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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Trotzdem versuchen wir, sämtliche Ärzte ausfindig zu machen, die in dieser Zeit in der Gegend praktiziert haben.« Weiteres Blättern in den Papieren. »Gaines ist zweimal verurteilt worden«, fährt er im Halbdunkel fort. »Einmal wegen schwerer Körperverletzung und einmal wegen versuchter Vergewaltigung.«
    »Jesses«, murmelt Bowles.
    »Keine Bandenzugehörigkeit während seiner Haftzeit, doch er hat an einem üblen Aufruhr teilgenommen, als er in Sing Sing war. Wir suchen nach seinen Zellengenossen und schicken unsere Leute zu Vernehmungen zu ihnen. Gaines hat in seinem ganzen Leben keinen Pinsel angefasst, bis er zum ersten Mal nach Sing Sing kam. Das war 1975. Er war so begabt, dass der Gefängnisdirektor seine Werke einigen Händlern in New York gezeigt hat. Sie behielten ihn offensichtlich im Auge, denn während seiner zweiten Haftstrafe verkauften sie einige seiner Bilder. Er weckte die Aufmerksamkeit der New Yorker Kunstgemeinde, so ähnlich wie Jack Henry Abbott mit seinem ›Belly of the Beast‹-Unsinn die Aufmerksamkeit von Norman Mailer und den anderen Dummköpfen auf sich zog.«
    »Und damals hat Wheaton von Gaines erfahren?«, fragt Kaiser.
    »Wheaton wird von niemandem erwähnt, der damals mit Gaines in Verbindung stand. Wheaton war stets ein Einsiedler, der sich nicht mit anderen Künstlern zusammentat. Seit seiner Diagnose hat er die wenigen Kontakte völlig abgebrochen und redet nur noch mit seinem Händler und seinen drei Mitarbeitern. Kunstmäzene aus New Orleans haben ihn zu Partys und Dinners eingeladen, doch er lehnt stets ab. Der Dekan ist überhaupt nicht glücklich darüber.«
    »Warum malt Gaines?«, fragt Kaiser.
    »Er hat mit Gefängnisszenen angefangen. Heute malt er nur noch seine Freundin, gleichgültig, wer sie gerade ist. Soweit wir feststellen konnten, hat er jede Frau regelmäßig misshandelt, mit der er je zusammen war. Er malt auch das. Die Kritiker nennen seine Arbeiten ›aggressiv‹, und das wortwörtlich.«
    »Aus wie vielen Bewerbern hat Wheaton diesen Gaines ausgewählt?«
    »Mehr als sechshundert.«
    »Jesses! Und warum hat er ausgerechnet Gaines angenommen?«
    »Das können Sie ihn morgen selbst fragen.«
    Kaiser versteift sich neben mir. »Ich soll die Vernehmung führen?«
    »Dazu kommen wir, sobald wir mit den restlichen Biografien fertig sind«, sagt Baxter hastig.
    Die Rivalität zwischen Kaiser und Lenz wird über dieser Sache wohl zu einem neuen Höhepunkt gelangen.
    »Also malt dieser Gaines im Prinzip ebenfalls eine Serie, ja?«, frage ich. »Das gleiche Motiv immer und immer wieder? Genau wie Wheaton und der unbekannte Maler?«
    »Und wie die anderen auch, gewissermaßen«, sagt Lenz. »Wheaton hat es offensichtlich als Auswahlkriterium angesetzt. Er hat in Interviews mehrfach gesagt, dass nur das tiefe Studium eines bestimmten Objekts zu einem neuen Verständnis und verborgenen Wahrheiten führen kann.«
    »Was für ein kompletter Blödsinn«, kräht Bowles.
    »Ich stimme Ihnen zu«, sagt Baxter. »Aber Wheaton erzielt Rekordpreise für seine Werke.«
    »Wie viel?«, fragt Kaiser.
    »Sein letztes Bild wurde für vierhunderttausend Dollar verkauft.«
    »Das ist nicht einmal annähernd der Preis für eine ›Schlafende Frau‹.«
    »Zugegeben. Aber Wheaton ist sehr viel produktiver als unser unbekannter Künstler. Ich möchte nur noch erwähnen, dass die Nachbarn von Leon Gaines mehrfach das NOPD gerufen haben. Gaines ist für gewöhnlich betrunken, wenn die Polizei bei ihm zu Hause eintrifft, und seine Freundin hat bisher noch keine Anzeige erstattet.«
    »Ich denke, wir wissen nun, was für ein Typ dieser Gaines ist«, sagt Kaiser.
    »Noch nicht ganz. Er fährt einen Dodge Lieferwagen, dessen Scheiben ringsum geschwärzt sind.«
    Im Raum wird es still.
    »Hat sonst noch jemand so einen Wagen?«, fragt Kaiser schließlich leise.
    »Nein«, sagt Lenz.
    »Wir müssen in das Innere dieses Wagens. Wenn wir biologische Spuren finden, können wir sie mit DNS-Proben unserer Opfer vergleichen.«
    »Wie sind Sie an DNS-Proben der entführten Frauen gekommen?«, frage ich. »Sie haben doch keine Leichen?«
    »Von vier Frauen haben wir Haarlocken aus der Kindheit«, antwortet Kaiser. »Zwei der Opfer haben Brustkrebs überlebt, und ihre Knochenmarksstammzellen sind für zukünftige Transplantationen in Krankenhäusern hinterlegt. Zwei weitere haben bei der Geburt ihrer jüngsten Kinder Blut aus der Nabelschnur hinterlegt. Das ist zwar kein direktes Blut der Mutter,

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