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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Selbst Ferris’ Fingerspitzen waren blutig rot. Langdon verdrängte die Gedanken und sah zum Fenster hinaus.
    Als sie sich dem Bahnhof näherten, kamen sie am Grand Hotel Baglioni vorbei. In dem Gebäude fanden häufig Events im Rahmen einer Konferenz für Kunstgeschichte statt, an der Langdon jedes Jahr teilnahm. Beim Anblick des Hotels wurde ihm unvermittelt bewusst, dass er gerade etwas tat, was er noch nie in seinem Leben getan hatte.
    Ich verlasse Florenz, ohne auch nur einmal den David besucht zu haben .
    Stumm entschuldigte er sich bei Michelangelo, richtete den Blick auf den vor ihm liegenden Bahnhof … und seine Gedanken auf Venedig.

KAPITEL 61
    Langdon fliegt nach Genf?
    Dr. Elizabeth Sinskey kämpfte gegen die zunehmende Übelkeit an, während sie auf dem Rücksitz des Vans durchgeschaukelt wurde. Sie verließen soeben Florenz und rasten in Richtung des Privatflughafens draußen vor der Stadt.
    Genf ergibt einfach keinen Sinn , dachte Sinskey immer wieder.
    In Genf befand sich das Hauptquartier der WHO  – aber was wollte Langdon dort? Sucht er etwa nach mir? Das war unsinnig, zumal Langdon wusste, wo Sinskey sich befand, nämlich in Florenz.
    Dann kam ihr ein neuer Gedanke.
    Mein Gott … Hat Zobrist sich etwa Genf als Ziel ausgesucht?
    Zobrist hatte einen starken Hang zu Symbolen gehabt. Ausgerechnet das Hauptquartier der WHO zu einem Ground Zero zu machen zeugte von einer makabren Eleganz, vor allem eingedenk seines jahrelangen Kriegs mit Sinskey. Andererseits war Genf eine ausgesprochen schlechte Wahl, wenn Zobrist darauf aus war, sein Pathogen möglichst schnell zu verbreiten. Verglichen mit anderen Metropolen war Genf geografisch isoliert und um diese Jahreszeit auch recht kalt. Die günstigsten Bedingungen für Epidemien waren eine hohe Bevölkerungsdichte und ein warmes, feuchtes Klima. Genf lag jedoch dreihundertfünfundsiebzig Meter über dem Meeresspiegel und war umgeben von Bergen. Nicht gerade der ideale Ort, um ein wie auch immer geartetes Pathogen auf die Welt loszulassen. Egal, wie sehr Zobrist mich verachtet .
    Also blieb die Frage bestehen: Warum wollte Langdon dorthin? Das bizarre Reiseziel war ein weiteres Symptom des erratischen Verhaltens, in das der amerikanische Professor seit letzter Nacht zunehmend verfallen war. Sosehr Sinskey sich auch bemühte, ihr wollte einfach keine Erklärung dafür einfallen.
    Auf wessen Seite steht er eigentlich?
    Sinskey kannte Langdon zwar erst seit wenigen Tagen, doch verfügte sie über eine gesunde Menschenkenntnis und weigerte sich daher zu glauben, dass man einen Mann wie ihn mit Geld verführen konnte. Und doch hat er gestern Abend den Kontakt zu uns abgebrochen . Jetzt sah es so aus, als würde er mit dem Gegner gemeinsame Sache machen. Haben Zobrists Anhänger ihn von dem irrsinnigen Vorhaben überzeugt?
    Bei dem Gedanken lief Sinskey ein Schauer über den Rücken.
    Nein , versicherte sie sich. Ich kenne seinen Ruf. Auf so etwas würde er sich nie einlassen .
    Vor vier Nächten hatte Sinskey Robert Langdon zum ersten Mal im Laderaum einer C-130 getroffen, die der WHO als mobile Einsatzzentrale diente.
    Um kurz nach sieben war das Flugzeug in Hanscom Field gelandet, keine vierundzwanzig Kilometer von Cambridge, Massachusetts, entfernt. Sinskey war nicht sicher gewesen, wie das Treffen mit dem gefeierten Wissenschaftler verlaufen würde, den sie telefonisch kontaktiert hatte. Doch sie war angenehm überrascht gewesen, als er selbstbewusst in das Flugzeug gestiegen war und sie mit einem freundlichen Lächeln begrüßt hatte.
    »Dr. Sinskey, nehme ich an?« Langdon schüttelte ihr fest die Hand.
    »Professor, es ist mir einen Ehre, Sie kennenzulernen.«
    »Die Ehre ist ganz auf meiner Seite.«
    Langdon war ein großer, gut aussehender Mann, und seine Stimme klang angenehm tief. Seine Kleidung schien dieselbe zu sein, die er einige Stunden zuvor im Vorlesungssaal getragen hatte: Tweedjacke, Khakihose und Korduan-Schuhe – wenig verwunderlich, wenn man bedachte, dass man den Mann ohne Vorwarnung vom Campus geholt hatte. Langdon sah wesentlich jünger und durchtrainierter aus, als Sinskey ihn sich vorgestellt hatte … was sie wiederum an ihr eigenes Alter erinnerte. Ich könnte fast seine Mutter sein.
    Sie lächelte ihn müde an. »Danke, dass Sie gekommen sind, Professor.«
    Langdon deutete auf den humorlosen Angestellten, der ihn zum Flugzeug gebracht hatte. »Ihr Freund hier hat mir nicht viel Zeit zum Nachdenken gelassen.«
    »Gut.

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