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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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bemerke ich, dass er tatsächlich Gefängniskleidung trägt.
    »Ist das ein Sträfling?«
    »Er hat zweimal in Sing Sing gesessen«, sagt Baxter. »Aber dazu kommen wir noch. Wir haben hier einen richtigen Sack voll Irrer, kein Witz.«
    »Ist das eine wissenschaftliche Beschreibung?«, erkundigt sich Kaiser.
    Bowles lacht dröhnend.
    »Erkennen Sie eins dieser Gesichter?«, fragt Baxter und sieht mich durchdringend an.
    »Nein.«
    Der dritte Mann auf den Fotos ist verblüffend attraktiv, und mein sechster Sinn verrät mir, dass er schwul ist. Ich treffe diese Einschätzung im Allgemeinen anhand von äußerem Erscheinungsbild, Sprache und Verhalten. Hier habe ich nicht mehr als ein Foto vor mir, doch ich habe den größten Teil meines Lebens mit dem Studium von Fotografien verbracht, und bei diesem Typ bin ich mir ganz sicher. Die Frau ist ebenfalls attraktiv, mit langen schwarzen Haaren, heller Haut und schwarzen Augen. Trotz ihrer Hautfarbe erinnert irgendetwas an ihren Gesichtszügen an afrikanisches Blut.
    »Der ältere der Männer ist Roger Wheaton«, sagt Baxter. »Der Sträfling ist Leon Isaac Gaines, zweiundvierzig Jahre alt, aufgewachsen in Queens, New York. Der dritte Mann ist Frank Smith, fünfunddreißig Jahre alt und ebenfalls in New York geboren. Die Frau heißt Thalia Laveau, neununddreißig, und sie kommt aus Terrebonne Parish hier in Louisiana.«
    Jetzt begreife ich. Thalia Laveau ist eine Sabine, eine rassische Minderheit, von der das FBI vermutlich noch nie etwas gehört hat.
    »Alle vier Verdächtigen haben eine Zeit lang in New York gelebt«, fährt Baxter fort. »Also könnte jeder von ihnen Verbindungen zu dem Mörder von Wingate haben.« Er beugt sich über die Freisprecheinrichtung. »Und jetzt bitte Wheaton allein.«
    Die vier Fotos weichen einem Schnappschuss von Roger Wheaton. Der Künstler hat tief liegende Augen hinter seiner Gleitsichtbrille und ein langes, energisches Gesicht. Er sieht mehr nach einem Handwerker als nach einem Künstler aus, einem Genius in Sachen Metall oder Holz.
    »Bevor wir uns seiner Biografie zuwenden«, sagt Baxter, »lassen Sie uns darüber reden, warum er nach New Orleans gekommen ist. Vor drei Jahren wurde bei diesem einsiedlerischen Künstler von Weltruf Sklerodermie diagnostiziert, eine in den meisten Fällen tödlich verlaufende Krankheit.« Baxter wendet sich zu Dr. Lenz. »Arthur?«
    Lenz rümpft die Nase und neigt seinen Kopf in meine Richtung, als er zu sprechen anfängt. »Sklerodermie gilt im Allgemeinen als Frauenkrankheit, doch sie befällt auch Männer, und bei ihnen verläuft sie üblicherweise schlimmer. Die äußeren Symptome wie Verhärtung der Gesichtshaut et cetera sind bei Männern nicht stets offensichtlich oder auch nur vorhanden, doch verläuft die innere Erkrankung schneller. Sklerodermie ist ihrer Natur nach eine Gefäßkrankheit und verursacht Narbenbildungen und schließlich Versagen der inneren Organe einschließlich der Lungen. Ein besonders wichtiges Symptom im Fall von Roger Wheaton nennt sich Raynaud’sches Phänomen. Das ist eine Blauverfärbung der Gliedmaßenenden infolge von Gefäßverkrampfungen und befällt in der Regel die Finger, manchmal auch die Nase oder den Penis, und wird verursacht durch Kontakt mit Kälte, üblicherweise Wasser oder Luft. Die Anfälle unterbrechen die Blutversorgung zu den betroffenen Extremitäten vollständig, manchmal lange genug, um irreversible Gewebeschäden hervorzurufen. Amputationen sind nicht ungewöhnlich. Viele Menschen, die unter dieser Krankheit leiden, tragen ständig Handschuhe.«
    »Und Wheaton ist in den Süden gezogen, um das zu vermeiden?«, frage ich.
    »Es sieht so aus, obwohl Ärzte nicht dazu raten. Es hat nicht viel Sinn. Im Süden gibt es sehr viel mehr Klimaanlagen, und selbst das Öffnen einer Kühlschranktür kann einen Anfall auslösen. Doch die Universität hat keine Mühen gescheut, um Wheatons spezielle Bedürfnisse zu befriedigen. Der Künstler Paul Klee hat in seinen späteren Jahren ebenfalls unter Sklerodermie gelitten. Die Krankheit hat seine Arbeiten beeinflusst. Seine Gemälde wurden immer dunkler, und die Gefäßschäden in den Fingern zwangen ihn dazu, seine Technik völlig umzustellen. Er ...«
    Baxter hebt die Hand. »Wir wollen nicht zu sehr vom Thema abschweifen, Arthur. Wir haben eine Menge zu besprechen.«
    Lenz hört sich selbst gern reden und mag es überhaupt nicht, wenn er unterbrochen wird, doch Daniel Baxter zögert keine Sekunde.
    »Roger

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