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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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hatte.
    Sir, ich dachte, Sie sollten sich das Video vielleicht zuerst ansehen, bevor wir es hochladen … der Inhalt ist bestürzend.
    Der Anruf ging dem Provost nicht aus dem Kopf. Knowlton war einer seiner erfahrensten Männer, und eine solche Bitte war untypisch für ihn. Er würde niemals leichtfertig anregen, das Kompartmentalisierungs-Protokoll außer Kraft zu setzen.
    Der Provost stellte die Divina Commedia zurück ins Regal und schenkte sich noch ein halbes Glas von seinem Scotch ein.
    Er stand vor einer extrem schwierigen Entscheidung.

KAPITEL 52
    Die sogenannte »Kirche Dantes«, das Heiligtum von La Chiesa di Santa Margherita dei Cerchi , ist in Wahrheit eher eine Kapelle als eine Kirche. Der kleine Gebetssaal ist ein beliebtes Ziel von Anhängern Dantes, die das Haus als den heiligen Boden verehren, auf dem sich zwei Wendepunkte im Leben des großen Poeten ereigneten.
    Nach der Überlieferung war es diese Kirche, in der Dante im zarten Alter von neun Jahren zum ersten Mal Beatrice Portinari sah – jene Frau, in die er sich augenblicklich unsterblich verliebte und nach der er sich sein Leben lang sehnte. Zu Dantes großem Kummer heiratete Beatrice einen anderen Mann und starb bereits im jungen Alter von vierundzwanzig Jahren.
    Einige Jahre später heiratete Dante in derselben Kirche Gemma Donati, eine Frau, die nach den Worten des großen Schriftstellers und Poeten Boccaccio eine denkbar schlechte Wahl war. Obwohl sie Kinder bekamen, zeigten beide keinerlei Zuneigung zueinander, und nach Dantes Exil schien keiner von ihnen darauf bedacht, den anderen je wiederzusehen.
    Dantes große und einzige Liebe war die verstorbene Beatrice Portinari, und so sollte es auch immer bleiben – obwohl er sie kaum gekannt hatte. Die Erinnerung an sie war so überwältigend, dass ihr Geist zu jener Muse wurde, die seine größten Werke inspirierte.
    Dantes gefeierter Gedichtband La Vita Nuova fließt geradezu über von schmeichelnden Versen über die »gesegnete Beatrice«. Mehr noch, in der Divina Commedia ist niemand anderes als Beatrice diejenige, die Dante durch das Paradies führt. In beiden Werken verzehrt sich Dante voll Sehnsucht nach der unerreichbaren Dame.
    Heutzutage ist die Kirche ein Schrein der gebrochenen Herzen, die an unerwiderter Liebe leiden. Das Grab der jungen Beatrice befindet sich in der Kirche, und ihr einfacher Sarkophag ist das Wallfahrtsziel für Dante-Verehrer und todunglückliche Liebende gleichermaßen.
    Langdon und Sienna liefen durch immer schmalere Gassen in Richtung der Kirche. Gelegentlich zwängte sich ein einheimisches Fahrzeug durch das Labyrinth und nötigte die Fußgänger, sich an die Hauswände zu drücken, als es vorbeifuhr.
    »Die Kirche ist gleich um die Ecke«, hatte Langdon zu Sienna gesagt. Er hoffte, dass ihnen die Touristen dort weiterhelfen konnten. Ihre Chancen, einen guten Samariter zu finden, waren beträchtlich gestiegen: Sienna hatte sich wieder ihre Perücke aufgesetzt, und Langdon war erleichtert, nicht mehr als Rocker durch die Welt laufen zu müssen.
    Sie durchschritten eine enge Gasse – die Via del Presto –, und Langdon musterte sämtliche Haustüren, an denen sie vorbeikamen.
    Der Eingang zur Kirche La Chiesa di Santa Margherita dei Cerchi ist schwierig zu finden, weil das Haus selbst klein und unauffällig ist und so wirkt, als sei es zwischen den Nachbargebäuden eingeklemmt. Viele Touristen laufen daran vorbei, ohne es zu bemerken. Gott sei Dank ist es meist trotzdem einfach, die Kirche zu finden – wenn man nicht auf seine Augen vertraut, sondern auf die Ohren .
    Eine der Besonderheiten der Chiesa di Santa Margherita dei Cerchi besteht darin, dass hier häufig Konzerte stattfinden. Wenn kein Konzert geplant ist, werden Aufzeichnungen der vergangenen Aufführungen abgespielt, sodass die Besucher praktisch zu jeder Zeit Musik genießen können.
    Wie erwartet erklang auch diesmal leise Musik, als sie sich durch die Gasse der Stelle näherten, wo Langdon die Kirche vermutete. Sie folgten den Melodien, bis sie schließlich vor dem unauffälligen Eingang standen. Der einzige Hinweis darauf, dass sie tatsächlich richtig waren, bestand aus einem winzigen Schild neben der Tür – eine Art Gegenstück zum riesigen roten Banner an der Wand der Casa di Dante. Das mickrige Schild verkündete, dass dies die Kirche von Dante und Beatrice war.
    Die Musik wurde noch lauter, als Langdon und Sienna in den halbdunklen, kühlen Innenraum traten. Die Kirche war

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