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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Wheaton«, fährt er im Tonfall eines Mannes fort, der von einem Stichwortzettel abliest. »Geboren 1943 im ländlichen Vermont. Jüngster von drei Brüdern. Seine Brüder gingen nach dem Abschluss der High School zum Militär, einer zur Army, einer zur Navy. Wheaton erhielt als Kind keine künstlerische Ausbildung, doch in seinen Interviews – von denen es verdammt wenig gibt – hat er gesagt, dass seine Mutter die klassischen Künste liebte. Sie gab ihm Farben und Pinsel und ermutigte ihn, die alten Meister zu imitieren, indem er Farbkunstdrucke aus einem Buch kopierte, das sie ihm gekauft hatte. Er zeigte ein phänomenales Talent und verließ mit siebzehn Jahren sein Zuhause, um nach New York zu gehen. Wir besitzen nicht viele Informationen aus dieser Phase seines Lebens, doch er hat in Interviews gesagt, dass er sich mit einfachen Jobs und als Porträt-Straßenmaler über Wasser gehalten hat. Als Künstler hatte er keinen Erfolg, und so trat er 1966 dem Marine Corps bei. Er leistete zwei Dienstzeiten in Vietnam und wurde mit einem Bronze Star und einem Purple Heart ausgezeichnet ...«
    Ich starre Kaiser an, der mir unter dem Tisch auf den Fuß tritt.
    »Wheaton leitete außerdem ein Disziplinarverfahren gegen zwei Mitglieder seines Platoons ein, weil sie ein zwölfjähriges vietnamesisches Mädchen vergewaltigt hatten. Er brachte die Sache vors Kriegsgericht, und die Männer saßen ihre Zeit in Leavenworth ab. Irgendwelche Ideen, John?«
    Kaiser nickt im Halbdunkel. »Damit wäre Wheaton bei seinen Männern ungefähr so weit unten durch gewesen wie Fußbrand. Es sagt uns etwas über ihn, doch ich bin nicht sicher, was das ist. Entweder war das, was er gesehen hat, wirklich schlimm, und er fühlte sich moralisch verpflichtet, es zu unterbinden, oder der Typ hat eine Art von Heldenneurose.«
    Diese Bemerkung wurmt mich. »Welche Vergewaltigung wäre denn nicht wirklich schlimm?«, frage ich und bemühe mich, meine Stimme unter Kontrolle zu halten. »Warum kann Wheaton nicht einfach das Richtige getan haben, indem er die Täter vors Kriegsgericht brachte?«
    Baxter antwortet für Kaiser. »Ich habe selbst in Vietnam gedient, Miss Glass. Die meisten Soldaten, die ich kenne, wären in der von mir beschriebenen Situation wütend und empört gewesen, doch sie hätten weggesehen. Einige hätten mitgemacht. Nur wenige hätten sich gegen die Befehlskette aufgelehnt und disziplinarische Maßnahmen erzwungen. Es ist im Nachhinein betrachtet gewiss nicht schön, doch damals spürte niemand den Drang, die eigenen Truppen für irgendetwas Geringeres als ein Massaker zu disziplinieren. Nach der Geschichte wurde Wheaton in eine andere Einheit versetzt; es fällt nicht schwer, sich den Grund dafür vorzustellen. Doch er hat eine makellose Akte und eine Reihe von Belobigungen durch seine Vorgesetzten.«
    »Wir sollten versuchen, die Männer ausfindig zu machen, mit denen er gedient hat. Nicht nur die Vorgesetzten«, sagt Kaiser.
    »Wir sind dabei«, antwortet Baxter. »Außerdem ist festzustellen, dass Wheaton einen seiner Brüder in Vietnam verlor. Er wurde in einer Saigoner Bar von einer Bombe zerfetzt, die Terroristen gelegt hatten. Der zweite Bruder starb 1974 an einem Schlaganfall.«
    Baxter blättert in den Papieren. »Nach Vietnam kehrte Wheaton nach New York zurück, schrieb sich an der NYU für Kunst ein und machte sich langsam als Porträtmaler einen Namen. Er schlug sich jahrelang auf diese Weise durch, während er privat an seiner heimlichen Leidenschaft arbeitete, nämlich Landschaften. Im Verlauf der vergangenen zwanzig Jahre hat er wieder und wieder das gleiche Motiv gemalt. Es ist eine Waldlichtung, und jedes Bild in der Serie heißt ›Die Lichtung‹. Er fing in sehr realistischem Stil an, doch im Verlauf der Jahre wurde er immer abstrakter. Die Gemälde heißen immer noch ›Die Lichtung‹, auch wenn sie längst nicht mehr als solche zu erkennen ist. Die frühen, realistischen Werke zeigen eine Waldlichtung, wie man sie in Vermont findet, aber auch Dschungel, die für Vietnam typisch sind, und manchmal war beides vermischt, weswegen es unmöglich ist, den Ursprung des Bildes festzustellen oder die Bedeutung dieser Lichtung. Wenn Wheaton in Interviews danach gefragt wurde, lautete seine Antwort stets, dass die Gemälde für sich selbst sprechen.«
    »Ein Fortschreiten vom Realistischen zum Abstrakten«, sagt Kaiser. »Das genaue Gegenteil der ›Schlafenden Frauen‹ also.«
    »Wheatons Fortschritte sind

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