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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Eine Frau.
    Eine Frau, aus Nacht geschaffen.
    Ihre Bewegungen zeichneten die von Mrs Conner genau nach, eine makabre Puppenspielerin, und während ihre brutalen Stöße fortdauerten, wuchs seine Spektralgeliebte – diese Hure der Nacht – unaufhörlich weiter zu einem Ganzen. Schon sah die Frau ihn über Mrs Conners nackte Schulter hin an.
    Es war das Gesicht eines Phantasmas, das Antlitz von Sex und Tod.
    Ein schlanker schwarzer Arm – halb Materie, halb Geist – reckte sich um Mrs Conners Körper, elegante Obsidianfinger streichelten Bills Gesicht. Die Berührung verursachte ihm Übelkeit, wie Schnecken auf seiner Haut. Dann legte sich die abstoßende Hand flach auf seine Brust, als Mrs Conners Körper ihn wieder schneller und immer schneller ritt.
    Bills Herz pochte, es schlug gegen seinen Brustkorb wie ein Hammer. Sein Atem wurde flach; er keuchte, zitterte.
    Die Schattenhand drückte fester auf seine Brust, das Spektralgrinsen wurde breiter.
    »Du bringst mich um«, krächzte er.
    Der hässliche Mund öffnete sich, ahmte Mrs Conner nach, und die Hure der Nacht zischte: »Ssssssssso issssst essssssss …«
    Bills Herz schlug unregelmäßig, es setzte kurz aus, und als er so dalag, ohne Zuflucht, da wusste er, das er sterben würde.

II

    Cassie, Via und Hush schleppten die Leichen – und die Leichenteile – in das ekelhafte Badezimmer und schlossen die Tür.
    »Aus den Augen, aus dem verdammten Sinn«, bemerkte Via.
    Cassie hätte es vielleicht etwas feinfühliger ausgedrückt. »Woher hatte er die zwei Gesichter?«
    Via ließ sich aufs Bett fallen; sie betrachtete ihre von Blut und Schleim bedeckten Hände und wischte sie sich an den Laken ab. »Das ist ein ziemlich teures Vergnügen. Wir nennen sie Zwiegesichter. Die Constabler setzen sie als Spione und geheime Informanten ein, jedes zweite menschliche Mafiamitglied steckt inzwischen mit der Polizei unter einer Decke. Die Chirurgen im Amt für Transfiguration schneiden die Kopfhaut ab und nähen ein weiteres Gesicht an. Dann zieht man es herunter wie eine Strumpfmaske, und – voilà! – man geht die Straße entlang und niemand weiß, wer man wirklich ist. Aber wenn man genauer hinsieht, fällt es auf; das ursprüngliche Gesicht liegt praktisch zusammengerollt im Kragen. So hat Hush gemerkt, dass Nicky ein Zwiegesicht war.«
    Zwiegesichter , dachte Cassie. Igitt. Was sie wohl noch so erwartete in dieser Stadt?
    Sie wollte gar nicht darüber nachdenken.
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Es gibt etwas, das wir Umkehrungshex nennen«, erklärte Via. »Bei all der Aufregung in den letzten Stunden war es mir total entfallen. Wenn wir es richtig anstellen, können wir Lissa retten.«
    Mehr musste Cassie nicht wissen. »Also, worauf warten wir noch?«
    »Wir brauchen einen besonderen Gegenstand, eine so genannte Reliquie der Macht – einen der ältesten Talismane der Welt -, und weil du ein Ätherkind bist, haben wir gute Chancen, eine solche Reliquie zu finden. Das ist die gute Nachricht. Die nicht ganz so gute Nachricht ist, dass wir dafür zurück zu deinem Haus müssen, was bedeutet, wir müssen den ganzen weiten Weg zurück nach Pogrom Park und mit dem Zug zurückfahren, ohne uns von den Constablern erwischen zu lassen.«
    »Du hast ja gehört, was sie im Fernsehen gesagt haben. Sie suchen uns überall, alles wird bewacht.«
    »Das stimmt«, bestätigte Via. »Diese Dreckskerle suchen jede Straße und jeden Winkel nach uns ab, darauf kannst du wetten.«
    Cassie war entmutigt. »Wie sollen wir denn jetzt aus der Stadt und zurück zu meinem Haus kommen, ohne geschnappt zu werden?«
    »Um ganz genau zu sein«, sagte Via wenig begeistert, »fällt mir spontan nur eine Möglichkeit ein.«
    »Was? Ein Zauberspruch oder so was?«
    »Nicht ganz …«
    Hush und Via sahen traurig drein, dann hob Via eines der Beile vom Boden auf. Sie ging damit zu dem kleinen Tischchen am Fenster.
    »Was machst du da?«
    »Wir müssen eine Ruhmeshand herstellen. Blöderweise muss man in der Hölle dazu die eigene Hand verwenden.«
    »Was?«
    Via legte ihre linke Hand auf den Tisch und hob mit der rechten das Beil.
    »Nicht!«, rief Cassie. »Nimm doch Nickys Hand, nicht deine.«
    »Funktioniert nicht. Es klappt nur, wenn du selbst ein Interesse daran hast.« Via hob das Beil höher und kniff die Augen zusammen.
    »Warte!«, krächzte Cassie. Dann nahm sie Via das Beil ab. »Dieser ganze Schlamassel ist meine Schuld. Es sollte meine Hand sein.«
    Sie wusste nicht, ob sie sich dazu

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