Inferno
abgeprallt war. »Ihre Kugel hat mich nur knapp verfehlt.«
Der Mann kniff die Augen zusammen. »Wenn ich Sie hätte treffen wollen, dann hätte ich Sie getroffen. Ich habe nur einen Schuss auf das Hinterrad Ihres Trikes abgefeuert, um Ihre Flucht zu verhindern. Mein Befehl lautete, Kontakt zu Ihnen herzustellen und herauszufinden, warum zum Teufel Sie sich so seltsam verhalten.«
Bevor Langdon diese Worte verarbeiten konnte, kamen zwei weitere Soldaten herein und näherten sich seinem Bett.
Zwischen ihnen ging eine Frau.
Eine Erscheinung.
Ätherisch, wie von einer anderen Welt.
Langdon erkannte sie sofort: die Frau aus seinen Visionen. Sie war wunderschön, hatte langes silbernes Haar und trug ein blaues Amulett aus Lapislazuli. Doch weil sie ihm das letzte Mal vor einer grausigen Landschaft sterbender Leiber erschienen war, dauerte es einen Moment, bis er begriff, dass sie ihm diesmal in Fleisch und Blut gegenüberstand.
Die Frau lächelte müde, als sie sein Bett erreichte. »Professor Langdon. Ich bin erleichtert, dass es Ihnen gutgeht.« Sie setzte sich und kontrollierte seinen Puls. »Man hat mir erzählt, Sie würden unter einer Amnesie leiden. Erinnern Sie sich an mich?«
Langdon musterte die Frau. »Ich … Ich hatte eine Vision von Ihnen. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, Sie schon einmal persönlich gesehen zu haben.«
Die Frau blickte ihn mitfühlend an. »Mein Name ist Elizabeth Sinskey. Ich bin die Leiterin der WHO . Wir haben Sie konsultiert, damit Sie uns bei der Suche nach …«
»Einem Pathogen«, unterbrach Langdon sie. »Ich sollte Ihnen bei der Suche nach einem Pathogen helfen, das Bertrand Zobrist erschaffen hat.«
Sinskey nickte zufrieden. »Dann erinnern Sie sich also?«
»Nein. Ich bin in einem Krankenhausbett aufgewacht, hatte ein Rollsiegel bei mir, in dem ein kleiner Projektor steckte. Ich hatte Halluzinationen – oder Visionen –, in denen Sie mir befahlen: ›Suche und finde‹. Das habe ich dann auch getan … bis diese Kerle da versucht haben, mich umzubringen.« Langdon zeigte auf die uniformierten Männer.
Der muskulöse Soldat setzte zu einer Entgegnung an, doch Elizabeth Sinskey bedeutete ihm zu schweigen.
»Professor«, sagte sie in geduldigem Ton, »Sie sind zweifellos sehr verwirrt. Ich bin diejenige, die Sie in die Angelegenheit hineingezogen hat, und es tut mir unendlich leid, was Ihnen widerfahren ist. Aber jetzt sind Sie ja Gott sei Dank in Sicherheit.«
»In Sicherheit?«, erwiderte Langdon. »Ich bin gefangen auf einem Schiff!« Und Sie auch!
Die silberhaarige Frau nickte verständnisvoll. »Ich fürchte, aufgrund Ihrer Amnesie wird das Meiste von dem, was ich Ihnen jetzt erzähle, verwirrend für Sie sein. Aber wir haben nur wenig Zeit, und viele Menschen brauchen Ihre Hilfe.«
Sinskey zögerte, als überlegte sie, wie sie fortfahren solle. »Zuerst einmal müssen Sie wissen, dass Agent Brüder und sein Team Ihnen nie schaden wollten. Sie hatten lediglich den Befehl, den Kontakt wiederherzustellen, egal wie.«
»Wiederherzustellen? Ich weiß nicht …«
»Bitte, Professor, hören Sie mir einfach zu. Es wird sich alles aufklären. Versprochen.«
Langdon lehnte sich in die Kissen zurück. In seinem Kopf drehte sich alles, als Dr. Sinskey fortfuhr:
»Agent Brüder und seine Männer bilden ein SRS -Team. Die Abkürzung steht für ›Surveillance and Response Support‹. Sie arbeiten unter der Schirmherrschaft des European Centre for Disease Prevention and Control.«
Langdon betrachtete die ECDC -Abzeichen auf den Uniformen der Männer. Disease Prevention and Control?
»Brüders Team«, fuhr Dr. Sinskey fort, »ist darauf spezialisiert, Bedrohungen durch ansteckende Krankheiten aufzuspüren und zu eliminieren. Sie sind so eine Art Eingreiftruppe, die die Ausbreitung von Seuchen verhindern soll. Sie, Professor, waren meine größte Hoffnung, Zobrists Pathogen zu finden. Als Sie verschwunden sind, habe ich das SRS -Team beauftragt, Sie zu finden … Ich habe Sie nämlich nach Florenz bestellt, Professor Langdon, damit Sie mir helfen.«
Langdon war verwirrt. »Diese Leute arbeiten für Sie ?«
Sinskey nickte. »Ich habe sie vom ECDC ausgeliehen. Vergangene Nacht, als Sie verschwunden sind und sich nicht mehr gemeldet haben, dachten wir, Ihnen sei etwas zugestoßen. Erst als unsere Techniker heute Morgen gesehen haben, dass Sie Ihre E-Mails abrufen, wussten wir, dass Sie noch leben. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir uns Ihr seltsames
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