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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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genau in ihre Richtung. Der Wagen sah genauso aus wie der vor Siennas Wohnung, mit dem die Soldaten gekommen waren. Sienna bog scharf nach rechts ab, bremste hart, wodurch Langdon abrupt gegen ihren Rücken gedrückt wurde. Hinter einem parkenden Lieferwagen kamen sie schließlich zum Stehen, verborgen vor den Blicken der Verfolger. Sienna hatte das Trike direkt hinter die Heckstoßstange des Wagens bugsiert. Sie schaltete den Motor aus.
    Haben sie uns gesehen?
    Sie beugten sich tief über den Lenker und warteten atemlos.
    Der Van jagte vorbei, ohne seine Fahrt zu verlangsamen. Offensichtlich hatte niemand sie bemerkt. Als der Wagen vorüberraste, erhaschte Langdon einen flüchtigen Blick auf eine Person im Fond.
    Es war eine attraktive ältere Frau, eingeklemmt zwischen zwei Soldaten wie eine Gefangene. Ihre Augen waren halb geschlossen, und ihr Kopf bewegte sich kraftlos hin und her, als stünde sie unter Drogen. Sie trug ein Amulett um den Hals und hatte gelocktes silbernes Haar.
    Für einen Moment zog sich Langdons Kehle zusammen.
    Er hatte soeben einen Geist gesehen.
    Die Frau aus seinen Visionen.

KAPITEL 17
    Der Provost stürmte aus dem Kontrollraum und marschierte über das Steuerborddeck der Mendacium , während er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Was sich soeben in dem Wohnhaus in Florenz ereignet hatte, war geradezu unglaublich.
    Er umrundete zweimal das gesamte Schiff, bevor er in sein Büro zurückstapfte und eine Flasche fünfzig Jahre alten Highland-Park-Single-Malt-Whisky hervorholte. Ohne sich ein Glas einzuschenken, stellte er die Flasche ab und kehrte ihr den Rücken zu – um sich selbst zu beweisen, dass er die Dinge noch immer unter Kontrolle hatte.
    Sein Blick wanderte zu einem schweren abgegriffenen Wälzer im Bücherregal: das Geschenk eines Klienten … jenes Klienten, dem er inzwischen am liebsten nie begegnet wäre.
    Wie hätte ich das vor einem Jahr wissen sollen?
    Normalerweise traf sich der Provost nicht persönlich mit Klienten, doch dieser spezielle Kunde war ihm von einer vertrauenswürdigen Quelle empfohlen worden, und so hatte er eine Ausnahme gemacht.
    Es war ein vollkommen ruhiger Tag auf See gewesen, als der Klient mit dem eigenen Hubschrauber auf dem Helipad der Mendacium gelandet war. Der Klient war eine angesehene Persönlichkeit auf seinem Gebiet, sechsundvierzig, gepflegt, außergewöhnlich groß und mit durchdringenden grünen Augen. Der Mann hatte die langen Beine ausgestreckt und es sich im luxuriösen Büro des Provosts bequem gemacht, ehe er zur Sache gekommen war. »Wie Sie wissen, wurden mir Ihre Dienste von einem gemeinsamen Freund empfohlen. Ich will Ihnen zunächst schildern, was ich von Ihrer Organisation benötige.«
    »Nein.« Mit dieser knappen Antwort hatte der Provost gleich klargestellt, wer das Sagen hatte. »Das Protokoll meines Unternehmens verbietet, dass Sie mir irgendetwas schildern. Ich erkläre Ihnen, welche Dienste ich anbiete, und Sie entscheiden, ob und welche davon für Sie von Interesse sind.«
    Der Besucher hatte ihn überrascht angesehen, doch dann aufmerksam zugehört. Letzten Endes waren seine Wünsche nichts Außergewöhnliches für das Konsortium gewesen. Er wollte im Grunde genommen für eine Weile »unsichtbar« werden, um eine Unternehmung abseits neugieriger Augen durchzuführen.
    Ein Kinderspiel .
    In solchen Fällen stellte das Konsortium eine falsche Identität und einen sicheren Ort zur Verfügung, und der Klient verschwand vollkommen von der Bildfläche und konnte seine Arbeit im Geheimen fortsetzen. Das Konsortium fragte niemals nach dem Grund, aus dem ein Klient eine Dienstleistung benötigte. Es gehörte zur Firmenpolitik, so wenig wie möglich über den Auftraggeber zu wissen.
    Der grünäugige Mann hatte sich als geradezu idealer Klient herausgestellt. Ein volles Jahr lang hatte der Provost ihm einen sicheren Hafen verschafft – und dabei einen schwindelerregenden Profit erzielt. Der Provost hatte ihn zu keinem Zeitpunkt kontaktiert, und sämtliche Rechnungen waren rechtzeitig bezahlt worden.
    Bis vor zwei Wochen. Mit einem Schlag war alles anders gewesen.
    Unerwartet hatte sich der Klient mit dem Konsortium in Verbindung gesetzt und ein persönliches Treffen mit dem Provost gefordert. Angesichts der Summen, die der Klient bis dahin gezahlt hatte, war der Provost seiner Bitte nachgekommen.
    Der ungepflegte, zerzauste Mann, der dann auf der Yacht eingetroffen war, hatte kaum noch Ähnlichkeit mit der seriösen Person

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