreienden Mann. Wingate schreit so laut, dass ich kaum denken kann. Man hört Männer nicht so schreien, außer in Kampfgebieten, wenn sie am Boden liegen und ihre Eingeweide oder ihre Genitalien in einer Schale halten, die ein Sanitäter ihnen in die Hand gedrückt hat. Jetzt rennt Wingate wie eine blinde Ratte auf einem sinkenden Schiff durch den Raum; vielleicht stürzt er aus einem Fenster. Ich kämpfe mich auf die Knie und krieche auf die Treppe zu, doch der Rauch wird immer dichter. Die unteren Etagen der Galerie stehen in Flammen.
    » Gibt es irgendwo eine Feuertreppe? «, brülle ich Wingate zu, doch er antwortet nicht. Er reibt sich noch immer wie besessen die Augen. Zu meiner Linken sehe ich einen schwachen blauen Lichtschein, eine Straßenlaterne. Das bedeutet ein Fenster. Ich krieche hastig in die Richtung und hebe den Kopf über die Fensterbank in der Hoffnung, dahinter eine Feuerleiter zu sehen. Stattdessen finde ich einen acht Meter tiefen Abgrund zur Straße hinunter. Ich krieche zurück zur Treppe und mache auf halbem Weg Halt, um auf Wingate zu warten. Ein paar Sekunden später kommt er, und ich rempele ihn um.
    »HALTEN SIE ENDLICH DIE KLAPPE!«, brülle ich ihn an. »WENN SIE NICHT DEN MUND HALTEN, WERDEN SIE STERBEN!«
    »Meine Augen!« , heult er. »Ich bin blind!«
    »SIE SIND NICHT BLIND! ICH HABE SIE MIT EINER CHEMISCHEN KEULE ANGESPRÜHT! BLEIBEN SIE, WO SIE SIND!«
    Ich richte mich in dem dichten Rauch auf und stürze zum Spülbecken, um eine Karaffe mit Wasser zu füllen. Ich stolpere zu ihm zurück und spüle seine Augen aus. Er schreit immer noch, doch das Wasser scheint ihm ein wenig zu helfen.
    »Mehr!« , ächzt er.
    »Keine Zeit. Wir müssen von hier verschwinden. Wo ist die Feuerleiter?«
    »Im Schlaf ... Schlafzimmer.«
    »Wo ist es?«
    »Hintere ... Wand. Tür.«
    »Stehen Sie auf!«
    Er bewegt sich erst, als ich heftig genug an seinem Arm zerre, um seine Bänder zu überdehnen. Dann rollt er sich herum und kriecht neben mir her. Von der Treppe erschallt ein Brüllen wie von einer

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