Infernal: Thriller (German Edition)
mir rächen konnte. Eines Tages erinnerte er sich an die Geschichte, die ich ihm über den berühmten Jonathan Glass erzählt hatte, und an die beiden reizenden Zwillingstöchter, die ich aus der Ferne beobachtete: die Weltreisende und die Southern Belle aus der St. Charles Avenue.«
Mein Unterkiefer sinkt herab.
»Eine simple Frage mentaler Assoziation. Jedenfalls, als ihm die Tatsache bewusst wurde, war der Rest einfach. Er schickte ein Foto und eine Anschrift an Wheatons Komplizen, stellte seine Bitte, versprach möglicherweise eine Belohnung, und der Fall war erledigt.«
John und ich sitzen in betäubtem Schweigen da.
»Und so«, fährt de Becque fort, »wurde Jane Lacour geborene Glass die einzige ›Schlafende Frau‹, die ein anderer als Wheaton oder sein Komplize ausgewählt hatte. Zumindest ist es das, was ich vermute.«
»Eine gute Vermutung«, sagt John. »Also starb Jane Lacour, weil Sie sie kannten. Wie fühlen Sie sich deswegen? Keine große Sache, schätze ich?«
De Becques Lippen werden zu einem schmalen Strich. »Sie stehen dicht davor, mich zu beleidigen, junger Mann. Ich kann Ihnen nur davon abraten.« Ein angespanntes Lächeln folgt. »Weil ich in New Orleans nach weiteren Entführungen Ausschau gehalten habe, erfuhr ich sehr schnell von Janes Verschwinden. Ich war meinem toten Freund etwas schuldig. Ich durfte nicht zulassen, dass die Dinge ihren Lauf nahmen, ohne etwas dagegen zu unternehmen.«
»Und was haben Sie getan?«, frage ich.
»Ich sandte einen Unterhändler, um mit Wingate über die Angelegenheit zu reden.«
»Wen haben Sie geschickt?«, fragt John.
»Einen ehemaligen Soldaten. Einen Freund aus meiner Zeit in Indochina. Vielleicht kennen Sie die Sorte Mann, von der ich spreche.«
»Sie meinen einen Mann mit Überzeugungskraft?«
De Becque nickt entschieden. »Ganz genau. Er machte Wingate klar, dass der Tod Jane Lacours nicht nur den Tod von Christopher Wingate nach sich ziehen würde, sondern den Tod seiner gesamten Blutlinie. Seiner Frauen, seiner Kinder, Eltern ...«
»Hören Sie auf!«, flehe ich. »Ich glaube nicht, dass ich das hören will.«
De Becque macht eine entschuldigende Geste. »Ich wollte Ihnen lediglich verdeutlichen, dass ich keine Mühen gescheut habe.«
»Doch Sie haben nichts erreicht, oder?«, fragt John.
De Becque seufzt. »Manche Dinge sind nur schwer aufzuhalten, wenn sie erst in Bewegung geraten sind. Wingate begriff sehr wohl, was auf dem Spiel stand, und er nutzte all seinen Einfluss, um Wheatons Komplizen dazu zu bringen, dass er Jane wieder freiließ. Der erklärte sich einverstanden, es zu versuchen.«
»Vielleicht hat er es versucht«, sage ich und rufe mir ins Gedächtnis zurück, was Wheaton über Janes Tod erzählt hat. »Wheaton hat gesagt, dass Jane versucht hätte zu entkommen und dass es ihr fast gelungen wäre. Hoffman hat sie erst im Garten wieder eingefangen und ... und es dort beendet. Wheaton hat Janes Bild mit einer Fotografie als Vorlage zu Ende gemalt.«
»Ich weiß, dass Sie diese Nachricht sehr mitgenommen haben muss.«
John starrt de Becque mit unverhüllter Feindseligkeit an, doch der alte Franzose ignoriert ihn. Stattdessen greift er nach meiner Hand.
»Wappnen Sie sich, chérie . Ich habe Neuigkeiten für Sie.«
»Was?«
»Ihre Schwester lebt.«
Meine Hand reißt sich wie von allein aus seinem Griff. »Was?«
»Jane Glass ist am Leben.«
»Was zur Hölle hat das zu bedeuten?«, braust John auf. »Wollen Sie damit sagen, dass Hoffman sie nicht ermordet hat?«
» Oui . Angesichts dessen, was Jordan mir soeben erzählt hat, würde ich sagen, dieser Hoffman hat Jane laufen lassen und Wheaton belogen, um sich selbst zu schützen.«
»Wenn Jane Lacour noch lebt«, sagt John, »wo hat sie dann in den letzten dreizehn Monaten gesteckt?«
»In Thailand.« De Becque zuckt die Schultern. »Ich besitze noch immer Ländereien dort.«
»Sie lügen! Nicht einmal Sie würden ...«
»Sparen Sie sich Ihre Entrüstung«, unterbricht ihn de Becque. »Ich war in einer äußerst schwierigen Position. Eine Frau war entführt worden. Mehrere Frauen, um genau zu sein. Ich wusste mehr darüber, als für mich gut war, in rechtlicher Hinsicht. Normalerweise hätte ich mich herausgehalten. Doch diese Frau war etwas Besonderes. Mir blieb keine andere Wahl.«
»Wenn das stimmt, hätten Sie die Entführungen aufklären können! Sie hätten Menschenleben retten ...«
»Das ist mir egal!« , rufe ich dazwischen. »Es ist mir völlig
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