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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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mühsame Ausrede gewesen. Als sie den Kühlschrank öffnete und darin die Welse an dem Haken entdeckte, stockte ihr der Atem. Es erinnerte sie an Roys grauenhafte Geschichte.
    So was hatte der große Typ in der Hand … nur waren es Babys, die da an einem großen Haken hingen, und er schleifte sie die Treppe rauf.
    »Verdammt, tut mir Leid.« Ihr Vater war ihr in die Küche nachgeeilt. »Ich hab vergessen, die Fische sauber zu machen.« Er holte den schweren Haken heraus und ließ ihn ins Spülbecken sinken.
    Sie roch Zigarettenrauch, sagte aber nichts. Bei dem schmatzenden, grausigen Geräusch des Fischputzens musste sie sich abwenden. Immer noch spukten Via, Roys Geschichte, Blackwell und die Babys in ihrem Kopf herum. Sie musste unbedingt auf andere Gedanken kommen.
    Im Moment konnte sie nur mechanisch den Herd anmachen und das Essen vorbereiten.
    Sie hörte wieder Vias Worte: In dem großen scheißhässlichen Kasten da oben auf dem Hügel .
    Es gibt keine Via , schalt sie sich selbst.
    »Du hast dich also heute mal in der Stadt umgesehen?«, erkundigte sich ihr Vater.
    Sie schepperte im Küchenschrank herum auf der Suche nach der richtigen Pfanne. »Ja. Es ist keine richtige Stadt. Nur ein paar schmuddelige Läden an einer Straße.«
    »Ja, ich weiß, es ist etwas öde hier. Sollen wir dieses Wochenende mal nach Pulaski zum Einkaufen fahren?«
    »Gern«, antwortete Cassie ohne große Begeisterung.
    Ihr Vater hatte die fertigen Wels-Filets auf einen Teller getürmt. »Du bist so still heute Abend. Alles in Ordnung?«
    Prima, Dad. Ich habe heute erfahren, dass der Typ, der hier früher gelebt hat, dem Teufel Säuglinge geopfert hat. Außerdem hab ich ein totes Mädchen namens Via kennen gelernt. Ach ja, sie wohnt übrigens mit ihren Freunden hier im Haus.
    »Ich bin nur müde. War wohl zu lange in der Sonne.«
    »Leg dich ein bisschen hin, ich mach das Essen.«
    »Ist schon okay, ehrlich. Ich möchte es gerne machen. Schau du dir doch ein bisschen Sport im Fernsehen an.«
    »Sicher?«
    »Klar. Zwei Leute in der Küche sind einer zu viel. Macht mich nervös.«
    Ihr Vater lachte und zog sich ins Wohnzimmer zurück. Cassie dünstete den Fisch in Sojasauce und frisch geriebenem Meerrettich. Doch als sie am Tisch saßen, rührte sie kaum einen Bissen an. »Das schmeckt super!«, lobte ihr Vater. »Du solltest Köchin werden!«
    Cassie stocherte in ihrem Essen herum, immer noch aufgewühlt. Natürlich war, was sie heute gesehen hatte – Via -, ein Produkt ihrer Einbildung gewesen, ein leichter Hitzschlag oder etwas in der Art.
    Es musste so sein.
    Mit leerem Blick starrte sie auf den riesigen Fernseher: irgendein unwichtiges Football-Spiel. Nichts auf der Welt schien sinnloser als ausgewachsene Männer, die mit einem aufgepumpten Ledersack auf einer Wiese hin- und herrannten.
    »Scheiße, Leon!«, brüllte ihr Vater plötzlich und schlug mit der Faust auf den Kaffeetisch. »Verpiss dich nach Dallas, du Lahmarsch, du fauler untalentierter mieser Sack …« Mitten in seiner Tirade hielt er inne und sah Cassie verlegen an. »Ähem, entschuldige.«
    Sie lächelte nur, trug die Teller in die Küche und wusch ab, anstatt die neue Spülmaschine zu benutzen. Doch sie wurde das Gefühl nicht los, etwas erledigen zu müssen, und sie wusste auch genau, was.
    Sie wusste, was sie tun wollte.
    »Ich gehe in mein Zimmer, Dad. Bisschen Musik hören.«
    »Ist gut, Liebes. Danke fürs Kochen. Ist wirklich alles in Ordnung?«
    »Ja. Viel Spaß bei deinem Spiel.«
    Sie ging leise hinaus und die mit Teppich bezogene Treppe hinauf. In den Messinglampen leuchteten flackernde, echtes Kerzenlicht imitierende Glühbirnen und warfen Schatten auf die alten Statuen und Ölgemälde.
    Ja, sie wusste, was sie jetzt tun wollte.
    Vom zweiten Stock aus warf sie einen Blick durch den dunklen Flur auf ihre Zimmertür. Dann sah sie die nächste Treppe hoch.
    Dumpf konnte sie von unten ihren Vater schimpfen hören: »Mach dir bloß nicht zu viel Mühe, Leon – Vorsicht! Wir wollen doch nicht, dass du ins Schwitzen kommst für deine ACHT MILLIONEN DOLLAR IM JAHR!«
    Cassie sah die Kassette in ihrer Hand an. Vermutlich hatte sie das Ding irgendwo mitgehen lassen oder gefunden. Oder vielleicht hatte Roy sie ihr gegeben. Der Name auf dem Cover klang unheimlich. ALDINOCH.
    Roy muss sie mir gegeben haben, und ich erinnere mich bloß nicht mehr daran. Ich hab wahrscheinlich einen seltsamen Flashback von all den verdammten Pillen, die sie im Krankenhaus in mich

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