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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Gerüchten Glauben schenkte, und war auf grausame Weise aus seiner Heimat exiliert worden, um viele Jahre lang voller Sehnsucht durch Italien zu wandern.
    Du wirst dich allem, was du liebst, entwinden, und wirst, wenn dies dir bittern Schmerz erweckt, darin den ersten Pfeil des Banns empfinden , hatte er über seine Verbannung geschrieben.
    Während Langdon sich diese ersten Worte des Siebzehnten Gesangs aus Paradiso ins Gedächtnis rief, blickte er über den Arno und auf die fernen Türme des alten Florenz.
    Er stellte sich die Altstadt vor – unzählige Touristen, verstopfte Gassen und jede Menge Autos auf den Straßen rings um den berühmten Dom, die Museen und Kapellen, Kirchen und Einkaufspassagen. Wenn sie das Trike stehen ließen, könnten sie vermutlich im Gewirr der Menschen einfach verschwinden.
    »Wir müssen in die Altstadt«, rief er Sienna zu. »Wenn es Antworten gibt, dann dort. Das alte Florenz war Dantes Welt.«
    Sienna nickte zustimmend. »Außerdem sind wir da sicherer«, antwortete sie über die Schulter. »Jede Menge Versteckmöglichkeiten. Ich fahre in Richtung Porta Romana, und dann überqueren wir den Fluss.«
    Der Fluss , dachte Langdon beklommen. Dantes berühmte Reise durch die Hölle hatte mit der Überquerung eines Flusses ihren Anfang genommen.
    Sienna gab Gas, und während die Landschaft vorbeihuschte, ging Langdon in Gedanken die Bilder der manipulierten La Mappa dell’Inferno durch. Die Toten und die Lebenden; die zehn Gruben des Malebolge mit dem Pestdoktor und den Buchstaben, die das Wort Catrovacer bildeten; die Worte anstelle der Signatur: Die Wahrheit offenbart sich nur durch die Augen des Todes .
    Ob sie ein Zitat aus Dantes Werk waren?
    Ich kenne die Stelle nicht .
    Langdon war sehr bewandert in Dantes Werk. Er galt als einer der angesehensten Kunsthistoriker mit Spezialisierung auf Ikonografie und Symbole, und so war es nicht verwunderlich, dass man ihn gelegentlich hinzurief, um die große Zahl von Symbolen in Dantes Werken zu interpretieren. Rein zufällig – oder vielleicht auch nicht – hatte er vor zwei Jahren einen Vortrag über Inferno gehalten:
    »Göttlicher Dante – Symbole der Hölle.«
    Dante Alighieri war zu einer Kultfigur der Geschichte geworden. Überall auf der Welt waren Dante-Gesellschaften entstanden. Der älteste amerikanische Zweig war bereits 1881 von Henry Wadsworth Longfellow in Cambridge, Massachusetts gegründet worden. Der berühmte »Kamindichter« aus New England war der erste Amerikaner gewesen, der die Göttliche Komödie ins Englische übertragen hatte: die bis zum heutigen Tage angesehenste und meistgelesene Übersetzung.
    Als bekannter Experte für Dantes Werk war Langdon gebeten worden, bei einer wichtigen Veranstaltung einer der ältesten Dante-Gesellschaften zu sprechen, der Società Dante Alighieri di Vienna. Die Veranstaltung hatte in der Wiener Akademie der Wissenschaften stattgefunden. Der Hauptsponsor – ein reicher Naturwissenschaftler und Mitglied der Gesellschaft – hatte den Vorlesungssaal gemietet, in dem zweitausend Zuhörer Platz fanden.
    Als Langdon vor Ort eingetroffen war, führte der Direktor der Konferenz ihn nach drinnen. Sie durchquerten die Lobby, und Langdon fielen die Worte auf, die in riesigen Buchstaben entlang der Rückwand prangten: WHAT IF GOD WAS WRONG ?
    »Das ist ein Troberg«, flüsterte der Direktor ihm zu. »Unsere neueste Installation. Was halten Sie davon?«
    Langdon starrte den riesigen Text an und wusste keine Antwort. »Äh … die Pinselstriche sind definitiv großzügig. Ist der Künstler kurzsichtig?«
    Der Direktor starrte ihn verwirrt an, und Langdon hoffte, beim Publikum besser anzukommen.
    Als er schließlich das Podium betrat, wurde ihm ein donnernder Applaus zuteil von einer Menschenmenge, die während des gesamten Vortrags ausnahmslos stand.
    »Meine Damen und Herren«, begann Langdon, und seine Stimme dröhnte in den Lautsprechern. »Willkommen, bienvenue, welcome!«
    Das berühmte Zitat aus Cabaret provozierte vereinzeltes Gelächter in der Menge.
    »Man hat mich informiert, dass unser Publikum an diesem Abend nicht nur aus Mitgliedern der Dante-Gesellschaft besteht, sondern auch aus zahlreichen Gastwissenschaftlern und Studenten, die zum ersten Mal mit Dante in Berührung kommen. Für diejenigen unter Ihnen, die bislang zu beschäftigt waren, um mittelalterliche italienische Werke zu lesen, habe ich mir überlegt, mit einem schnellen Überblick über Dante anzufangen – mit

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