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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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dass sie jemals eine richtige Stadt gesehen oder auch nur eine Ahnung hatten, wie der Rest der Welt aussah. In solchen Augenblicken wurde Bill bewusst, wie dankbar er für sein Leben sein konnte.
    Er ging zurück ins Haus, gerade als Mrs Conner die letzten Schleifen mit dem Staubsauger drehte. Als sie ihn bemerkte, stellte sie das Gerät ab.
    Ihre Augen strahlten, als sie sich an ihn wandte. »Ich bin fertig für heute, Mr Heydon.«
    »Sehr schön«, sagte Bill. »Das Haus sieht toll aus.« Er gab ihr einen großzügigen Tageslohn, und sie bedankte sich wortreich in ihrem schleppenden Akzent. Mühsam versuchte er, sie nicht wieder so anzusehen wie vorhin. Diesmal gelang es ihm auch, doch dann beugte sie sich vor, um den Staubsauger auszustöpseln.
    Bill knirschte mit den Zähnen.
    Der Kragen der einfachen weißen Bluse, die sie trug, hing nach unten, und Bills Blick wurde unwillkürlich von dem Ausschnitt angezogen. Man konnte deutlich erkennen, dass Mrs Conners üppige Brüste von keinem Büstenhalter eingeschränkt wurden, und ebenso deutlich war, dass die Schwerkraft es bislang gut mit ihr gemeint hatte. Bill konnte einfach nicht anders – er starrte ihr in die Bluse. Der Anblick erschien ihm wie ein überwältigender Luxus, und er spornte ihn nur weiter an, auch den restlichen Körper einer genaueren Musterung zu unterziehen, als sie sich wieder aufrichtete. Zwar verrieten die Fältchen in ihrem Gesicht ihr Alter, aber …
    Dieser Körper!
    Das Wort herzhaft kam ihm in den Sinn. Eine Jeans spannte sich eng um ausladende Hüften, und die elegante, kurvenreiche Figur und die bemerkenswerte Oberweite gaben ihm den Rest.
    Selbst als sie lächelte und dabei einen fehlenden Zahn entblößte, verlor der Anblick nicht an Intensität.
    Das ist ein äußerst appetitliches Stück Provinztorte. Wenn ich nicht bald aufhöre, sie anzustarren, krieg ich wahrscheinlich auf der Stelle den nächsten Herzinfarkt .
    Er riss sich mühsam von diesen Gedanken los und suchte krampfhaft nach einem unverfänglichen Gesprächsthema. »Ich hatte heute viel Glück beim Angeln am Bach.«
    »Ja, Sir, ich hab die schönen Fische im Kühlschrank gesehen. Ich würde sie gern für Sie ausnehmen und kochen, Mr Heydon. Ich muss nur Jervis schon mal nach Hause schicken. Wer noch nie Wels nach Südstaatenart gegessen hat, hat was verpasst.«
    Das klang köstlich, beinahe so köstliche wie die Vorstellung von ihrem ruhigen, kraftvollen Körper, der sich über den Herd beugte.
    Weswegen er sagte, »Vielen Dank, Mrs Conner, aber ich muss Ihr freundliches Angebot ablehnen. Meine Tochter kocht doch so gerne. Apropos, haben Sie Cassie gesehen?«
    »Nicht seit heute Morgen, Sir. Sie ist irgendwohin gelaufen, ich glaub, in den Ort.«
    Bill sah auf seine Rolex. »Schon den ganzen Tag weg«, murmelte er.
    »Ich bin sicher, sie ist bald wieder da«, beruhigte ihn Mrs Conner. »Wir können unsere Kleinen nicht so kurz an die Leine nehmen, wie wir es gern täten. Man muss sie bisschen streunen lassen, damit sie ihre eigene Erfahrungen machen und so was.«
    »Da haben Sie sicherlich Recht.« Bill wandte die Augen von ihrem strammen Busen ab. Die Brustwarzen zeichneten sich durch die Bluse ab. »Vermutlich spaziert sie irgendwo mit ihren Kopfhörern herum.«
    »Sind Sie sicher, dass ich nicht bleiben soll?«
    »Ist schon in Ordnung, Mrs Conner. Bis morgen dann.«
    »Wiedersehen.«
    Bill konnte nicht anders, als ihr nachzustarren.
    Heiliger Strohsack! , dachte er. Ich brauche wieder ein eigenes Leben! Er versuchte, sich abzulenken, goss sich ein Glas Saft ein, machte das Radio an. Ah, Vivaldi. Danke! Durch die volltönende Sonate beruhigte sich seine Stimmung wieder etwas.
    Besser. Viel besser.
    Hinter den alten Fenstern hatte sich der Himmel weiter verdunkelt. Wieder sah er auf die Uhr.
    Wo zum Teufel blieb Cassie?

V

    »Wow!«, ertönte eine hocherfreute Stimme. »Wer bist du denn?«
    »Ähem, Cassie«, sagte Cassie. Ihr erster Impuls war Abwehr. Sie wollte ihre Furcht als Aggression tarnen, fragen, was diese Person auf ihrem Grund und Boden zu suchen hatte, doch …
    Vor ihr stand eine junge Frau, vielleicht achtzehn oder zwanzig, schlank, aber gut gebaut und mit einem zwar nicht unbedingt männlichen, aber doch jungenhaften Auftreten. Was Cassie am meisten stutzig machte, war die Aufmachung des Mädchens: glänzende Lederstiefel, schwarze Lederhose, Nietengürtel und ein absichtlich zerrissenes schwarzes T-Shirt unter der schwarzen Lederjacke. Nicht Gothic,

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