Infernal: Thriller (German Edition)
gefunden?«
»Nicht direkt, nein. Wir haben eine Serie von Gemälden entdeckt, auf denen diese Frauen zu sehen sind.«
» Gemälde? Gemälde von den verschwundenen Frauen?«
»Ganz recht. Auf diesen Gemälden werden die Frauen nackt gezeigt und in schlafenden Positionen. Wir können nicht feststellen, ob sie schlafen oder tot sind.«
»Mein Gott. Und Sie sind gekommen, um mich darüber zu befragen?«
»Ja.«
»Warum? Wurden die Gemälde in der Nähe gefunden?«
»Nein. In einem Museum in Hongkong.«
»Hongkong? Ich verstehe nicht.«
Ich berühre Baxters Arm. »Ich dachte, Dr. Lenz soll die Befragung leiten?«
»Arthur wollte es so. Er möchte, dass John die Fragen stellt, die gestellt werden müssen. Er wird sich einschalten, sobald er bereit ist. Arthur ist ein subtiler Bursche.«
»Mr Wheaton«, sagt Kaiser, »bei der forensischen Untersuchung dieser Gemälde haben wir Pinselhaare gefunden. Die Haare stammen von einer besonderen Sorte Pinsel. Kolinski-Zobel.«
»Sie befragen jeden Künstler in Amerika, der mit Kolinski-Pinseln malt?«
»Nein, das wäre selbst für uns ein zu großes Unterfangen. Doch es waren keine gewöhnlichen Kolinski-Pinsel. Es waren ganz besonders feine Pinsel – die besten, die es gibt, offen gestanden –, und sie werden nur in einer einzigen kleinen Manufaktur in der Mandschurei hergestellt. Es gibt lediglich einen Importeur in den Vereinigten Staaten, und er verkauft nur eine beschränkte Menge. An ausgewählte Kunden.«
»Und die Tulane University war einer dieser Kunden. Jetzt verstehe ich. Selbstverständlich. Ich habe diese Bestellung aufgegeben. Aus offensichtlichen Gründen, wie ich hoffe.«
»Könnten Sie uns verraten, warum diese Gründe offensichtlich sind?«
»Es sind die besten Pinsel der Welt. Extrem elastisch. Sie werden im Allgemeinen für Wasserfarben benutzt, doch man kann sie für jedes Medium verwenden. Ich nehme sie für die Feinheiten in meinen Ölbildern.«
»Ihre Studenten benutzen sie ebenfalls?«
»Zwei meiner Studenten könnten sich diese Werkzeuge gar nicht leisten, hätte ich sie nicht für dieses Programm bestellt. Das ist einer der Vorteile einer akademischen Anstellung.«
»Ich nehme an, Sie meinen Miss Laveau und Mr Gaines?«
Wheaton kichert. »Ja. Frank könnte eine mandschurische Zobelfarm kaufen, wenn er es wollte.«
»Mit Frank ist Mr Smith gemeint?«, fragt Kaiser.
»Ja. Frank Smith.«
»Ist das dort ein Kolinski-Pinsel, den Sie gerade benutzen?«
»Nein, das ist Schweinsborste. Klingt sehr grob, nicht wahr? Trotzdem ein ausgezeichneter Pinsel.«
»Haben Sie schon immer die seltenen Kolinski-Pinsel verwendet?«
»Nein.« Diesmal scheint sich die Pause unendlich zu dehnen. »Vor drei Jahren wurde eine Autoimmunkrankheit bei mir diagnostiziert, die meine Hände und Finger beeinträchtigt. Ich musste die Mechanik meines Pinselstrichs ändern, um mit meinem eigenen Stil konsistent zu bleiben. Ich habe eine Weile experimentiert und entdeckte schließlich die Kolinskis. Sie waren so gut, dass ich meine Studenten ermunterte, sie ebenfalls auszuprobieren.«
»Ich verstehe. Wie viele Leute haben Zugang zu diesen Pinseln?«
»Meine vier persönlichen Studenten selbstverständlich.«
»Sonst noch jemand?«
»Nun ... das hier ist keine Hochsicherheitszone, wie Sie sehen. Jeder könnte hereinspazieren und einen Pinsel nehmen, wenn er es unbedingt will. Die Studenten in den unteren Semestern kommen regelmäßig vorbei, um die Fortschritte meiner Arbeit zu sehen. Wir müssten vierundzwanzig Stunden am Tag Wachen aufstellen, um das zu verhindern.«
»Mr Wheaton«, sagt Kaiser mit entschuldigender Stimme, »ich scheue mich, diese Frage zu stellen, aber wäre es Ihnen vielleicht möglich, Alibis für eine Reihe von Tagen im Verlauf der letzten zweiundzwanzig Monate zu nennen?«
»Ich müsste sehen, welche Tage das sind. Wollen Sie andeuten, dass Sie mich verdächtigen, diese schrecklichen Verbrechen begangen zu haben?«
»Jeder mit Zugang zu diesen Pinseln ist per definitionem ein Verdächtiger, Mr Wheaton. Wissen Sie, wo Sie vor drei Abenden waren, nach der Eröffnung im Museum? Sagen wir, von zwanzig Uhr fünfundvierzig bis einundzwanzig Uhr fünfzehn?«
»Ich war zu Hause. Ich kann mir Ihre nächste Frage bereits denken. Ich war allein, leider. Sollte ich jetzt einen Anwalt anrufen?«
»Das ist Ihr gutes Recht, Mr Wheaton. Ich möchte Ihre Entscheidung in keiner Weise beeinflussen.«
»Ich verstehe.« Wheaton antwortet nun langsamer
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