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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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unentwegt an. »Was schlagen Sie vor?«
    »Ich kenne ein paar Fotografen, die ausschließlich digital arbeiten. Ich will keine Namen nennen, aber ich erinnere mich, dass einer von ihnen ein System erwähnt hat, das für die Regierung entwickelt wurde – die CIA oder die NSA oder was weiß ich – und das Satellitenfotos interpretieren kann. Der Zweck bestand darin, kohärenten Sinn in ein visuelles Chaos zu bringen. Er konnte mir nicht viel erzählen, und ich war nicht besonders interessiert, aber an so viel erinnere ich mich.«
    »Und wann war das?«
    »Vor zwei oder drei Jahren, würde ich sagen.«
    »Hatte dieses System einen Namen?«
    »Damals nannten sie es Argus. Sie kennen dieses Tier aus der Mythologie mit den hundert Augen?«
    »Ich werde Baxter bitten, sich mit den anderen Akronym-Agenturen in Verbindung zu setzen. Vielleicht können sie uns weiterhelfen.«
    »In Ordnung. Das war mein Beitrag. Spendiert das Bureau dieses Essen?«
    »Ich denke, das Bureau kann es finanzieren, ja.« Ganz beiläufig streckt Kaiser den Arm aus und berührt meine Hand, und der Schauer, der durch meinen Arm jagt, lässt eine Alarmglocke in meinem Gehirn schrillen. »Hören Sie«, sagt er mit einem weiteren Blick zu Wendy, »warum gehen wir nicht ...«
    Ich ziehe meine Hand zurück. »Gehen wir es langsam an, okay? Es ist da. Wir beide wissen, dass es da ist. Warten wir ab, wie es sich entwickelt.«
    Er nickt zögernd. »In Ordnung. Sie entscheiden.«
    Wir essen schweigend die Reste unserer Mahlzeiten, während wir uns gegenseitig und das Kommen und Gehen anderer später Gäste beobachten. Ich bin dankbar, dass er sich nicht gezwungen fühlt, eine belanglose Unterhaltung zu führen. Es lässt sich gut an.
    Nachdem er die Rechnung beglichen hat, führt er mich zu Wendy und dankt ihr für die Zeit, die sie uns gelassen hat. Er spricht und bewegt sich mit derart professioneller Distanz, dass Wendy wieder neuen Mut zu schöpfen scheint. Es hat nicht das Geringste mit ihrer Intelligenz zu tun – wir alle sehen immer nur das, was wir sehen wollen, bis man uns zwingt, die Realität zu erkennen.
    Draußen wünscht uns Kaiser mitten in einem Gedränge feiernder Tulane-Studenten eine gute Nacht und fährt zur Niederlassung von New Orleans zurück. Auf dem Weg zu ihrem Apartment redet Wendy kaum, und ich bin dankbar dafür. Sosehr ich sie auch mag – ich denke, morgen ist ein guter Tag, um in ein Hotelzimmer überzusiedeln.

13
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    I ch sitze in einem beengten FBI-Überwachungswagen auf dem Campus der Tulane University, Heimat der »Green Wave« – ein passender Name für eine Mannschaft, deren Campus ein grüner Garten ist, selbst jetzt noch, im Oktober. Die Eichen haben noch alle Blätter, die Palmen gedeihen, und der Rasen leuchtet wie frisch gemäht in der Sonne. Zwanzig Meter vom Wagen entfernt steht das Woldenberg Art Center, ein stattliches altes Ziegelgebäude, in dem die Kunstfakultät der Universität und die Newcomb Art Gallery untergebracht sind.
    Vor dreißig Sekunden sind John Kaiser und Arthur Lenz durch die Tür der Galerie gegangen, um mit Roger Wheaton zu sprechen, dem angestellten Künstler der Universität. Dr. Lenz trägt ein verborgenes Mikrofon und einen Sender, den er auf dem Weg in das Gebäude immer wieder testet.
    »Arthur hat kein Vertrauen in die Technik«, sagt Baxter, der neben mir sitzt und ein Headset auf dem Kopf trägt. »Übrigens habe ich mich wegen dieses Computerprogramms kundig gemacht, das Sie John gegenüber erwähnten. Argus. Es existiert tatsächlich. Das National Reconnaissance Office setzt es ein, um Satellitenfotos zu interpretieren. Seit zwei Stunden bearbeitet es digitalisierte Fotos der ›Schlafenden Frauen‹.«
    »Gibt es bereits etwas Neues?«
    Baxter lächelt mich ermutigend an. »Es spuckt Gesichter aus, die aussehen, als hätte Picasso sie gemalt. Aber sie machen weiter.«
    »Vielleicht haben wir Glück.«
    »Ich habe Ihnen außerdem ein Hotelzimmer besorgt. Es ist im Doubletree, am Seeufer ganz in der Nähe der Niederlassung. Sie glauben, dass Sie für eine große Firma arbeiten, also erwähnen Sie das FBI nicht.«
    »Kein Problem. Danke.«
    Im Innern des Überwachungswagens ist es ungemütlich heiß, selbst jetzt, um neun Uhr morgens. Ein Grund dafür ist die Außentemperatur, ein weiterer Körperwärme, und der dritte die elektronische Ausrüstung an den Wänden des Econoline. Ein batteriebetriebener Ventilator auf einem Kühler, der mit Trockeneis gefüllt ist, soll ein wenig

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